Mein auf ewig
spricht – antwortete er: „Ich weiß es nicht.“
Aber er war mal Polizist gewesen. Er wusste, wie groß die Wahrscheinlichkeit war.
Elise wusste es ebenfalls. Sie hatte gegoogelt, nachdem sie Ashleys E-Mails durchgegangen war, und alle Beiträge hatten ihr bestätigt: Die Chance, Ashley lebend zu finden, wurde mit jeder Sekunde geringer. Sie musste irgendetwas unternehmen, selbst wenn es nichts bringen sollte. Wenn sie nichts tat, fing sie an zu grübeln, und das war gefährlich.
Wenn sie anfing, über Ashley nachzudenken und über das, was ihr passiert sein könnte, dann würde sie sich in ein Häufchen Elend verwandeln und nicht mehr auf die Beine kommen.
Sie hätte Ashley niemals allein leben lassen dürfen, sosehr ihre Schwester das auch gewollt hatte! Sie hätte mit ihr zusammenziehen und sie beschützen sollen. Auch vor sich selbst.
Aber Ashley hatte unbedingt frei sein wollen – genau wie Elise. Ihre Mutter hatte sie immer viel zu sehr behütet, und sie hatten sich beide ein bisschen Freiheit verdient. Jedenfalls hatte Elise das geglaubt. Jetzt war klar, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte – aus purem Egoismus. Sie hatte endlich die Welt kennenlernen wollen, und mit ihrer zerstreuten Schwester im Schlepptau wäre das nicht möglich gewesen.
Elise wollte nicht länger egoistisch sein. Sie würde alles tun, um Ashley zu finden, selbst wenn sie sich dabei in Gefahr brachte. Sie würde das Risiko so gering wie möglich halten, aber aufgeben würde sie nicht. Und jemanden, der sich ihr in den Weg stellte, konnte sie nun wirklich nicht brauchen.
Sie blickte zu Trent hoch. „Danke für Ihre Hilfe! Ich weiß das sehr zu schätzen, aber Sie gehen jetzt besser.“
„Wieso? Damit Sie losziehen und Dummheiten machen können?“
„Ich muss duschen.“ Sie wandte sich Richtung Haustür, um ihn hinauszubegleiten.
Trent blieb unbeweglich stehen und versperrte ihr den Weg. „Es könnte Ihnen etwas zustoßen.“
Sie packte ihn an seinem muskulösen Arm und zog ihn zur Tür. „Sie brauchen sich keine Sorgen um mich zu machen. Ich komme schon zurecht.“
„Dummheit ist in Ihrer Familie wohl erblich bedingt.“
„Ashley ist nicht dumm!“, fauchte sie ihn empört an.
„Dann also nur Sie?“, schoss er zurück.
Elise weigerte sich, die Beleidigung an sich heranzulassen. Er wollte sie nur ablenken, und dafür hatte sie keine Zeit. „Bitte gehen Sie jetzt!“
Kopfschüttelnd öffnete Trent die Haustür. „Überlassen Sie die Sache der Polizei“, sagte er und bedachte Elise mit einem enttäuschten Blick. „Sie riskieren Ihr Leben.“
„Ich habe Pfefferspray in meiner Handtasche. Ich komme schon klar.“
„Pfefferspray? Glauben Sie wirklich, dass Ihnen das hilft, wenn es ernst wird?“
„Ja.“ Daran musste sie einfach glauben, sonst wurde ihr Vorhaben zu bedrohlich.
Er trat auf die Veranda hinaus, doch als Elise gerade die Tür schließen wollte, stemmte er sich mit der Hand dagegen. „Hatte Ashley Pfefferspray bei sich?“
„Ja. Mom hat darauf bestanden, dass wir es immer dabei haben.“
„Hat Ashley aber nicht viel geholfen, oder?“
Das war Elise durchaus klar, sie wollte es nur nicht zugeben.
Sie schlug die Tür zu, um sich nicht länger mit ihm und seinen verstörenden Bemerkungen auseinandersetzen zu müssen. Auch ohne diese hatte sie wahrlich schon genug um die Ohren.
Um sicherzugehen, dass er nicht plötzlich wieder im Haus stand, sperrte sie vorsichtshalber die Tür ab.
Heute Abend musste sie eine Rolle spielen, und es würde einige Zeit dauern, bis man ihr Sorgen und Tränen nicht mehr ansah.
Aber dann, wenn sie eins der gewagten Kleider ihrer Schwester angezogen, die Füße in Stöckelschuhe gezwängt und genügend Make-up und Haarspray zum Einsatz gebracht hatte – dann würde sie der perfekte Köder sein.
Heute Abend würde die Jagd beginnen.
Gary hatte den ganzen Tag über immer wieder auf die Uhr geschaut und die Minuten gezählt, bis er endlich die Bank verlassen und nach Hause gehen konnte.
Er freute sich auf Wendy. Und auf sein neues Projekt.
Durch die Glaswände sah Gary eine der Kassiererinnen mit einer Frau zusammen auf sein kleines Büro zusteuern.
Frustriert biss er die Zähne zusammen. Das war mal wieder typisch, dass er zwei Minuten bevor die Bank schloss noch eine Kundin bekam.
Als die beiden durch die offene Tür traten, setzte Gary ein falsches Lächeln auf. „Mr Maitland, das hier ist Gloria. Sie hat ein Girokonto für Studenten und
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