Mein auf ewig
lagen bereits – in getrennten Säcken – im Kofferraum seines Wagens. So hübsch sie auch waren – er hatte keine Verwendung mehr für sie. Aus Erfahrung wusste er, dass der Polizei die Identifizierung viel schwerer fiel und deutlich mehr Zeit kostete, wenn er Kopf und Hände abtrennte.
Gary hatte viel zu viel Spaß, um zu riskieren, dass die Polizei ihm auf die Schliche kam.
Er hatte sich die Leiche gerade über die Schulter geworfen, um sie nach oben zu tragen, als sein Handy klingelte.
Gary zog die Chirurgenhandschuhe aus, griff unter den Einwegplastikkittel und nahm das vibrierende Ärgernis aus der Tasche.
Es war sein Bruder.
„Hallo, Lawrence“, sagte er.
„Wie wäre es, wenn du mir erzählst, was du getrieben hast?“
Gary wusste, wovon Lawrence redete, fand es aber lustiger so zu tun, als habe er keine Ahnung. „Die meiste Zeit habe ich gearbeitet. Und du?“
„Stell dich nicht blöd! Ich habe von der Frau gehört, die du im Sally’s kennengelernt hast.“
„Ich lerne dort jede Menge Frauen kennen.“ Und nicht nur dort. „Du musst dich schon etwas genauer ausdrücken.“
„Du tust es schon wieder, stimmt’s?“, fragte Lawrence leise.
„Was tue ich?“, fragte Gary zurück, um seinen spießigen Bruder auf die Palme zu bringen.
Lawrence seufzte frustriert. „Du wirst noch alles ruinieren! Ich habe ein Geschäft. Es geht einfach nicht, dass mein Bruder sich dermaßen abartig verhält.“
„Abartig? Manche Leute würden es ja eher für abartig halten, wenn jemand mit Toten rumspielt.“
Gary konnte fast schon hören, wie sein Bruder den Rücken durchdrückte und dabei jeder Wirbel knackte. „Ich spiele nicht mit ihnen rum. Was ich mache, ist eine außerordentlich wertvolle Dienstleistung.“
„Du verbrennst und begräbst Leichen. Das ist nicht gerade so, als würdest du Krebs heilen.“
„Ich muss auf meinen Ruf achten, und wenn du so weitermachst, wirst du ihn mir noch zerstören. Du wirst alles zerstören, was ich mir mühsam aufgebaut habe.“
„Nur, wenn man mich kriegt. Und das wird nicht passieren, nicht wahr?“
„Ich erstatte jedenfalls keine Anzeige, falls du das meinst.“
„Wenn du dir so viel Sorgen machst, könntest du mir ja auch helfen. So wie früher.“ Er konnte die Leichen viel leichter entsorgen, wenn sein Bruder sie verbrannte. Keine Komplikationen, kein Ärger, keine Beweise. Zu schade, dass Lawrence vor ein paar Wochen ein Machtwort gesprochen hatte.
Als ob das Gary davon abhalten würde, Frauen aufzutreiben, die er mit nach Hause nehmen konnte! Er hatte schon fast alle Einzelteile beisammen, um für Wendy den perfekten Körper zusammenzunähen, der dann ihren, der bei dem Unfall zerschmettert worden war, ersetzen würde. Das Bein im Kühlschrank war eins der letzten Teile, die ihm noch fehlten. Noch ein paar Kleinigkeiten, dann hatte er es geschafft, und Wendy war wieder heil.
Dann könnte er noch einmal ganz von vorn anfangen. Könnte eine Schwester für Wendy suchen, damit sie nicht allein war. Oder eine Tochter. Sie hatte sich immer ein Kind gewünscht, und jetzt konnte er ihren Wunsch in Erfüllung gehen lassen.
Bei dem Gedanken fing sein Herz wie wild an zu klopfen, und er umklammerte den Telefonhörer noch fester.
„Nein“, sagte Lawrence gerade. „Meine Firma hat einen guten Ruf, und den setze ich weder für dich noch für sonst irgendjemanden aufs Spiel.“
„Da habe ich aber was anderes gehört“, entgegnete Gary. „Ich habe gehört, du arbeitest für eine der Mafiafamilien, hilfst ihnen so, wie du mir auch geholfen hast.“
„Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest“, erwiderte Lawrence, seine Stimme eine Mischung aus Arroganz und Empörung.
„Das weißt du sehr gut. Aber mir ist das egal. Je mehr Leichen, desto mehr Spaß, nicht wahr?“
„Hör auf, Gary, und zwar sofort! Schluss jetzt!“
„Oder? Was willst du sonst machen? Mich von deinen neuen Mafiafreunden abknallen lassen?“
„Führe mich nicht in Versuchung.“
„Das wirst du nicht tun. Dafür ist es zu spät. Du bist schon längst zum Komplizen geworden.“ Gary gefiel es, seinen Bruder einzuschüchtern.
Lawrence hatte schreckliche Angst davor, im Gefängnis zu landen. Er war ein fast schon paranoider Schwulenhasser und fest überzeugt, im Gefängnis würde ihn jemand zu seinem Spielzeug machen.
Lange war es still in der Leitung. Dann sagte Lawrence: „Du wirst nachlässig. Die Leute stellen Fragen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis man
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