Mein auf ewig
Ashley.
„Erzähl es ihr“, sagte Trent.
Officer Tindle setzte sich vorne auf die Stuhlkante. Seine Knie stießen an den Couchtisch, den Ashley aus alten Plattencovern zusammengebaut hatte. Sie hatte sie zu gebogenen Stapeln zusammengeklebt, die in hellen Farben leuchteten. Oben auf den beiden Stapeln thronte eine Glasplatte, in die Pfauenfedern eingelassen waren.
Ashleys Zeichenblock lag offen da, inmitten einiger Stifte, als würde sie jeden Moment zurückkommen und ihre Arbeit wieder aufnehmen.
„Heute Morgen wurde die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ihre Identität konnte noch nicht festgestellt werden, aber Größe und Körperbau stimmen mit dem Ihrer Schwester überein. Können Sie mir sagen, ob sie irgendwelche besonderen Merkmale hatte?“
„Merkmale?“, fragte Elise, die verzweifelt versuchte, ihre Gehirnzellen zum Arbeiten zu bewegen, damit sie verstand, was man von ihr wollte.
„Narben, Tätowierungen“, erklärte Trent.
Elises Kopf war völlig leer. „Ich … kann mich nicht erinnern.“
Trent nahm ihr das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann nahm er ihre kalten, steifen Finger in seine warmen Hände und drückte sie sanft. „Ist sie mal operiert worden?“
„Nein. Sie war nie krank.“
„Und Tätowierungen? Hat sie Ihnen mal erzählt, dass sie sich ein Vogeltattoo hat stechen lassen?“
Elise schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Dafür liebt sie Veränderung zu sehr.“ Aber Pfauen liebte Ashley ebenfalls. Vielleicht hatte sie sich wirklich tätowieren lassen, doch Elise brachte es nicht über sich zu fragen, um was für einen Vogel es sich bei dem Tattoo handelte. Sie wollte es gar nicht erst wissen.
„Schau sie dir doch an“, sagte Bob. „Sie weiß ja gar nicht, wovon sie redet. Sie muss sich erst mal beruhigen, bevor sie uns helfen kann.“
Die geringschätzige Art, mit der der Polizist von ihr sprach, machte Elise wütend, und diese Wut half ihr, wieder einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. „Ich tue alles, was Ashley helfen kann.“
„Dann denken Sie genau nach. Hat Ashley sich jemals ein Tattoo machen lassen?“, fragte Bob.
„Wenn, dann hat sie mir nie davon erzählt.“
„Wie sieht es mit Piercings aus?“
Elise nickte. „Ihr linkes Ohr hat zwei Löcher. Das rechte eins. Sie hat mir erzählt, dass sie sich an ihrem 21. Geburtstag ein Nasenpiercing hat machen lassen. Aber ich habe sie seither nicht mehr gesehen.“ Warum hatte sie sich nicht häufiger die Zeit genommen, Ashley zu besuchen? Wie hatte sie zulassen können, dass ihr ihre Karriere wichtiger wurde als ihre Schwester?
Bob rieb sich die Augen, als würden sie ihn jucken. „Anhand solcher Piercings können wir ihre Identität leider nicht feststellen.“
„Wieso?“
„Das haben Sie gut gemacht, Elise“, kam Trent Officer Tindle zuvor. „Falls Ihnen noch mehr einfällt, teilen Sie uns das bitte unbedingt mit, okay?“ Seine Stimme klang sanft, und er wählte seine Worte sehr sorgfältig.
Irgendetwas enthielt er ihr vor.
„Wieso hilft die Information über die Piercings nicht weiter? Wenn das was mit Ashley zu tun hat, habe ich das Recht, es zu erfahren.“
„Wir wissen nicht, ob es sich um Ashley handelt. Sie müssen sich das nicht antun, wenn es gar nicht nötig ist.“
„ Was muss ich mir nicht antun? Ich bin doch schon halb wahnsinnig vor Angst, die tote Frau könnte meine Schwester sein. Wie viel schlimmer kann es denn noch werden?“
„Viel schlimmer“, entgegnete Trent.
Bob schüttelte den Kopf. „Mir gefällt das genauso wenig, aber es kommt sowieso in Kürze in den Nachrichten. Mir ist lieber, sie erfährt es von uns.“
„Was erfahre ich?“ Elise schrie es schon fast.
„Die Frau wurde geköpft. Der Kopf konnte noch nicht gefunden werden.“
Oh Gott! Nein!
Die Welt stand still, und Elise war wie gelähmt. Plötzlich konnte sie nichts mehr sehen, alles um sie herum wurde schwarz. Sie streckte die Hand aus, um sich irgendwo festzuhalten, und im nächsten Moment spürte sie, wie sie gegen etwas Warmes, Festes gedrückt wurde.
Der Schmerz war so heftig, dass er sie schier zerriss.
Die hübsche, einzigartige Ashley. Ohne Kopf.
Elise bekam keine Luft mehr. Ihr Kummer drückte sie zu sehr nieder – er würde sie zermalmen. Er würde sie einfach umbringen.
Sie wünschte nur, es würde schneller gehen und sie läge bereits im Sterben.
„Geh jetzt“, hörte sie Trents tiefe Stimme an ihrem Ohr. „Besorg den Durchsuchungsbefehl, bevor es zu
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