Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein auf ewig

Mein auf ewig

Titel: Mein auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Butcher
Vom Netzwerk:
Sie war sich nicht sicher, ob sie genügend Kraft hatte, um sich anzuschauen, was ihre Schwester an jenem Tag gemacht hatte – wie normal ihr Leben am Tag vor jener Nacht gewesen war.
    Aber es war unumgänglich. Elise musste die Datei öffnen.
    Das erste Dutzend Fotos war aus Ashleys Wohnzimmerfenster heraus geschossen worden. Die Fotos zeigten Trent beim Rasenmähen. Sein nackter Oberkörper glänzte in der hellen Morgensonne.
    Bei dem Anblick schlug Elises Herz schneller, doch sofort fühlte sie sich schuldig, weil sie sich Zeit nahm, genüsslich diese Bilder zu betrachten, obwohl sie doch Wichtigeres zu tun hatte.
    Rasch klickte sie sich durch die Serie durch. Die nächste bestand aus vier Fotos von einem Vogel in Ashleys Garten, drei von Eichhörnchen, eins von einem Hasen, zwei von einer Joggerin und ihrem Hund. Dann kamen zwei, die sie im Badezimmer aufgenommen hatte, wo sie sich im Spiegel fotografiert hatte.
    Elise musste darüber lächeln, wie ihre Schwester sich zum Narren gemacht hatte, und gleichzeitig traten ihr Tränen in die Augen. Diese ungezwungene Hingabe war so typisch für Ashley.
    Das nächste Foto war ebenfalls ein Selbstporträt, nur hatte Ashley diesmal die Kamera auf Armeslänge vor sich gehalten, um sich zu fotografieren. Den Mund hatte sie zum Kuss gespitzt, und ihre grünen Augen strahlten, dass es Elise bei ihrem Anblick schier das Herz zerriss.
    Das war genau das Foto, das Elise für ihren Aushang brauchte. Bei diesem Bild würden die Leute auf jeden Fall stehen bleiben.
    Elise gab der Datei einen neuen Namen, um sie schneller wiederfinden zu können, dann sah sie noch rasch den Rest der Fotos durch, um sich zu vergewissern, dass es kein noch besseres gab. Aber das gab es nicht. Nur noch mehr Vögel und eine Nahaufnahme von einer Stubenfliege. Die letzten Aufnahmen zeigten einen Blauhäher, der auf einem Zweig in Ashleys Garten saß. Die Sonne ging gerade unter, und die Farben waren seltsam rosa, doch da war auch noch etwas anderes, das Elise innehalten und das Foto genauer betrachten ließ.
    Sie starrte den Vogel an, ohne zunächst irgendetwas Auffälliges entdecken zu können, dennoch lief ihr ein Schauder über den Rücken. Ihre Augen hatten etwas gesehen, das ihr Gehirn noch nicht verarbeiten konnte.
    Elise druckte das Foto aus und ging damit zu dem Fenster, von dem aus Ashley fotografiert hatte. Sie verglich jede Einzelheit mit dem, was tatsächlich draußen zu sehen war. Zunächst fiel ihr kein Unterschied auf – außer dass der Vogel fehlte –, doch dann entdeckte sie einen seltsamen Knoten am Stamm des Baums auf dem Foto, der am echten Baum fehlte.
    Sie führte das Foto näher an die Augen und versuchte, den verschwommenen Hintergrund zu erfassen.
    Das war kein Knoten. Das war eine Hand, eine behandschuhte Hand. Auf dem Boden neben dem Baum zeichnete sich in dem rosa Licht der lange, verformte Schatten eines Mannes ab, der sich hinter dem dicken Baumstamm verbarg.
    Jemand hatte vor Ashleys Haus gestanden.
    Furcht packte Elise, und ihr wurde eiskalt.
    Sie starrte das Foto an, bis es genauso zitterte wie ihre Hand. Sie eilte zum Computer zurück und ging die ganzen letzten Fotos eins nach dem anderen noch einmal durch. Während sie sie ausdruckte, sah sie jedes genauestens an.
    Auf dem letzten Foto war ein Teil eines männlichen Gesichts zu erkennen, eine Wange, ein Auge und ein Teil des Kinns.
    Er starrte direkt in die Kamera. Er hatte Ashley beobachtet.
    Elise holte tief Luft. Sie musste sich beruhigen und sich überlegen, was sie nun tun sollte.
    Die Polizei musste dieses Foto bekommen. Und die Presse ebenfalls. Elise musste es an die Öffentlichkeit bringen, damit sich jemand meldete, der diesen Mann identifizieren konnte.
    Die Frage, ob Ashley vielleicht in einen Autounfall verwickelt war, stellte sich nicht länger. Sie war nicht von der Straße abgekommen. Sie saß nicht eingeklemmt in ihrem limonengrünen Volvo. Elise wusste nicht, wo sie steckte, aber dieser Mann wusste es.
    Und Elise würde ihn finden.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde immer intensiver.
    Gloria sah in den Rückspiegel, fest überzeugt, der Teufel selbst müsse ihr auf der Stoßstange sitzen. Stattdessen war da hinter ihr nur ein Minivan mit einer müde aussehenden Frau am Steuer und einem Haufen Kinder auf den Rücksitzen.
    An der nächsten Kreuzung bog Gloria nach links ab. So würde sie zwar zu spät zum Unterricht kommen, aber das sollte ihr egal sein. Sie musste herausfinden, wer sie da

Weitere Kostenlose Bücher