Mein auf ewig
ich. Um die habe ich mich wie vereinbart gekümmert.“
„Hoffentlich haben Sie gründlich gearbeitet. Zu Ihrem eigenen Besten.“
„Habe ich. Das Foto ist sehr undeutlich. Es ist nur ein Teil des Gesichts zu sehen, aber ich habe Gary trotzdem erkannt. Er steht hinter einem Baum, das meiste von ihm ist verdeckt. Die beiden wissen nicht, wer er ist – deshalb fragen sie rum.“
„Wollen Sie damit sagen, sie zeigen das Foto allen möglichen Leuten?“
„Genau. Jetzt im Moment. Soll ich sie daran hindern?“
„Nein, das würde viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich kümmere mich drum.“
„Und mein Geld?“, fragte Steve.
„Das bekommen Sie schon noch.“
Dann war die Leitung tot, und Steve eilte wieder hinter den Tresen. Er wollte dieses Paar unbedingt im Auge behalten – für alle Fälle. Er hatte bereits ein kleines Vermögen an ihnen verdient, und wenn er es geschickt anstellte, ließ sich vielleicht noch mehr rausschlagen.
Gary verknotete den letzten Faden, streifte die Handschuhe ab und zog sein Handy heraus. Der Anrufer war sein Bruder. „Ein bisschen spät für einen kleinen Plausch, findest du nicht?“
„Ich wusste, dass du noch auf bist. Und ich vermute, du bist nicht allein.“
„Könnte man so sagen.“ Gary sah auf sein Geschöpf hinunter und lächelte. Er hatte die besten Teile von Dutzenden von Frauen genommen und sie zu einem wunderschönen Körper für Wendy zusammengenäht, als Ersatz für den, der bei dem Unfall zerquetscht worden war.
Der Kopf und die linke Hand waren Wendys – er hatte sie nach der Beerdigung wieder ausgegraben –, aber der Rest stammte von Frauen, die er im Lauf der Jahre kennengelernt hatte. Jedes kleine angenähte Stück Fleisch war eine erregende Erinnerung an die Zeit, die er mit ihnen verbracht hatte. Voller Genuss dachte er an ihre Angst zurück und an ihre Perfektion. Die Stücke hatten sich zu einem großartigen Gesamtwerk zusammengefügt – die Hand seiner Frau war an Jackies rechten Unterarm angenäht, dieser wiederum an Melindas Ellbogen und immer so weiter.
Er bewahrte sie in der Tiefkühlkammer auf und holte sie jeweils nur so lange heraus wie er brauchte, um sie mithilfe eines Föns an der Stelle aufzutauen, an die er ein Stück annähen wollte. Im Moment ergänzte er das Flickwerk gerade um Susans linkes Schienbein.
Es passte perfekt, genau wie er erwartet hatte. Nur das Beste war gut genug für Wendy.
„Die Frau, die du im Sally’s kennengelernt hast. Die musst du unbedingt loswerden.“
„Sobald ich mit ihr fertig bin.“
„Nein. Sofort! Bring sie her, ich kümmere mich um die Einäscherung.“
„Du hast doch gesagt, du willst mir nicht mehr helfen.“
„Da habe ich auch noch gedacht, dass du dann aufhörst. Aber inzwischen ist mir klar, dass du nie aufhören wirst. Habe ich recht?“
Wie hätte er aufhören sollen? Wie hätte er sein Vorhaben aufgeben sollen, seiner Frau zurückzugeben, was er ihr genommen hatte? Schließlich war er an dem Unfall schuld gewesen, bei dem ihr Körper zerschmettert worden war. Wenn er sorgfältiger mit ihr umgegangen wäre, wären sie an dem Abend gar nicht im Auto gesessen. Er allein war schuld an ihrem Tod.
Wendy war die einzige Frau gewesen, bei der er sich vollwertig und lebendig gefühlt hatte. Sie war unterwürfig, demütig und gehorsam gewesen. Nie hatte sie seine Bedürfnisse infrage gestellt, nie verlangt, dass sie ein Codewort ausmachten für den Fall, dass er ihre Grenzen überschritt. Sie hatte sich ihm bedingungs- und rückhaltlos hingegeben. Eine derart perfekte Frau würde es für ihn nie wieder geben. Als sie starb, war auch ein Teil von ihm gestorben. Zurückgeblieben war ein tiefes, weit aufklaffendes Loch. An manchen Tagen ließ es sich mit den Schreien seiner Gäste füllen, aber eben nur an manchen.
Heute hatte nichts dieses Loch füllen können, und er sehnte sich verzweifelt nach Trost.
Deswegen war er hierhergekommen, in die Kühlkammer, in der er seine geliebte Wendy aufbewahrte. Sie war noch immer nicht vollständig, aber sobald er Susans Schienbein angenäht hätte, wäre sie der Vollendung wieder ein Stück näher. Und auch er würde sich ein bisschen vollständiger fühlen.
„Ich habe noch eine Menge zu tun heute Abend“, sagte er zu Lawrence. „Ich kann nicht kommen.“
„Sie werden dich kriegen. Du bist zu unvorsichtig.“
Nur gut, dass Lawrence nichts von Constance wusste. Das hätte ihm ganz und gar nicht gefallen. Vermutlich ging er davon aus,
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