Mein auf ewig
trat mit einem Tablett voller Essen ins Zimmer.
Gott sei Dank! Sie hatte solchen Hunger!
Gary war ein gut aussehender, tadellos gekleideter Mann. Aber was sie im Sally’s vor allem angezogen hatte, war sein Selbstvertrauen. Er bewegte sich, als gehörte ihm die ganze Welt, als ließe er alle anderen nur aus reiner Herzensgüte mit darauf leben.
Wenn Ashley doch bloß gemerkt hätte, dass das alles nur aufgesetzt war! Er war ganz und gar kein gütiger Mensch. Wie auch, wenn er Frauen gegen ihren Willen festhielt? Wenn er ihnen Dinge antat, die sie laut aufschreien ließen?
Ashley betete, dass er ihr nicht dasselbe antun würde – dass sie einen Fluchtweg finden würde, bevor es dazu kam.
Sein dunkles Haar war ordentlich geschnitten und sorgfältig gekämmt. Alles an seinem Äußeren wirkte gepflegt, aber in keiner Weise auffällig oder gar ausdrucksstark. Außer seinen Augen. Sie hatten eine äußerst seltsame Farbe: golden und doch irgendwie schmutzig, wie Sonnenlicht, das sich in einer Öllache spiegelt. Wenn er merkte, dass sie Angst bekam, schienen sie von innen heraus zu glühen.
Dämonenaugen.
„Bist du bereit, dich zu entschuldigen?“, fragte er.
Ashley war nie ein sonderlich helles Köpfchen gewesen, aber dass sie aus diesem Schlamassel am ehesten herauskam, wenn sie mitspielte, war ihr durchaus klar.
Sie senkte den Blick und gab sich Mühe, zerknirscht zu wirken. „Es tut mir leid.“
„Was tut dir leid? Wie willst du es denn lernen, wenn du nicht mal weißt, was du falsch gemacht hast?“
Ihr tat leid, dass sie sich von ihm hatte anbaggern lassen. Ihr tat leid, dass sie so blöd gewesen war, sich von ihm einen Drink spendieren zu lassen, in den er weiß der Teufel welche Droge getan hatte. Ihr tat leid, dass sie sich von ihm in sein Haus hatte abschleppen lassen.
„Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe.“
„Entschuldigung angenommen. Jetzt iss was. Wir haben heute Abend noch was vor.“
Ein Hoffnungsschimmer blitzte in ihr auf. „Gehen wir aus?“ Sie würde weglaufen oder aus dem Auto springen können, notfalls auch während der Fahrt.
Er stellte das Tablett auf dem kleinen Tisch ab und gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, sie solle sich setzen. „In gewisser Weise, ja. Hier ist jemand, den ich dir gern vorstellen würde.“
Ashley setzte sich, und er ließ sich geschmeidig auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder. Sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihr grauste, wenn er ihr so nahe kam.
Sie biss in das Sandwich, wobei sie sich fragte, ob es wohl auch eine Droge enthielt. Aber sie war zu hungrig, um sich darüber lange Gedanken zu machen. Außerdem hatte sie Angst, ihn wütend zu machen, wenn sie das Brot auf irgendwelche Auffälligkeiten hin untersuchte. „Wer denn?“
„Du wirst sie noch früh genug kennenlernen. Iss nicht so schnell! Du musst sorgfältig kauen.“
Gehorsam aß Ashley langsamer.
„Wie lange bin ich schon hier?“, fragte sie.
„Wieso? Gefällt dir dein Zimmer nicht?“
Die sarkastische Antwort, die ihr auf der Zunge lag, schluckte sie mit einem Bissen trockenen Brots hinunter. „Ich bin nur neugierig. Es ist seltsam, wenn man nicht weiß, welcher Tag und welche Uhrzeit ist.“
„Ich mache dir das Geschenk der Zeitlosigkeit. Du musst dich hier um nichts kümmern. Keine Arbeit, kein Unterricht, keine Rechnungen, keine Verpflichtungen. Du bist völlig frei.“
„Frei? Aber ich kann doch nirgendwo hingehen und nichts tun.“
„Du kriegst schon bald genug zu tun.“
Sie hob den Blick. Er lächelte, und seine Augen funkelten auf eine Art, dass sich ihr der Magen vor Entsetzen zusammenzog.
Das Essen in ihrem Mund verwandelte sich in Kitt und drohte sie zu ersticken. Mit einem Schluck Wasser versuchte sie es hinunterzuspülen. Er beobachtete sie amüsiert, und seine Mundwinkel glitten nach oben.
Er spielte mit ihr, und sie hatte keine Ahnung, was besser für sie war: ihn weiter bei Laune zu halten oder sie ihm zu verderben. Die Vorstellung, er könnte wieder wütend werden, machte ihr höllische Angst.
Mit dem nächsten Schluck Wasser gelang es ihr endlich, den Kampf mit dem Essen zu gewinnen. „Was soll das heißen?“, fragte sie.
„Es ist eine Überraschung.“
„Ich mag keine Überraschungen.“
Sein Lächeln erstarb. „Beschwerst du dich etwa? Jammerst du rum? Vielleicht brauchst du diesmal gleich ein paar Tage ganz für dich allein, um dir zu überlegen, was du getan hast, und nicht
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