Mein Auge ruht auf dir - Thriller
gestern Morgen nach New York gefahren. Haben Sie es schon auf ihrem Handy probiert?«
»Sie ist weder in ihrer New Yorker Wohnung, jedenfalls geht sie dort nicht ran, noch ist sie in ihrem Büro zu erreichen.«
»Vielleicht ist sie gerade unterwegs in die Stadt«, schlug Alvirah vor. »Gestern hatte sie ja auch fast den ganzen Tag ihr Handy ausgeschaltet.«
»Das ist nicht alles«, beeilte sich Betty anzufügen. »Mariah ist normalerweise sehr ordentlich. Sie lässt nie ihre Kleidung im Zimmer herumliegen. Aber heute Morgen war ihr Nachthemd auf dem Boden. Und sie hat Wasser auf dem Nachttisch verschüttet und sich nicht die Mühe gemacht, es aufzuwischen. Die Schranktür stand offen. Zwei Jacken sind vom Bügel gerutscht, als hätte sie sich hastig etwas gegriffen und Hals über Kopf das Haus verlassen. Und die Perlenkette, die ihr ihr Vater geschenkt hat, liegt noch auf dem Toilettentisch. Die bewahrt sie immer im Safe auf. Ich dachte mir, es hätte einen Notfall bei ihrer Mutter im Krankenhaus gegeben. Aber als ich dort anrief, sagte man mir, Kathleen habe eine ruhige Nacht verbracht. Und Mariah hat sich dort heute noch nicht blicken lassen.«
Alvirahs Gedanken rasten. »Was ist mit ihrem Wagen?«, fragte sie.
»Der fehlt.«
»Sieht es so aus, als hätte ein Kampf stattgefunden?«
»Ich würde sagen, nein. Eher, als hätte sie es fürchterlich eilig gehabt.«
»Was ist mit den Scotts? Haben Sie mit denen schon gesprochen?«
»Nein. Mrs. Scott schläft gern länger.«
»Gut. Ich werde Mr. Scott anrufen. Ich habe seine Handynummer. Wenn Sie etwas von Mariah hören, melden Sie sich bitte umgehend. Das tue ich ebenfalls, falls ich etwas herausfinde.«
»Mach ich. Alvirah, ich komme noch um vor Sorgen. Rory und Lillian sind doch auch verschwunden. Meinen Sie, es besteht ein Zusammenhang …«
»Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Betty. Ich rufe Sie später an.« Alivrah war bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Sobald sie aufgelegt hatte, wählte sie mit zitternden Fingern Lloyds Nummer. Wie befürchtet hatte auch er seit dem Vortag mit Mariah nicht mehr gesprochen.
»Ich bin seit einer Stunde in der Kanzlei«, sagte Lloyd. »Mariahs Wagen stand nicht in der Einfahrt, als ich an ihrem Haus vorbeigekommen bin. Aber vielleicht hat sie es in der Garage abgestellt.«
»Es steht nicht in der Garage«, erwiderte Alvirah. »Lloyd, auf mein Gefühl ist meistens Verlass. Rufen Sie sofort die Detectives an, sie sollen Mariahs Handy orten und umgehend mit Wally Gruber das Phantombild anfertigen. Wenn dabei ein Gesicht herauskommt, das wir kennen, wissen wir, wo wir nach Mariah suchen müssen.«
Falls es dann nicht schon zu spät ist, dachte sie.
Aber diesen fürchterlichen Gedanken versuchte sie zu verdrängen, als sie den Hörer auflegte.
75
E r wusste nicht genau, was er tun sollte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er nicht alles unter Kontrolle. Würde das Phantombild jemanden zeigen, der nur in der Fantasie dieses Gauners existierte? Oder würde es Ähnlichkeit mit der Person haben, die er jetzt im Spiegel vor sich sah?
Im Internet hatte er sich das Bild angesehen, das auch die Zeitungen abgedruckt hatten und das ihn mit den anderen bei Jonathans letzter Ausgrabung zeigte. Er hatte es ausgedruckt. Sollte mir das Phantombild ähnlich sehen, werde ich den Polizisten dieses Bild vorlegen. »Sehen Sie doch, daher stammt das sogenannte Phantombild.« Dann würde sein Wort gegen das eines rechtskräftig verurteilten Verbrechers stehen, der nur darauf aus war, seine Haftstrafe zu verringern.
Aber sobald sich die Polizei mit seiner Vergangenheit beschäftigte, würde herauskommen, dass Rory ins Gefängnis musste, weil sie Geld von seiner Tante gestohlen hatte, bei der sie als Krankenpflegerin beschäftigt gewesen war. Und sein Lügengebäude würde wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Er hatte seine Tante nur einmal besucht, als Rory bei ihr gearbeitet hatte, und Rory hatte ihn nicht erkannt, als sie die Stelle bei Jonathan angetreten hatte. Aber ich habe sie erkannt, dachte er, und sie für meine Zwecke eingespannt, als es nötig wurde. Sie musste sich mir fügen, schließlich wusste ich, dass sie gegen ihre Bewährungsauflagen verstoßen hat. Und außerdem war sie ganz scharf auf das Geld, das ich ihr angeboten habe. Also hat sie an dem Abend Jonathans Waffe im Blumenbeet abgelegt und mir die Tür offen gelassen.
Er hatte Mariah und Lillian vom Motel-Parkplatz zu seinem Lagerhaus in New
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