Mein Auge ruht auf dir - Thriller
das sein Abendessen sein sollte.
Die einleitenden Worte des CBS-Nachrichtenmoderators ließen ihn zusammenfahren: »Dramatische Wen dung im Mordfall Jonathan Lyons. Augenzeuge hat mög licherweise das Gesicht des Mörders gesehen. In Kürze mehr.«
Mit wachsender Ungeduld wartete er auf das Ende der Werbung.
Daraufhin erschienen die beiden Moderatoren Chris Wragge und Dana Tyler. »Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im Bergen County hat bestätigt, dass der im Nachbarhaus des ermordeten Professors Jonathan Lyons gestohlene Schmuck wiedergefunden wurde«, begann Wragge. »Allerdings wurde weder bestätigt noch dementiert, dass der wegen des Einbruchs festgenommene Wally Gruber unmittelbar nach Professor Lyons’ Ermordung angeblich jemanden aus dem Haus flüchten sah und behauptet, die betreffende Person exakt beschreiben zu können. Unbestätigten Angaben zufolge soll Gruber, der sich wegen seiner Vergehen in New York im Moment auf Rikers Island in Untersuchungshaft befindet, morgen nach New Jersey überstellt werden, um bei der Staatsanwaltschaft in Hackensack für ein Phantombild die Beschreibung jener Person abzugeben, die er an jenem Montagabend vor nahezu zwei Wochen gesehen haben will.«
»Stellen Sie sich vor, er sagt die Wahrheit und liefert die Beschreibung einer Person, die von jemandem identifiziert wird«, schaltete sich Dana Tyler ein. »Die Anklage gegen Kathleen Lyons müsste sofort fallen gelassen werden.«
Währenddessen wurden erneut Aufnahmen von Kath leens Anhörung gezeigt, bei der sie in leuchtend oran gefarbener Gefängniskleidung vor den Richter trat.
Das hat Alvirah also gemeint, als sie sagte, morgen könnte alles vorbei sein, dachte sich Richard. Kathleen könnte entlastet und freigelassen werden. Er schaltete von einem Sender zum nächsten. Alle brachten die gleiche Meldung.
Um halb sieben griff er sich seinen Autoschlüssel und stürmte aus der Wohnung.
71
U m achtzehn Uhr sahen Alvirah und Willy ebenfalls die CBS -Nachrichten. Sorgenfalten erschienen auf Alvi rahs sonst so fröhlichen Gesichtszügen, wie Willy bemerkte. Alvirah hatte ihm nach ihrem Telefonat mit Mariah bereits berichtet, dass der Einbrecher möglicherweise jemanden gesehen hatte, der nach Jonathans Ermordung aus dem Haus geflüchtet war.
»Meine Liebe, ich dachte, das wäre streng geheim«, sagte Willy. »Wie kommt es, dass sie jetzt in den Nachrichten darüber berichten?«
»Solche Sachen lassen sich nur schwer geheim halten«, antwortete Alvirah mit einem Seufzer. »Es gibt immer jemanden, der der Presse einen Tipp zukommen lässt.« Sie schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Gott sei Dank ist nächste Woche mein Friseur wieder da«, sagte sie. »Sonst sind die Haarwurzeln bald so weiß, dass ich eine Kapuze tragen muss.«
»Kaum zu glauben, aber am kommenden Montag ist schon Labor Day«, sagte Willy, während er zum Central Park hinaussah, wo die Bäume noch dicht belaubt waren. »Und bevor man sich’s versieht, ist der Winter da, und alles ist fort.«
Alvirah sah zu ihm. Sie ging auf seine Bemerkung über den Wandel der Jahreszeit ebenso wenig ein, wie er auf ihre Bemerkung über ihre Haare eingegangen war, stattdessen fragte sie: »Willy, wenn du der Täter wärst, der an dem Abend aus dem Haus gelaufen ist, was würdest du dir dann jetzt denken?«
Willy drehte sich vom Fenster weg und wandte sich ganz seiner Frau zu. »Na, ich würde mir überlegen, was in dem Fall am besten zu tun wäre. Ich könnte zum Beispiel sagen, dass der Gauner mich mit Jonathan gesehen hat und mir aus irgendwelchen Gründen den Mord anhängen möchte.«
Er setzte sich in seinen bequemen Sessel und ver kniff sich einen Kommentar darüber, dass er allmählich Hunger bekam und sie sich doch zum Essen begeben könnten. »Nach Jonathans Ermordung war in einigen Zeitungen ein großes Foto von ihm mit seiner Ausgrabungsgruppe in Ägypten abgedruckt. In den Artikeln waren die betreffenden Personen als seine engsten Freunde bezeichnet worden. Wäre die Polizei hinter mir her, würde ich also sagen, der Typ könnte mich einfach in der Zeitung gesehen haben und mich jetzt an den Pranger stellen, damit er für sich etwas herausschlagen kann.«
»Das wäre möglich«, stimmte Alvirah zu. »Aber angenommen, das Phantombild zeigt den wahren Täter, und es stellt sich heraus, dass es wirklich einer von Jonathans Freunden ist. Alle haben der Polizei erzählt, wo sie sich an jenem Abend aufgehalten haben. Sobald jemand den Täter
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