Mein Auge ruht auf dir - Thriller
durch.
Simon Benet stand der Schweiß auf der Stirn. »Wäre zur Abwechslung mal ganz nett, wenn die Klimaanlage funktionieren würde«, beschwerte er sich. »Und kannst du mir verraten, warum ich mir keinen Eiskaffee besorgt habe?«
»Weil du Eiskaffee nicht magst«, erwiderte Rodriguez ruhig. »Und ich auch nicht.«
Sie lächelten sich kurz an. Wieder musste Simon Benet an Ritas bewundernswertes Geschick denken, mit dem sie Zeugen auf Widersprüche in ihren Aussagen hinwies, sodass die Betreffenden den Eindruck hatten, sie wollte ihnen nur helfen, sie aber keinesfalls beim Lügen ertappen.
Zusammen gaben sie ein wirklich gutes Team ab.
»Diese Krankenpflegerin, Rory Steiger«, begann Benet, »ist eine ziemliche Klatschtante und hat so einiges erzählt, was sich am Montagabend im Haus abgespielt hat. Gehen wir also noch mal durch, was wir haben.« Er l as von seinen Notizen ab. »Steiger hat am Samstag und Sonntag normalerweise frei, aber die Wochenendpflegerin wollte auf eine Hochzeit und hat sie deshalb gebeten, mit ihr zu tauschen. Aber dann hat sie es nicht geschafft, bis Montagabend zurückzukehren, und Professor Lyons hat Steiger trotzdem nach Hause geschickt, weil er meinte, er könne seine Frau einen Abend auch mal allein versorgen.«
Er fuhr fort: »Laut Steigers Aussage hatte sich Professor Lyons tagsüber in New York aufgehalten. Gegen siebzehn Uhr kam er nach Hause und wirkte müde, sogar deprimiert. Auf die Frage, wie es seiner Frau ginge, teilte ihm Steiger mit, dass sie sehr aufgewühlt sei. Um achtzehn Uhr servierte die Haushälterin das Essen. Steiger hatte eigentlich vor, sich mit einer Freundin in Manhattan zu einem späten Abendessen zu treffen, leistete ihnen aber noch Gesellschaft. Mrs. Lyons sprach wieder davon, dass sie nach Venedig wollte, und der Professor versprach schließlich – wahrscheinlich, um sie zu besänftigen –, dass sie bald für zweite Flitterwochen dorthin fliegen würden.«
»Was offensichtlich ein Fehler war«, schaltete sich Rodriguez ein. »Denn laut Steiger hat sich Mrs. Lyons darüber fürchterlich aufgeregt und angeblich gesagt: ›Du meinst, diesmal nimmst du mich mit statt Lily? Ich glaube dir nicht.‹ Daraufhin wollte sie ihn anscheinend nicht mehr sehen, sie kniff die Augen zu und weigerte sich, noch etwas zu essen. Steiger brachte sie nach oben ins Bett, wo sie sofort einschlief.«
Die Detectives sahen sich an. »Ich weiß nicht mehr – hat Steiger erwähnt, ob sie ihr an diesem Abend noch ihre Medikamente gegeben hat?«, fragte Benet.
»Sie hat gesagt, Mrs. Lyons sei so müde gewesen, dass es nicht notwendig war«, antwortete Rodriguez. »Dann ist sie nach unten gegangen, wo die Haushälterin Betty Pierce sich gerade auf den Nachhauseweg machte und der Professor seine zweite Tasse Kaffee mit ins Arbeits zimmer nahm. Steiger sah kurz bei ihm vorbei, um sich zu verabschieden.«
Rita sah ihn an. »Recht viel mehr haben wir nicht. Steiger hat sich noch vergewissert, dass die Eingangstür abgesperrt war. Sie und Betty Pierce verlassen das Haus immer über die Küchentür, weil sie hinten parken. Sie schwört, dass auch diese Tür abgesperrt war. Dass Professor Lyons eine Waffe in einer Schreibtischschublade im Arbeitszimmer aufbewahrt, war ihr völlig neu.«
Beide klappten ihre Notizblöcke zu. »Wir haben also ein Haus, in dem sich normalerweise eine Krankenpflegerin aufhalten würde, keinerlei Einbruchspuren, eine an Demenz leidende Ehefrau, die wütend auf ihren Mann war und im begehbaren Schrank gefunden wurde, wo sie die Waffe in der Hand hielt, mit der er erschossen worden ist. Und wo sie unablässig die Worte wiederholte: ›So viel Lärm … so viel Blut.‹ Das könnte bedeuten, dass sie durch den Schuss geweckt wurde. Wir sollten nicht vergessen, dass es ein Leichtes wäre, ihr den Mord in die Schuhe zu schieben … falls sie nicht die Täterin ist.« Benet trommelte mit den Fingern auf die Armlehne des Bürostuhls, eine Angewohnheit, wenn er laut nachdachte. »Außerdem konnten wir unmittelbar danach wegen ihres hysterischen Verhaltens mit ihr weder zu Hause noch im Krankenhaus reden. Und danach stand sie unter Medikamenteneinfluss.«
»Daneben haben wir eine Tochter, die wegen der Geliebten wütend ist auf ihren Vater und im Fall seines Todes wahrscheinlich die Vormundschaft über die Mut ter erhält«, sagte Rita. »Und noch etwas ist zu bedenken. Hätte Jonathan Lyons die Scheidung von seiner Frau in Betracht gezogen, um Lillian Stewart
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