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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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sie sich wieder ihr Gespräch mit Pater Aiden kurz vor dem Verlassen des Country Club ins Gedächtnis. Neun Tage zuvor hat Dad also Pater Aiden besucht und ihm erzählt, er habe möglicherweise den Brief Jesu an Josef von Arimathäa gefunden. Und laut Dads Aussage war die Echtheit des im fünfzehnten Jahrhundert aus der Vatikanischen Bibliothek verschwundenen Pergaments bestätigt worden. Wer war der fragliche Experte? Halt, einen Moment! Pater Aiden sagte, Dad sei besorgt gewesen, weil einer der Experten ausschließlich am finanziellen Wert des Dokuments interessiert gewesen war. Wenn Pater Aiden es recht verstanden hat, würde das bedeuten, dass Dad das Pergament mehr als nur einer Person gezeigt hat.
    Wo befindet es sich jetzt? Mein Gott, ist es hier, steckt es irgendwo zwischen Dads Akten? Ich muss es suchen … und dann? Ich würde es unter den anderen Dokumenten, mit denen er sich beschäftigt hat, noch nicht einmal erkennen. Aber wenn er es besaß und wenn er vorgehabt hatte, es dem Vatikan zurückzugeben, konnte es dann sein, dass es nach seiner Ermordung gestohlen wurde?
    Mariah zuckte zusammen, als in der Küche das Telefon klingelte. Sie sprang auf und nahm den Hörer ab. Es war Detective Benet. Er fragte, ob er und seine Kollegin Rodriguez morgen um elf Uhr vorbeikommen könnten, um mit ihr und ihrer Mutter zu reden.
    »Natürlich«, flüsterte sie.
    Ihre Kehle war so zugeschnürt, dass sie das Wort kaum herausbrachte.

10
    L loyd und Lisa Scott, beide Ende fünfzig, waren seit fünfundzwanzig Jahren Jonathan und Kathleen Lyons’ Nachbarn. Lloyd war erfolgreicher Strafverteidiger, und seine Frau Lisa, ein ehemaliges Model, hatte aus ihrer Liebe zu Edelsteinen einen Beruf gemacht. Aus Kristallen und anderen Halbedelsteinen schuf sie für ihre zahlreichen Privatkunden eigene Kreationen, die zum Teil Produkt ihrer eigenen Fantasie, zum Teil von den wunderbaren Schmuckstücken inspiriert waren, die sie überall auf der Welt zusammengetragen hatte. Ihre Privatsammlung hatte mittlerweile einen Wert von über drei Millionen Dollar.
    Lloyd mit seiner Glatze und seinem beachtlichen Körperumfang schien so ganz und gar nicht zu seiner wunderschönen Frau zu passen. Auch nach dreißig Jahren glücklichen Ehelebens wachte er manchmal mitten in der Nacht auf und fragte sich, was sie an ihm nur fand. Großes Vergnügen bereitete es ihm allerdings, sie in ihrer Liebe zum »Flitterkram«, wie er ihre Edelsteine gern bezeichnete, zu unterstützen.
    Da er einsah, wie umständlich es war, ständig zum Bankschließfach gehen zu müssen, hatten sie vor Kurzem im Schrank in Lisas Ankleidezimmer einen angeblich einbruchsicheren Safe sowie eine hochmoderne Alarmanlage einbauen lassen.
    Die Scotts unterhielten in Manhattan eine Zweitwohnung, weil sie häufiger aus geschäftlichen oder gesellschaftlichen Gründen in New York übernachten mussten. Doch je mehr Lloyds Ansehen und Einkommen wuchsen, umso weniger hatten sie Lust, das wunderbare, von Lloyds Mutter geerbte Backsteinhaus im Tudorstil zu verlassen. Sie mochten ihre Nachbarn und die Gegend, in der sie wohnten. Auf der hinteren Veran da hatten sie einen Blick auf die Ramapo Mountains. Sie reisten beide leidenschaftlich gern und gaben ihr Geld lieber für erstklassige Hotels in aller Welt aus statt für »eine protzige Vorstadtvilla oder ein Haus mit Meer blick in den Hamptons«, wie Lloyd es ausdrückte.
    So waren sie gerade in Japan unterwegs gewesen, als sie von Jonathans Tod erfuhren, und waren erst nach dem Begräbnis zu Hause eingetroffen. Da sie von Kathleens Zustand wussten, war ihnen auch schon der beunruhigende Gedanke gekommen, dass sie Anteil an der Tragödie haben könnte.
    Sobald sie daher am Samstagmorgen ihr Gepäck abgestellt hatten, eilten sie hinüber. Eine sichtlich aufgelöste Mariah kam ihnen an der Tür entgegen und fiel ihnen umgehend ins Wort, als sie ihr Beileid aussprechen wollten. »Zwei Detectives sind da«, sagte sie. »Sie reden gerade mit Mom. Sie haben gestern Abend angerufen und gefragt, ob sie mit uns sprechen könnten.«
    »Das gefällt mir nicht«, kam es barsch von Lloyd.
    »Ihre Begründung lautet, dass sie in jener Nacht mit Dad allein war …« Mariah verstummte. Sie versuchte sich zu fassen, doch dann konnte sie nicht mehr an sich halten: »Lloyd, es ist so sinnlos! Mom bekommt überhaupt nichts mehr mit. Heute hat sie mich gefragt, warum Dad nicht zum Frühstück kommt.«
    Lisa sah zu ihrem Mann. Seine Miene verriet, dass er sich

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