Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
zu heiraten, wären sämtliche Vermögenswerte aufgeteilt worden, und Mariah Lyons hätte die alleinige Verantwortung für ihre Mutter tragen müssen.«
    Simon Benet lehnte sich zurück, zog sein Taschentuch heraus und wischte sich über die Stirn. »Morgen früh sollten wir noch mal mit Mutter und Tochter reden. Solche Fälle erweisen sich bekanntlich meistens als Familienangelegenheiten.« Er wartete. »Und wir sollten mit jemandem reden, der endlich die Klimaanlage repariert.«

9
    U m fünfzehn Uhr wurden Mariah, ihre Mutter Kathleen und Rory nach dem Essen im Ridgewood Country Club wieder zu Hause abgesetzt.
    Sobald sie im Haus waren, sagte Rory mit besänftigender Stimme: »Kathleen, Sie haben letzte Nacht nicht gut geschlafen und sind heute früh aufgestanden. Ziehen Sie doch etwas Bequemes an, dann können Sie ein Nickerchen halten oder fernsehen.«
    Mariah hielt insgeheim den Atem an. Lieber Gott, hoffentlich will Mom nicht wieder in den Schrank in Dads Arbeitszimmer, flehte sie im Stillen. Zu ihrer Erleichterung aber ließ sich ihre Mutter bereitwillig von Rory nach oben in ihr Schlafzimmer führen.
    Ich weiß wirklich nicht, ob ich es ertragen hätte, wenn es wieder zu einer Szene gekommen wäre, dachte Mariah. Ich brauche Ruhe. Ich muss nachdenken. Sie wartete, bis ihre Mutter und Rory im Schlafzimmer waren und die Tür geschlossen wurde, dann eilte sie nach oben in ihr Zimmer, legte Jacke und Rock ab und schlüpfte in eine Freizeithose, einen Baumwoll-Sweater und Sandalen. Sie ging nach unten in die Küche, machte sich eine Tasse Tee und trug sie ins Frühstückszimmer. Dort ließ sie sich auf einem Stuhl nieder und lehnte sich seufzend zurück.
    Mir tut jeder Knochen im Leib weh, dachte Mariah, nahm einen Schluck und versuchte sich auf die Ereignisse der letzten Tage zu konzentrieren. Ich habe das Gefühl, als würde alles, was seit meiner Ankunft am Montagabend passiert ist, hinter einem Schleier verschwinden.
    So nüchtern wie möglich ließ sie sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Mom war in einem so schlimmen Zustand, dass wir den Krankenwagen gerufen haben, erinnerte sie sich. Im Krankenhaus habe ich dann die ganz Nacht an ihrem Bett gesessen. Sie hat gestöhnt und geweint, und meine Bluse war über und über mit Blut verschmiert, weil ich Dad umarmt habe. Die Krankenschwester war so freundlich und hat mir eines dieser Baumwollhemdchen gegeben, die sonst Patienten tragen.
    Was wohl aus meiner Bluse geworden ist? Eigentlich bekommt man seine Sachen in einer Plastiktüte zurück, wenn man das Krankenhaus verlässt, auch wenn sie verschmutzt sind. Höchstwahrscheinlich hat die Polizei sie wegen des Bluts als Beweismittel behalten.
    Nur gut, dass Mom erst am Dienstagabend entlassen wurde, so hat sie nicht die vielen Polizisten miterleben müssen, die Dads Arbeitszimmer akribisch untersucht haben. Betty sagte mir, sie hätten überall Fingerabdrücke genommen, auch an allen Fenstern und Türen im Erdgeschoss. Die untere Schublade von Dads Schreibtisch, wo er seine Waffe aufbewahrte, hat offen gestanden, als ich am Montagabend ins Haus gekommen bin. Sonst war diese Schublade immer abgesperrt.
    Kopfschüttelnd musste Mariah daran denken, dass ihre Mutter unglaublich geschickt darin war, Schlüssel zu finden, egal wie gut sie versteckt waren. Nur ungern dachte sie an den Vorfall im Jahr zuvor, als sich ihre Mutter mitten in der Nacht splitterfasernackt aus dem Haus geschlichen hatte. Die damalige Wochenendpflegerin hätte sich eigentlich um sie kümmern sollen, hatte aber vergessen, im Zimmer ihrer Mutter die Alarmanlage einzuschalten. Es war Mariah nur ein kleiner Trost, dass die jetzige Wochenendpflegerin ganz hervorragende Arbeit leistete.
    Aber Mom hätte nie in Dads Arbeitszimmer gehen und mit dem Schlüssel die Schreibtischschublade öffnen können, wenn sich Dad darin aufgehalten hätte, dachte sie. Außerdem konnte die Waffe seit Monaten oder gar seit Jahren ganz woanders aufbewahrt worden sein. Ich bin mir sicher oder jedenfalls nahezu sicher, dass Dad schon seit Jahren keinen Schuss mehr abgefeuert hat.
    Trotz der warmen Tasse Tee, die sie in den Händen hielt, fröstelte sie. Früher hat er Mom manchmal zum Schießstand mitgenommen, fiel ihr ein. Sie wollte sehen, wie gut sie war. Das musste an die zehn Jahre her sein. Damals sagte er, sie sei eine ziemlich gute Schützin.
    Da Mariah nicht an die fürchterlichen Konsequenzen denken wollte, die diese Überlegungen heraufbeschworen, rief

Weitere Kostenlose Bücher