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Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Mein Auge ruht auf dir - Thriller

Titel: Mein Auge ruht auf dir - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Dale-Carnegie-Kurs gelernt hatte, an dem sie nach dem Lottogewinn teilgenommen hatte. »Einer von ihnen heißt wie eine Himmelsrichtung. Nord … nein. Süd, nein. West. Genau. Albert West. Ein kleiner Typ mit tiefer Stimme. Der andere war Michaelson. Das ist leicht zu merken. Michael gehört zu meinen Lieblingsnamen. Man muss nur noch ein ›-son‹ anfügen, schon hat man ihn.«
    »Sein Vorname lautet Charles«, trug Willy bei. »Und du kannst darauf wetten, dass ihn keiner jemals ›Charlie‹ nennt. Weißt du noch, wie er West zur Schnecke gemacht hat, als er nicht gleich die Ruinen erkannt hat, von denen sie uns Fotos gezeigt haben?«
    Alvirah nickte. »Aber ich kann mich erinnern, dass es Kathleen sehr gut ging an diesem Abend. Die Bilder schienen ihr gefallen zu haben, und sie hat kein einziges Mal Lily erwähnt.«
    »Ich gehe davon aus, dass Lily auch bei diesen Grabungen dabei war. Auch wenn es kein Foto gab, auf dem sie zu sehen gewesen wäre.«
    »Ja, bestimmt war sie mit dabei«, seufzte Alvirah. »Willy, falls sich wirklich herausstellen sollte, dass Kathleen den Mord begangen hat, dann bestimmt nur wegen Lily. Bleibt nur die Frage, wie Mariah damit zurechtkommen wird.«
    »Jedenfalls wird man Kathleen kaum ins Gefängnis stecken können«, warf Willy ein. »Die Frau hat Alzheimer und kann für ihr Tun doch nicht verantwortlich gemacht werden.«
    »Das muss das Gericht entscheiden«, stellte Alvirah klar. »Aber die psychiatrische Abteilung in einer Haftanstalt ist um keinen Deut besser. Ach, Willy, bete zu Gott, dass sie den Mord nicht begangen hat.«
    Der Gedanke daran trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich Alvirah auf eine geruhsame Nacht freuen konnte, obwohl sie dankbar dafür war, endlich wieder, behaglich an den schlummernden Willy gekuschelt, im eigenen Bett schlafen zu können. Die Betten auf solchen Schiffen sind ja so groß, dass man sich regelrecht aus den Augen verliert, dachte sie. Die arme Kathleen. Mariah hat erzählt, wie glücklich ihre Eltern miteinander waren, bevor sich die Demenz bemerkbar gemacht hat. Aber Kathleen hat ihn auf seinen archäologischen Exkursionen nie begleitet. Das war, laut Mariah, immer sein Ding gewesen, außerdem kommt ihre Mutter wohl nur schlecht mit der Sommerhitze in diesen Ländern zurecht. Möglicherweise war das einer der Gründe, warum sich Jonathan auf Lily eingelassen hat. Anscheinend teilt sie seine Leidenschaft, in alten Steinen herumzubuddeln.
    Nur widerstrebend dachte sie an jene erste Reise vor zwei Jahren, die Überfahrt von Venedig nach Istanbul, bei der sie Jonathan Lyons und seine Gefährtin Lily Stewart kennengelernt hatten. Keine Frage, sie waren verliebt gewesen, dachte sie. Sie waren ganz verrückt nach einander gewesen.
    Und sie dachte daran, wie sie daraufhin von Jonathan zum Essen eingeladen worden waren und dabei Mariah und Kathleen kennengelernt hatten. Eine Woche darauf hatten sie und Mariah sich zum Mittagessen getroffen. »Sie sind genau die Richtige für meine Lottogewinner«, hatte sie Mariah gesagt. »Eine konservative Anlageberaterin, genau das brauchen sie, damit sie mit ihrem Geld nicht um sich werfen oder es in hochriskante Aktien stecken.«
    Etwa einen Monat später hielt Jonathan einen Vortrag im 92nd Street Y, dem jüdischen Kulturzentrum in der Upper East Side, und lud dazu Alvirah und Willy ein. Geplant war, nachher noch gemeinsam zum Essen zu gehen. Was er ihnen allerdings nicht sagte, war, dass Lily ebenfalls anwesend sein würde.
    Lily hatte beim Essen Alvirahs Unbehagen gespürt und es unumwunden angesprochen. »Alvirah, ich habe es schon Jonathan gesagt und sage es jetzt auch Ihnen. Sie haben sich mit Mariah angefreundet, und Mariah dürfte es sehr übel nehmen, wenn sie erfährt, dass ich dabei bin, wenn Sie sich mit Jonathan treffen.«
    »Ja, genau das befürchte ich auch«, antwortete Alvirah ebenso offen.
    Jonathan hatte versucht, diese Ängste abzutun. »Mariah weiß, dass Lily dabei ist, wenn ich mich zum Beispiel mit Richard oder Greg treffe. Wo ist also der Unterschied?«
    Lily hatte darauf nur traurig gelächelt. »Jonathan, bei Alvirah ist es etwas anderes, und ich verstehe auch, warum. Ihr ist nicht wohl in ihrer Haut, wenn sie sich mit uns beiden trifft.«
    Ich kann Lily gut leiden, dachte Alvirah jetzt. Und ich kann mir nur allzu gut ausmalen, was in ihr vorgehen muss. Falls wirklich Kathleen Jonathan umgebracht hat, wird sich Lily jetzt bestimmt die Schuld dafür geben, weil sie der Auslöser war.

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