Mein Baby!
anstrengende Nacht hinter dir, Adam?“, fragte sie spöttisch. Dann ließ sie sich in ihren Ledersessel sinken und sah Adam an.
„Nein. Momentan kann ich nicht gut schlafen.“
„Du …“
„Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich schlafe allein“, unterbrach er sie.
„Vielleicht ist genau das dein Problem, Adam, denn daran bist du nicht gewöhnt.“
„Sehr komisch!“ Seine Miene verfinsterte sich. „Das Problem mit dir und deinen beiden Schwestern ist, ihr habt keinen Respekt vor älteren Männern.“
Es fiel ihr schwer, sich das Lachen zu verbeißen. „Sind etwa Harrie und Danie derselben Meinung wie ich, was dein Liebesleben angeht?“
Adam verzog das Gesicht. „Wann macht ihr drei euch mal nicht über mich lustig?“
Er hat recht, gestand sie sich insgeheim ein. Doch sie und ihre beiden älteren Schwestern kannten Adam schon seit zwanzig Jahren. Als Teenager hatten sie sich darüber lustig gemacht, wie sehr die Frauen ihn anhimmelten.
„Ach Adam, es gefällt dir doch. Gib es zu.“
„Am meisten würde mir jetzt gefallen, etwas zu essen zu bekommen.“ Er stand auf. „Kommst du mit?“ Er blickte sie fragend an.
„Ich habe viel zu tun, Adam.“ Müde wies sie auf das Layout auf ihrem Schreibtisch.
„Trotzdem musst du etwas essen.“
„Aber nicht schon um halb zwölf“, entgegnete sie.
Adam seufzte ungeduldig. „Weshalb ist es so schwierig, dich zu überreden, mich zu begleiten?“
Andie lachte. „Es ist gut für die Seele, auch einmal auf etwas verzichten zu können.“
„Ich weiß selbst am besten, was gut für mich ist. Und dass ich dich geradezu anflehen muss, mir Gesellschaft zu leisten, tut meiner Seele bestimmt nicht gut“, erklärte er.
Obwohl er ein selbstbewusster Mann von bald vierzig Jahren war, sah er sekundenlang aus wie ein kleiner Junge, der seinen Willen nicht durchsetzen konnte.
Sie schüttelte den Kopf. „Du hast mich nicht angefleht, Adam. Das würde ich auch gar nicht zulassen“, fügte sie ernst hinzu. „Ich mache es dir nicht absichtlich schwer, sondern habe wirklich viel zu tun.“
„Dein Vater ist überzeugt, dass du zu viel arbeitest. Wenn du sogar auf die Mittagspause verzichtest, muss ich ihm zustimmen.“ Adam kniff die Augen zusammen und betrachtete ihre schlanke Gestalt in dem pflaumenfarbenen Hosenanzug aus Seide und der hellen Bluse aus demselben Material.
Andie gestand sich ein, dass sie in den letzten Monaten sehr viel Gewicht verloren hatte. Doch bald würde sie wieder zunehmen, dessen war sie sich sicher.
Der Gedanke ernüchterte sie irgendwie. Sie sah Adam an. „Wann hast du dich eigentlich mit meinem Vater über mich unterhalten?“, fragte sie.
„Am Samstag auf Danies Hochzeit“, antwortete er und zog die Worte herausfordernd in die Länge. „Ich habe nur erwähnt, dass du etwas blass wärst, und daraufhin hat dein Vater erklärt, du würdest zu viel arbeiten. Das war alles, mehr haben wir über dich nicht geredet.“
„Ah ja, dann hast du mich wohl aus lauter Mitleid zum Mittagessen eingeladen.“ In ihren Augen blitzte es zornig auf. „Das ist sehr freundlich von dir, Adam …“
„Komm mir jetzt nicht so, meine Liebe“, unterbrach er sie. „Diese steife Höflichkeit passt nicht zu dir. Außerdem habe ich dich nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit eingeladen.“
„Du isst eben nicht gern allein, das ist es“, vermutete sie.
Adam lächelte und schüttelte den Kopf, während er betont verzweifelt an die Decke blickte. „Entweder bist du heute besonders schwierig, oder ich werde alt.“
Aber es war weder das eine noch das andere. Andie hatte nur zu viel zu tun – und außerdem mochte sie nicht mit Adam zum Essen gehen. Ihr Leben war momentan auch so schon kompliziert genug, sie wollte es nicht noch komplizierter machen.
„Es war eine schöne Hochzeit am Samstag, findest du nicht auch?“, wechselte sie das Thema. Sie wusste genau, dass er Hochzeiten nicht leiden konnte.
„Ja, wirklich großartig“, stimmte er ihr ironisch zu. „Zuerst hat Harrie sich in die Ehe gestürzt und kurz darauf Danie auch noch. Du bist die Nächste“, fügte er verächtlich hinzu.
Andie betrachtete wehmütig ihre linke Hand. Nie würde sie einen Verlobungs- oder Trauring tragen, denn den Mann, den sie liebte, konnte sie nicht haben.
„Das ist sehr unwahrscheinlich“, erwiderte sie und hatte Mühe, die Tränen wegzublinzeln, die ihr plötzlich in die Augen traten. In der letzten Zeit war sie viel zu emotional.
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