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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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Gespräch beendet hatte. Jetzt musste ich mir irgendetwas anderes ausdenken.
    »Und du?«, fragte ich schließlich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich dafür in der richtigen Stimmung bin, manchmal.«
    »Und wann bist du dafür in der richtigen Stimmung?«
    »Weiß nicht. Eben wenn ich in der richtigen Stimmung bin.«
    Ich dachte: Du begreifst nicht, wie schwer es mir fällt, mit Leuten einfach so zu reden. Ich beobachte euch dauernd, wie ihr es macht, aber ich kann nicht. Mit ihr konnte ich. Aber jetzt kann ich nicht.
    »Evan?«
    Ich schaute zu Fiona hoch. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich nach unten geblickt hatte. Auch nicht, dass sie auf den nächsten Satz von mir wartete.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich … ich hab nur grad nachgedacht.«
    »Worüber?«
    »Ach, nichts.«
    Sie wirkte enttäuscht.
    »Tut mir leid«, sagte ich noch einmal.
    Sie lächelte. »Was denn? Warum sollte dir denn was leidtun?«
    Ariel. Und dass ich mit dir nicht normal reden kann. Dass du nett zu mir bist und ich nicht auch nett zu dir sein kann – nicht weil ich nicht will. Ich möchte nett zu dir sein. Aber mein Gehirn lässt mich nichts sagen. Mein Körper lässt mich nichts sagen. Ich fühle mich viel zu unwohl.
    »Hat viele Gründe«, sagte ich.
    Jetzt sah mich Fiona so merkwürdig an, und ich überlegte, ob ich wohl immer dich mit demselben Blick angesehen habe. Voller Sorge, die ich kaum verbergen konnte und die dann so leicht als Mitleid rüberkam.
    Peinlich daran war, dass ich immer gedacht hatte, ich könnte mich gut verstellen. Dass ich für sie nur der stille, schüchterne Evan gewesen war. Der hässliche Evan. Der einsame Mitläufer, das treue männliche Mauerblümchen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte ich, obwohl ich mein Pizzastück noch nicht aufgegessen hatte und bis zum Anfang der nächsten Stunde noch viel Zeit war. Als ich aufstand, hatte ich das unheimliche Gefühl, in diesem Moment würde jemand ein Foto von mir machen, und zwar genau deshalb, weil es der Moment war, in dem ich am allerwenigsten fotografiert werden wollte.
    Weißt du noch, wie du so etwas auch einmal gesagt hast? Ich erinnere mich, wie ich an deinem Spind vorbeigekommen bin und du bist dagestanden und hast hineingestarrt, als wäre darin ein Spiegel. »Ariel?«, hab ich gefragt. Und du hast geantwortet: »Warum muss ich immer dann Leuten begegnen, wenn ich nicht will, dass mich irgendjemand sieht? Warum ist das Leben so grausam?« Jack hätte in diesem Moment vielleicht einen Witz gemacht, aber ich spürte, wie ernst es dir war.
    »Dann bis später«, sagte Fiona, und ich brachte es fertig, auch »Dann bis später« zu sagen. Sogar Matt guckte mich mit einem etwas seltsamen Blick an, als ich aufstand. Er hatte mitgekriegt, dass ich mit Fiona geredet hatte, und es war an seiner Miene klar abzulesen, dass er das eine gute Sache fand. Und dass ich jetzt alles wieder komplett zerstörte. Ich drehte mich hastig um und hätte dabei fast meine Limo über Katie ausgeschüttet. Ich mochte sie alle, aber jetzt wollte ich nur noch weg, und der Einzige, dem ich dafür die Schuld in die Schuhe schieben konnte, war ich.
    Als ich die Cafeteria verließ, sah ich Jack mit seinen Freunden an seinem Tisch sitzen und lachen.
    Dieses Gefühl würde ich nie mit jemandem teilen.

8 C
    Nach jeder Unterrichtsstunde machte ich einen Umweg an meinem Spind und dem von Jack vorbei, weil ich hoffte, jemanden dabei zu erwischen, wie er gerade ein Foto deponierte. Ich wartete richtig darauf. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er oder sie jetzt aufhören würde.
    Nach Schulschluss traf ich dort auf Jack, der gerade seine Bücher reinstapelte. Ich hatte mir einen Plan ausgedacht.
    »Bei dir irgendwas?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte er und machte die Tür zu.
    »Ich kann mir immer noch keinen Reim drauf machen«, sagte ich.
    »Ich muss jetzt zum Training. Wenn irgendwas sein sollte, sag ich’s dir sofort. Versprochen.«
    Er wollte gehen, aber das konnte ich nicht zulassen. Nicht jetzt.
    »Macht es dir denn gar nichts aus?«, fragte ich.
    Er blickte mich genervt an. »Was?«
    »Dass sie es jemandem erzählt hat?«
    »Hat sie nun mal.«
    »Aber das verändert doch alles.«
    Jack schlug mit der Hand gegen die Spindtür. »Evan!«, sagte er. »Was willst du von mir hören? Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich glaube fast, dass du die ganze Situation genießt .«
    Genießen. Diese Situation.
    »Jack – du kannst manchmal ein richtiges Arschloch sein. «
    »Sorry

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