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Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Mein Bild sagt mehr als deine Worte

Titel: Mein Bild sagt mehr als deine Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Levithan
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hast du gerufen. »Ich schwör euch, ich bring mich um.«
    »Wir lassen dich nicht allein«, sagte ich.
    Aber schließlich haben wir es doch getan.
    »Menschen sind nie unzertrennlich«, hast du gesagt.
    »Evan?«, fragte Jack. »Hallo, bist du noch da?«
    »Mehr oder weniger. Ich hab nur nachgedacht.«
    Halb erwartete ich daraufhin, dass er mit einem Alles okay bei dir? nachhaken würde. Stattdessen drehte er sich um und ging.
    »Lass uns abhauen, hier ist nichts«, rief er mir über die Schulter zu. »Am besten warten wir einfach ab, was als Nächstes passiert.«
    »Nichts ist okay bei mir«, sagte ich.
    Aber er war schon viel zu weit weg, um mich noch zu hören.

8
    Wir mussten der Tatsache ins Auge sehen: Es gab da noch jemanden, der dich gut kannte. Vielleicht kein Freund oder bester Freund. Aber jemand, der wusste, wo ihr, du und Jack, euch das erste Mal geküsst hattet. Jemand, der dir an jenem anderen Tag zu der Stelle im Wald gefolgt sein musste, wo es passiert ist. Und der dort Fotos gemacht hat.

8 A
    Es war nicht so, als hätten wir nicht auch andere Leute gekannt. Es war nicht so, als säße ich jetzt mittags immer allein in der Cafeteria. Aber es gibt Leute, die kennt man, und Leute, zu denen hat man eine Beziehung, und ich hatte davor geglaubt, dass du nur zu Jack und mir wirklich eine Beziehung gehabt hast. Und spürten wir nicht deshalb auch eine Verantwortung – nicht für das, was geschehen ist, sondern für dich? Wir haben uns für dich verantwortlich gefühlt. Das ist das Wesen einer Beziehung – nicht nur Zuneigung, sondern Verantwortung.
    Beim Mittagessen saß ich jetzt immer mit Leuten aus meiner Klasse zusammen , an einem anderen Tisch als dem, an dem wir beide gesessen hatten . Es war einfacher so. Mit Fremden war es da schon viel schwieriger. Einmal hat irgendeine Exkursion stattgefunden, und Matt, mit dem ich normalerweise immer esse, war nicht da. Ich saß an unserem alten Tisch, und plötzlich hat sich ein Mädchen zu mir gesetzt, mich angeschaut und gefragt: »Du warst mit dem durchgeknallten Mädchen befreundet, oder?« Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Deshalb habe ich weitergegessen und so getan, als hätte ich nichts gehört. Schließlich sagte sie: »Du bist ja wohl auch krank im Kopf«, ist aufgestanden und hat sich woanders hingesetzt.
    Die ganze Mittagspause blickte ich nicht hoch. Aber unter dem Tisch verschränkte ich die Beine so fest, dass es wehtat. Alle Kraft, die man fürs Davonrennen braucht, benötigte ich, um still sitzen zu bleiben.
    Ob du dich so gefühlt hast?

8 B
    Am Wochenende tauchten keine neuen Fotos auf, auch nicht am Montag. Ich fing schon an, etwas zu vermissen. Dich noch stärker zu vermissen. Zu vermissen, was als Nächstes passieren würde.
    Montagmittag ging ich nach dem Matheunterricht mit Matt in die Cafeteria, und wir quatschten über unsere Hausaufgaben und unseren Geschichtstest und über nichts, was irgendwie von Bedeutung war. Du und ich, wir haben nie über Mathe geredet. An unserem normalen Tisch saßen Leute aus dem Footballteam, deshalb zog Matt mich rüber an den Tisch von Katie und der ganzen Clique. Katie holte einen Fotoapparat aus ihrer Tasche.
    »Was willst du denn damit?«, fragte ich.
    Sie schaute mich irritiert an. »Hallo? Wie wär’s mit Fotos machen? Für den Kunstunterricht?«
    Charlie setzte noch eins drauf. »Willst du, dass sie von dir ein Foto macht?«
    »Hey, stopp!«, rief Fiona. »Das war eine vollkommen berechtigte Frage.«
    Katies Fotoapparat war eine flache, nagelneue Digitalkamera – nicht die Art Kamera, mit der die Fotos aufgenommen worden waren, die Jack und ich bekommen hatten. Deshalb wusste ich nicht, wie berechtigt meine Frage tatsächlich gewesen war.
    Berechtigte Fragen:
    Warum bin ich immer noch hier?
    Wer sind all diese Leute?
    Was soll ich als Nächstes sagen?
    Erwarten sie von mir, dass ich etwas sage?
    Katie und Charlie teilten sich eine Portion Pommes. Matt unterhielt sich mit Rich, einem anderen Flüchtling unserer normalen Tischrunde, über World of Warcraft. Fiona blickte schweigend in die Runde, biss von ihrem Sandwich ab, blickte danach wieder schweigend in die Runde. Ungefähr dasselbe machte auch ich, nur dass ich von einem quadratischen Stück Pizza abbiss.
    Fiona und ich gingen nicht in dieselben Kurse, deshalb wusste ich nicht, worüber wir reden sollten.
    »Fotografierst du auch gern?«, fragte sie mich.
    »Nein«, sagte ich. Zu spät wurde mir klar, dass ich dadurch das

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