Mein bis in den Tod
an ihn, während sich das Nilgrün – die Wände, Vorhänge, Stühle, Tische – um sie beide zu drehen begann. Bilder in derselben Farbe glitten vorbei, das Fenster, graues Licht, dahinter ein anderes Gebäude in schmutzig brauner Farbe, dann wieder das Nilgrün.
Ihre Hände waren unter seinem Sweatshirt, auf seinem festen Rücken, während er an ihrer Bluse zog und sie unter ihrem Gürtel herauszog.
Dann verspürte sie einen Funkenschauer, so tief in ihr, dass sie aufseufzte, während er mit den Händen über ihren Bauch strich und seine Finger unter ihren Bund glitten. Jetzt spürte sie sie noch weiter unten, auf ihrem weichen Fleisch, sie drückten gegen ihre Schamhaare, und dann löste sie die Gürtelschnalle seiner Jeans, knöpfte sie auf und zog den Reißverschluss herunter.
Langsam sank sie auf die Knie, zog seine Jeans und Boxershorts mit sich herab, atmete den betörenden Geruch seines warmen Körpers und barg das Gesicht im üppigen Busch seiner Schamhaare, hielt ihn in Händen, hielt sein schönes, unglaublich hartes Geschlecht zwischen den Fingern. Sie streichelte ihn mit langen, langsamen, sanften Bewegungen, spürte, wie sein ganzer Körper sich spannte, lauschte den Atemzügen, die sich ihm entrangen, dann drückte sie die Lippen auf die feuchte Spitze dieses Etwas, dieses unglaublichen, exquisiten Etwas, Olivers Etwas, es war das erste Mal, dass sie das Glied eines anderen Mannes sah, berührte, roch, seit – o mein Gott, seit – sie mit Ross verheiratet war. Und dieses war anders. Oliver war so viel schöner als Ross, schöner als alles, alles auch nur Vorstellbare.
Sie zog sein Sweatshirt hoch, küsste seinen Bauch, seine Brustwarzen, neckte sie mit der Zunge, und er streifte ihr den Slip herab. Dann lagen sie auf dem Boden, sie führte ihn in sich ein, flüsterte seinen Namen, und er schwieg, nahm ihr Gesicht in beide Hände, küsste sie auf die Stirn, die Wangen, die Augen, und die Welt war ein Wirbel aus zerzaustem grauem Haar und Nilgrün und seinem warmen, pfefferminzähnlichen Atem.
Sie wollte den Augenblick festhalten, für immer und ewig hier bleiben mit Oliver Cabot, der so tief in ihr war, dass sie das Gefühl hatte, ein Teil von ihm zu sein. Sie rief seinen Namen, während sie spürte, dass sie tief mit ihm verbunden war, von ihm gepackt, ganz und gar erfüllt. Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder, unfähig zu glauben, dass dies wirklich war, dass sie hier waren, sie beide, allein miteinander. Kaum fähig, die hervorbrechende Lust zurückzuhalten, die in ihr explodierte, Ausbrüche, die sich jede Sekunde vertieften, schloss sie die Augen wieder und betete, dass dies wirklich war, betete, dass der Ausdruck des Glücks auf Olivers Gesicht dauern möge, betete, dass dieser Augenblick nie enden möge.
Oliver war jetzt kurz davor, sie spürte, wie er größer in ihr wurde, während sie versuchte, es zurückzuhalten, den schönen Augenblick auszudehnen. Sie fühlte den Boden an ihrem Rücken, Olivers Bartstoppeln an ihrem Gesicht, seine Hände hielten sie fest, zogen sie zu sich heran, und sie spürte, wie durch die Lust eine Art irrer Verzweiflung in seinem Gesicht hervorbrach, als sei dies der eine Moment, für den sie beide gelebt hatten, als sei dies der eine Ort, an dem ihre Schicksale sich verwoben hätten.
Sie rief erneut seinen Namen, erschauerte, und auch er erschauerte, während sein Atem in ihrem Ohr hallte.
Hinterher lagen sie umschlungen da, in einer Art Frieden, von dem sie vergessen hatte, dass man ihn im Leben finden kann.
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73
R oss saß derart tief in dem weichen Kunststoffsessel, dass es unbequem war. Es kam ihm vor, als spähe er vom Fuß einer Klippe zu dem Psychiater hinauf.
Nach der Kleidung zu urteilen wirkte Dr. David DeWitt mehr wie ein Architekt – oder vielleicht Kunstkritiker – denn wie ein Arzt. Der schlaksige Mann mit Halbglatze war Anfang vierzig und trug einen zerknitterten braunen Cordanzug, ein dunkles Hemd, eine von Jackson Pollock inspirierte Krawatte, dazu schmuddelige Turnschuhe. Wie jemand, der auf die Pointe eines Witzes wartete, hörte er Ross dümmlich grinsend und erwartungsvoll zu.
Das ganze Zimmer kam ihm wie ein Witz vor – wie einer jener Scherze, in die man eingeweiht sein musste, damit man sie verstand. Das Äußere des stattlichen Reihenhauses im Régencestil im Stadtteil Camden war ganz verblasste Pracht: abblätternde Farbe, bröckelnde Treppenstufen, verrostete Zierlöwen. Drinnen hatte DeWitts
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