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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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elegante Frau es geschmackvoll modernisiert – alles, bis auf dieses Zimmer, das anscheinend von einem farbenblinden Orang-Utan mit einer Spritzpistole dekoriert worden war.
    Die Wände waren so bemalt, dass sie ein Leopardenfell imitierten, die Decke war ein dunkles, knalliges Violett, gesprenkelt mit einem noch knalligeren Rosa, der Teppich war orangefarben, und an einem Aktenschrank aus Metall hing ein Dayglo-Poster mit grünen Spinnen. Auf fast jeder Oberfläche stapelten sich Aktenordner, Rezepte, Bücher und Papiere. Wer noch nie hier gewesen war, hätte meinen können, DeWitt würde gerade einziehen, aber Ross war vor etwa fünf Jahren schon mal hier gewesen, und das Zimmer hatte genauso ausgesehen.
    Damals hatte DeWitt ihn wegen seines jüngsten Sohnes, Nick, konsultiert. Der damals Fünfjährige litt an einer erblich bedingten Gesichtsdeformation, zu der auch eine elefantöse Nase gehörte. Er war in der Schule derart gehänselt worden, dass er sich weigerte, das Haus zu verlassen. In einer Reihe von Operationen hatte Ross eine Korrektur vorgenommen, und inzwischen war bei Nick, so sein Vater, alles in Ordnung gebracht worden.
    Der Psychiater war prominent, ständig in den Medien und besaß gute gesellschaftliche Verbindungen. Auch aus diesen Gründen hatte Ross die Beziehung zu ihm gepflegt. Der andere Grund war DeWitts Spezialisierung auf neurotische Fehlwahrnehmungen des eigenen Körpers. DeWitts Patienten waren normal aussehende Leute, die sich entweder vorstellten, sie seien hässlich, oder die nach einem unmöglich zu erreichenden Ideal strebten. Manchmal überwies er sie an Ross, der ihnen dann versicherte, dass man nichts mehr tun könne.
    »Schöner Abend am Samstag bei Ihnen«, sagte DeWitt. »Sehr gutes Essen. Besonders habe ich mich gefreut, Michael Tennent kennen zu lernen. Und Ihren Freund, den Polizeichef, fand ich auch sehr sympathisch.« Er hielt inne, dann sagte er: »Es tut mir leid wegen Faith.«
    »Ja.«
    »Lendtsche Krankheit, sagten Sie?«
    Ross nickte.
    »Aber es gibt ein Fünkchen Hoffnung? Dieses neue Medikament?«
    »Es ist die einzige Hoffnung.«
    »Aber es schlägt nicht an?«
    Ross unterdrückte seine gut geprobte Rührung und sagte leise: »Nein.« Er zog sein Taschentuch hervor und betupfte seine Augen.
    »Es tut mir leid. Sie ist eine so reizende Frau. Wenn ich irgendetwas tun kann – Vickie und ich sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet, wegen allem, was Sie für Nick getan haben.«
    »Danke.« Ross tat, als müsse er sich zusammenreißen. »Sie können etwas tun, David, deshalb bin ich gekommen. Und ich bin Ihnen auch dankbar, dass Sie mich so schnell empfangen haben.«
    »Ein Patient hat kurzfristig abgesagt.«
    Als DeWitt seinen Gast anschaute, sah er einen ungefähr gleichaltrigen Mann, der sehr auffällig und teuer gekleidet war. Allerdings verdiente Ross Ransome mehr vor dem Frühstück als er selbst am ganzen Tag. Er hatte kein Problem damit – aber einen gewissen Ausgleich sollte es schon geben, fand DeWitt: Schönheitschirurgen müssten eigentlich häufiger zusammenbrechen als Psychiater, ein lausigeres Leben oder schlimmere Arbeitszeiten haben, aber dem war nicht so. Sie scheffelten Geld ohne Ende, kleideten sich wie erfolgreiche Banker und benahmen sich, als hätten sie gerade ein Charme-Seminar besucht. Aber er war Ross wirklich dankbar für das, was er für den kleinen Nick getan hatte. Zwei andere Schönheitschirurgen hatten ihm gesagt, dass das, was er wolle, nicht erreicht werden könne.
    Ross hatte an Nick drei lange Operationen vorgenommen und sich trotzdem geweigert, auch nur einen Cent zu nehmen. Und jetzt war er eindeutig außer sich und verzweifelt.
    Etwas auf dem Schreibtisch fiel DeWitt ins Auge. Eine Notiz von seiner Frau. Sie würde am Abend erst spät nach Hause kommen – und dies hier war eine Erinnerung, das Abendbrot für die Kinder in die Mikrowelle zu stellen. Er hatte es vergessen. Es war fünf, sie waren sicher schon zu Hause, und da ihr Job als Managementberaterin bei Price Waterhouse Coopers – ihrer Ansicht nach – wichtiger war als seiner als Psychiater, erwartete sie natürlich, dass er eine Therapiestunde mit einem Patienten unterbrach und Essen in einen Mikrowellenherd schob, dessen Bedienung ihm ein Rätsel war.
    »Haben Sie eine Mikrowelle zu Hause, Ross?«
    »Mikrowelle?«, sagte Ross, den diese zusammenhanglose Frage verdutzte.
    »Ja. Warum?«
    »Könnten Sie mir vielleicht helfen – ich muss das Abendessen für die

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