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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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engagierten, Mr. Ransome, sagten sie, sie wollten Fotos. Ich finde, Sie sollten sich das hier mal ansehen.«
    Ross zog die Schachtel aus dem Briefumschlag.
    »Was ist das?« Aber er wusste es schon. Eine Videokassette.
    »Haben Sie ein Gerät, auf dem Sie sie abspielen können?«
    Ross sah auf die Uhr, öffnete den Schrank, in dem der Fernseher und ein Videorecorder standen, und schob das Band ein. Immer noch im Stehen sahen beide Männer schweigend zu.
    Es war ein Schwarzweißfilm, die Bildqualität war nicht besonders gut, aber es reichte. Er zeigte ein Loft, aus einer Weitwinkel-Vogelperspektive. Die Wohnung lag im Dunkel. Dann ging plötzlich eine Lampe an, während sich das Objektiv einstellte, und nun konnte Ross etwas erkennen. Ein Mann, der aussah wie Dr. Oliver Cabot, kam zur Wohnungstür herein.
    Während er durch den Raum ging, erschien hinter ihm in einem Türrahmen eine Gestalt: ein kleiner Mann oder eine Frau, mit einer Smog-Maske und einem Fahrradschutzhelm, einem Rucksack auf dem Rücken, in der einen Hand eine Pistole mit Schalldämpfer, in der anderen einen schwarzen Gegenstand.
    Als er hörte, dass man seinen Namen rief, drehte sich der Mann, der wie Oliver Cabot aussah, um. Die Gestalt sprang vor und rammte den schwarzen Gegenstand gegen Cabots Arm. Cabot taumelte ein paar Schritte nach hinten und fiel rücklings auf den Boden.
    Ross und Caven sahen schweigend zu, während die Gestalt den Bewusstlosen eine kurze Strecke über den Boden schleifte, ihn gegen ein Sofa lehnte und ihm dann in die Stirn schoss. Sofort verschwand die Gestalt durch die Tür, durch die sie gekommen war, dann tauchte sie wieder auf, eine Taschenlampe in der Hand. Sie eilte zur Tür und verließ die Wohnung.
    Ross drehte sich zu Caven um, weiß im Gesicht.
    »Sie können das Band stoppen. Ist nur ein kleiner Ausschnitt, den ich für Sie kopiert habe«, sagte Caven.
    Zitternd ging Ross zum Schreibtisch hinüber, griff zum Telefonhörer und gab seiner Sekretärin durch: »Ich brauche hier noch ein paar Minuten, Lucinda. Halten Sie die Stellung.« Dann setzte er sich hinter den Schreibtisch, auf einmal völlig erledigt.
    Caven nahm die Videokassette aus dem Recorder, legte sie zurück in die Schachtel und steckte diese wieder in den braunen Umschlag.
    Fast wäre es aus Ross herausgeplatzt:
»Ich habe Ronnie Milward, diesen Arsch, gewarnt, dass die Wohnung streng überwacht wird. Verdammt, ich habe ihn davor gewarnt!«
    Er starrte im Zimmer überall hin, nur nicht auf den Detektiv, denn er wollte ihm nicht in die Augen sehen, wollte dem arroganten kleinen Iren keine Gelegenheit geben, an seiner Körpersprache etwas abzulesen.
    Hugh Caven nahm auf dem Sofa Platz und legte den Briefumschlag auf das Kissen neben sich. Nach einer Weile fragte er: »Mr. Ransome, wissen Sie, was Occam’s Rasiermesser ist?«
    »Noch nie davon gehört. Sollte ich das, als Chirurg?«
    »William von Occam war ein Philosoph des 14. Jahrhunderts. Er gründete Wissenschaft auf Erfahrung und offensichtliche Wahrheiten. Er glaubte an den aristotelischen Grundsatz, dass man Fragen nicht über das absolut notwendige Maß komplizieren soll. Sein Prinzip wurde unter dem Begriff Occam’s Rasiermesser bekannt. Es besagt, dass jedes Problem in seinen grundlegendsten und einfachsten Begriffen ausgedrückt werden soll. In der Wissenschaft soll man sich für die einfachste Theorie, die mit den Tatsachen des Problems zusammenpasst, entscheiden.«
    »Bitte drücken Sie das mir gegenüber in einer Weise aus, die ich verstehe.«
    »Gewiss, Mr. Ransome. Die einfachste Erklärung ist normalerweise diejenige, die richtig ist.«
    »Und worin besteht die Relevanz Ihrer Darlegungen für das, was wir soeben gesehen haben?«
    Caven verschränkte die Hände und blickte sich im Zimmer um, als überprüfte er es nach Wanzen. »Wenn jemand ermordet wird, gibt es einen Grund. Neunzig Prozent aller Mordfälle ereignen sich innerhalb von Familien. Bei den anderen zehn Prozent ist mitunter Einbruchsdiebstahl ein Motiv, aber wie wir eben gesehen haben, trifft das in diesem Fall nicht zu. Wenn der Mann nur einbrechen wollte, hätte er sein Opfer nicht hinrichten müssen – er hatte es ja schon mit seiner Betäubungspistole ausgeknockt.«
    Caven räusperte sich. »Also, Sie vermuten, dass Ihre Frau Sie mit Dr. Cabot betrügt, und Sie engagieren einen Privatdetektiv, um das nachzuweisen. Dr. Cabots Bruder, der sein Zwilling sein könnte, wird kaltblütig ermordet – durch einen,

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