Mein bis in den Tod
schmalen Landstraße gefahren war, bog er auf einen Rastplatz und sah in seinem Straßenatlas nach.
Krankenhaus? Faith, mein Schatz, hat sich diese verfluchte Krankheit über Nacht verschlimmert?
Ihre Mutter hatte ausweichend geantwortet und nicht gesagt, in was für einer Art von Krankenhaus sie lag. Der Name sagte ihm nichts, aber es gab schließlich viele Krankenhäuser in Großbritannien, die er nicht kannte. Wie weit hatte sich Faiths Zustand verschlechtert?
Er rief die Auskunft an und fragte nach der Nummer des Grove Hospital, dann wählte er sie.
»Ich möchte mit Faith Ransome sprechen«, sagte er, als die Zentrale antwortete.
»Einen Moment.« Eine kurze Pause entstand, dann war die Frau wieder am Apparat, höflich, aber kühl. »Es tut mir leid, sie darf keine Anrufe empfangen. Ich kann Sie aber zum Schwesternzimmer auf ihrer Station durchstellen.«
»Verzeihen Sie die dumme Frage, aber mit welcher Art von Krankenhaus bin ich verbunden?«
»Welcher
Art?«
»Ja.«
»Wir sind eine sichere Privatklinik«, antwortete sie gereizt.
»Sicher?«
»Ja, für psychiatrische Patienten.«
Oliver legte auf.
Ein psychiatrisches Krankenhaus?
Faith hatte sich Sorgen gemacht wegen ihrer Anfälle, während deren sie sich von ihrem Körper abgetrennt fühlte.
Hatte sie wirklich einen schweren Anfall erlitten? So schwer, dass ihr Mann oder ihr Hausarzt beschlossen hatte, sie in ein Krankenhaus einzuweisen?
Er klappte den Atlas zu und legte den Vorwärtsgang ein. Wahrscheinlich würde er etwa anderthalb Stunden brauchen. Er rief seine Sekretärin an und bat sie, über das Grove Hospital Erkundigungen einzuholen und sich über die Gründe zu informieren, warum Faith dort eingewiesen worden war.
Vierzig Minuten später rief sie zurück. »Sie wurde nach Maßgabe des Psychiatriegesetzes in ein psychiatrisches Krankenhaus zwangseingewiesen, Dr. Cabot. Für die Dauer von vier Wochen.«
[home]
86
E s war zehn nach fünf. In der Rushhour konnte es bis zum Krankenhaus eine halbe Stunde dauern. Dann musste er eine weitere halbe Stunde mit Faith einkalkulieren, sobald er dort war – er musste sichergehen, dass er ausreichend lange allein mit ihr im Zimmer war, um den Tropf zum letzten Mal auszutauschen. Heute Abend würde seiner Berechnung nach der bestehende Vorrat an Moliou-Orelan-Kapseln erschöpft sein, und morgen würde das Personal damit anfangen, ihr die neuen zu geben. Dann würde das Leben leichter sein.
Warum hatte er sich von Detective Sergeant Anson nur dazu drängen lassen, sich heute Abend mit ihm in seiner Wohnung zu treffen?
Während er die Treppe zur Tiefgarage unter dem Cavendish Square hinunterging, dachte Ross über die Stimme des Polizisten nach. Sie war pedantisch – langsam, präzise und höflich, ohne einen Hauch von Gefühl. Einfach nur Pflicht. Eine Stimme auf der Suche nach Wahrheit.
Ihm hatte diese Stimme nicht gefallen, aber er wusste nicht, wie er sie deuten sollte, und fragte sich, was der Polizei bekannt war und was sie vermutete.
Zweifellos hatte Caven gegenüber der Polizei alles ausgeplaudert, nachdem er ihn am Dienstag aus seinem Büro hinausgeworfen hatte. Na gut. Caven ahnte nichts von seinem Arrangement mit Ronnie Milward. Es war keine Straftat, einen Privatdetektiv zu engagieren, um die eigene Frau beschatten zu lassen – falls Caven im Zuge seiner Arbeit irgendwelche Gesetze gebrochen hatte, dann war das sein Problem.
Aber vielleicht hätte er gegenüber Milward nicht an die Decke gehen sollen. Caven war ein mieser kleiner Ganove, mehr nicht. Ronnie Milward war ein anderes Kaliber. Er mochte ihm am Telefon zwar versichern, dass er für 25 000 nicht mal aus dem Bett stieg, aber wenn sich ihm die Chance bot, um eine Rückzahlung herumzukommen, indem er ein, zwei Telefonate tätigte, um Ross Ransome umzulegen, würde er sie ergreifen?
Milward war gerissen. Er wusste vermutlich, dass Ross Vorher- und Nachher-Bilder von der Gesichtsoperation besaß. Er würde nicht so dumm sein, für diese lächerliche Summe seine Freiheit aufs Spiel zu setzen.
Er schob die Tür auf, die mit »Ebene 2« markiert war. Unter der schwachen Beleuchtung schritt er an Reihen geparkter Autos vorbei, während ihm die vertrauten Gerüche nach warmem Motorenöl, Benzin, Gummi und Staub in die Nase stiegen. Sein Aston Martin parkte auf dem nummerierten Dauerparkplatz zwischen einem Jaguar-Sportwagen und einer kleinen Mercedes-Limousine. Vor dem Aston Martin angekommen, kramte er in der Tasche nach
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