Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
kletterte von seinem Sitz.
    Ross löste den Sicherheitsgurt und versuchte die Tür zu öffnen. Sie bewegte sich einfach nicht. Erhitzt, verschwitzt und wütend warf er sich mit der Schulter dagegen. Die Tür rührte sich trotzdem nicht. Ein Klingelton ertönte.
    Sein verdammtes Autotelefon …
    Er drückte ein drittes Mal gegen die Tür. Jetzt war der Wagen von Menschen umringt, und er kam sich blöd vor. Als er zur Beifahrertür griff, wurde ihm klar, warum die Tür nicht aufging: Die Zentralverriegelung war noch eingeschaltet.
    Er entsperrte sie, öffnete die Tür und stieg aus. Mit leicht zitternden Beinen starrte er in das Meer von Gesichtern.
    »Nicht groß genug?« Eine ärgerliche Männerstimme. »Nicht groß genug, verdammt noch mal? Nicht groß genug, dass Sie mich sehen konnten? Wenn Sie so einen Wagen nicht fahren können, sollten sie ihn auch nicht besitzen.«
    Ross blickte sich ängstlich um und versuchte Caven zu entdecken. Aber der hatte sich offenbar in Luft aufgelöst. Bestimmt stand er irgendwo in der Nähe und sah grinsend auf die eingedrückte Frontpartie des Aston.
    Jemand musste dieses Chaos regeln, er selbst hatte keine Zeit dafür. Er war Mitglied in einem Automobilclub, die Telefonnummer stand auf der Karte in seiner Brieftasche. Er könnte ein Taxi nehmen und dort anrufen, denen sagen, sie sollen kommen und den Wagen abholen, die Sache erledigen.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Er wollte sich durch die Menge drängen. Ein Arm hielt ihn zurück. Der Busfahrer.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Meine Frau ist schwer erkrankt.«
    »Sie bleiben hier, bis die Polizei da ist.«
    »Sie können mich mal.« Er zog den Arm des Mannes weg. »Ich bin Arzt, es handelt sich um einen Notfall.«
    Der Busfahrer packte ihn fester. Ein korpulenter Mann mit Bierbauch und Walrossschnauzbart.
    »Lassen Sie mich los, verdammt noch mal.«
    »Sie bleiben hier.«
    Ross hörte eine Sirene. Er ballte die Faust, um dem Kerl einen Boxhieb zu versetzen, dann blickte er sich um, sah die Schaulustigen und hielt sich zurück. Würde eine tolle Schlagzeile geben: »Schönheitschirurg attackiert Busfahrer nach Verkehrsunfall.«
    »Sie können loslassen, ich bleibe.«
    Mit drohendem Blick löste der Busfahrer seinen Griff. Dann starrte Ross auf den Aston. Das verfluchte Telefon klingelte schon wieder.
    Er steckte den Kopf in den Wagen, da hörte das Klingeln auf. Als er sich mit dem Handy in der Hand wieder umdrehte, kam er sich noch dämlicher vor und war noch wütender. Er kehrte den Umstehenden den Rücken zu und drückte die Taste, mit der man eingegangene Nachrichten abrief.
    Er hatte eine neue Nachricht. Irgendwer vom Kundenservice von Vodafone. Man wollte wissen, ob er mit dem Kundendienst zufrieden sei.

[home]
    87
    F ür die Viktorianer war Größe wichtig. Ein Mann demonstrierte die Dicke seiner Brieftasche durch seinen Leibesumfang und die Pracht seines Hauses.
    Neogotik wurde bei den Spätviktorianern zu einem Muss. Je mehr Türmchen, Bleilampen, Zinnen und Wasserspeier sie an ihren hässlichen Landhäusern und ihren noch hässlicheren Londoner Stadthäusern anbringen konnten, umso besser. Balkone aus filigranem Gusseisen, Säulen, Pilaster und aus der Antike entliehene Spinnweb-Oberlichter, die man sich bei den Gebrüdern Adam abgeschaut hatte.
    Ein solches Privathaus war auch das Grove Hospital ursprünglich gewesen. Das Gebäude aus rotem Backstein hatte ein viktorianischer Schwerindustrieller und Räuberbaron – und schließlich Oberbürgermeister – am damaligen Stadtrand Londons erbaut. Mittlerweile lag es in einer Straße mit einer Mischbebauung aus Häusern und Büros, eingezwängt hinter der Rennstrecke der Wellington Road und einem nur geringfügig ruhigeren Abschnitt des Stadtteils Maida Vale. Es war die Art von Londoner Architektur, die Oliver Cabot nie besonders gemocht hatte. Ihm gefiel das Helle und die Eleganz der Baustile des 18. Jahrhunderts, nicht dieses viktorianische Dunkel und Durcheinander.
    Er blickte in den Spiegel, um festzustellen, dass er nicht verfolgt wurde, denn möglicherweise stand er ja noch auf der Abschussliste des Killers, dann parkte er im Parkverbot direkt gegenüber dem Eingang. Die Uhr des Jeeps zeigte 18.10 – Parken war also erst in zwanzig Minuten erlaubt. Er ging das Risiko ein und stieg aus, holte sein Jackett vom Rücksitz und zog es sich über, weil sein Hemd trotz der Klimaanlage verschwitzt war. Plötzlich bemerkte er einen Schatten. Als er den Kopf hob, sah er über

Weitere Kostenlose Bücher