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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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grauen Lockenschopf, der dennoch jugendlich wirkte. Sie hatte das merkwürdige, aber behagliche Gefühl, dass sie einander schon sehr gut kannten. Seine titangrauen und auf hypnotische Weise ausdrucksstarken Augen flirteten mit ihr, irgendwo darin entdeckte sie jedoch eine gewisse Traurigkeit.
    »Ehrlich gesagt habe ich mich nicht besonders gut amüsiert«, gab sie zu. »Im Grunde genommen fand ich den Abend ziemlich langweilig.«
    Sie musste dieses Spiel unbedingt stoppen. Mit etwas Mühe schaute sie weg. Aber wie schön war es, sich von diesem Mann in schwarzem Polohemd, schwarzen Jeans und dramatischem schwarzen Mantel geschmeichelt zu fühlen, und wenn auch nur für einen Moment.
    Sich
begehrt
zu fühlen.
    Wieder trafen sich ihre Blicke.
    Hinter ihr rief eine triumphierende Stimme: »Da, sehen Sie, er passt genau!«
    Sie drehte sich um – und sah den Verkäufer, der die Brieftasche mit dem Dollarschein darin hochhielt.
    »Schön, gut. Ich – ich nehme sie.« Sie kramte ihr Portemonnaie aus der Handtasche und reichte ihm ihre goldene Kreditkarte, dann wandte sie sich wieder ihrem Bewunderer zu.
    »Hübsche Brieftasche.«
    »Für meinen Mann«, antwortete sie und bereute es sofort.
    »Der Glückliche.« Wieder flirteten sie mit Blicken.
    Sie suchte nach den richtigen Worten: »Glauben Sie …, dass sie ein gutes Geschenk für einen Ehemann ist?«
    »Hm, ja.« Als er an ihr vorbeigriff und die Brieftasche in die Hand nahm, roch sie sein Aftershave: intensiv, maskulin, ein Duft, den sie nicht kannte, aber angenehm fand. Er drehte die Brieftasche in den Händen. »Sie ist wirklich schön. Aber man darf natürlich kein Herz für Krokodile haben.«
    Handelte es sich bei der Bemerkung um einen Scherz oder meinte er es ernst? »Und – haben Sie?«
    Er legte die Brieftasche auf den Tresen. Lakonisch, mit tiefer Stimme sagte er: »Wahrscheinlich sind sie als Brieftasche angenehmer denn als Badepartner.«
    Faith lachte.
    »Hätten Sie Zeit für einen Kaffee?«
    Sie blickte in seine flirtenden Augen. In ihrem Kopf läuteten alle Alarmglocken. Sie musste heute noch mehr Geschenke einkaufen, unter anderem, und das durfte sie nicht vergessen, Godiva-Pralinen. Egal, was sie Ross sonst noch schenkte, wenn er unter seinen Geschenkpackungen nicht diese Pralinen fand, schmollte er. Sie blickte auf die Uhr: 11.45. Ihr blieb noch eine halbe Stunde. Ihre Mutter holte Alec heute von der Schule ab. Es machte also nichts, wenn sie etwas später nach Hause kam – und überhaupt, sie würde Ross sagen, sie habe Geschenke für seinen Geburtstag besorgt. »Ja, gern. Warum nicht?«
    Er streckte die Hand aus. »Ich heiße Oliver.«
    »Faith.« Er hatte lange, schmale Finger und einen festen Händedruck.
    »Faith Ransome«, sagte er.
    Sie überlegte kurz, woher er ihren Namen kannte. Hatte er ihn auf ihrer Kreditkarte gesehen?
    Den Blick auf sie gerichtet, sagte er: »Faith. Ein schöner Name. Der Schriftsteller H. L. Mencken definierte Faith, Glauben, einmal als die unlogische Überzeugung, dass das Unwahrscheinliche eintreten kann. Trifft das auch auf Sie zu?«
    »Vielleicht«, sagte sie lächelnd und unterschrieb den Kreditkartenbeleg.
     
    Im Café im Souterrain überlegte Faith, ob sie einen Cappuccino bestellen sollte, entschied sich dann aber für grünen Tee, der ihr besser gegen die Übelkeit helfen würde. Während ihr Bewunderer das Tablett zu einem freien Ecktisch trug, folgte sie ihm in einiger Entfernung, während sie sich gleichzeitig etwas nervös nach vertrauten Gesichtern umsah. »Beruhige dich, Mädchen!«, sagte ihre innere Stimme. »Du hast doch keine Affäre mit dem Mann, sondern trinkst nur einen Tee mit ihm!«
    Trotzdem war sie nervös und ängstlich. Nervös wegen der Anziehungskraft dieses Fremden und ängstlich, weil Ross ihr die Hölle heiß machen würde, wenn er erfuhr, dass sie mit einem anderen Mann in einem Café zusammengesessen hatte. Mit dem Rücken zu einer Wand aus Pflanzen, die einen unangenehm stechenden Geruch verströmten, nahm sie an dem kleinen runden Tisch Platz. »Wie heißen Sie mit Nachnamen?«
    »Cabot.«
    »Wie der Entdecker?«
    »Ja. Ich bin ein entfernter Verwandter.«
    »Das muss aber ein sehr entfernter Verwandter sein.«
    »Warum?«
    »Weil er seit fünfhundert Jahren tot ist.«
    Er lächelte. »
Touché

    Normalerweise nahm sie keinen Zucker, aber weil sie etwas Energie gut brauchen konnte, riss sie ein Päckchen auf und schüttete sich den Inhalt in die Tasse.
    »Die Einnahme

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