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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sei Dank, er war erleichtert und freute sich. Die Einladung an Ross war eine bloße Höflichkeit gewesen. Er war an
ihr
interessiert.
    »Wie wär’s mit morgen? Ich sehe mal in meinem Terminkalender nach – vielleicht könnten Sie vorbeikommen und anschließend mit mir zu Mittag essen?«
    »Sehr gern, aber ich wohne in Sussex. Ich komme nicht so oft in die Stadt.«
    »Hübsche Gegend. Na gut, also das nächste Mal, wenn Sie in der Stadt sind?«
    Wieder trafen sich ihre Blicke. Das hier war so gut, aber auch ziemlich gefährlich. Er schmeichelte ihr, doch der gesunde Menschenverstand riet ihr, den Tee auszutrinken, Dr. Cabot höflich zu danken und aus seinem Leben zu verschwinden. Sich mit einem anderen Mann einzulassen war das Letzte, was sie im Augenblick brauchte. Sie musste ihr Leben mit Ross in Ordnung bringen und irgendwie einen Ausweg für sich und Alec finden. Es war zwar denkbar, dass Ross ihren Trennungswunsch akzeptierte, aber dass sie ihn wegen eines anderen verließ, damit würde er sich niemals abfinden.
    Dennoch fand sie es ungeheuer schön, hier mit diesem Mann zu sitzen. Als hätte sich ein Spalt in der Dunkelheit geöffnet, durch den sie die Möglichkeiten eines Lebens jenseits desjenigen sehen konnte, das sie führte.
    Oliver Cabot reichte ihr seine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Sie das nächste Mal in die Stadt kommen.«
    Sie schob die Karte in ihre Handtasche, in der Absicht, sie in den nächsten Mülleimer zu werfen, bevor sie nach Hause kam, denn sie hatte Angst, dass Ross sie finden könnte.
    »Danke. Das werde ich tun.«
    Er schenkte ihr einen sehnsuchtsvollen Blick, der ausdrückte: »
Ich will dich, aber ich glaube, du willst mich nicht


[home]
    11
    D er Junge stand oben an der Feuerleiter und stellte den Benzinkanister so geräuschlos wie möglich ab. Nur ein ganz leises »Klink« war zu hören.
    Dann zog er mit seinen klammen Fingern in den Gummihandschuhen die Brusttasche der Windjacke auf, holte vorsichtig den nagelneuen Schlüssel hervor und schob ihn ins Schloss der Küchentür. Er hielt den Atem an und drehte langsam den Schlüssel herum. In der stillen Nachtluft klang das letzte Klicken laut wie ein Pistolenschuss.
    Er erstarrte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis das Geräusch verklang. Und während er dastand und ängstlich durch die Glasscheibe in die Küche blickte, verließ ihn die Ruhe, und er geriet in Panik. Aber nachdem er beruhigend auf sich selbst eingeredet hatte, ging es ihm nach ein paar Minuten wieder gut.
    Er blickte in den kleinen Hof, dann den Rohbau hinauf, der direkt hinter der Hofmauer lag. Niemand zu sehen. Das hatte er gehofft. So weit, so gut.
    Er drehte den Griff und schob die Tür auf. Sie bewegte sich geräuschlos in den Scharnieren, die er vor ein paar Tagen selbst geölt hatte. Der abgestandene, fettige Geruch nach Gebratenem und das Summen des Kühlschranks empfingen ihn. Er hob den Benzinkanister an und betrat den beengten Raum. Leise schloss er die Tür hinter sich, dann stand er im Dunkeln und lauschte.
    Hinter einer geschlossenen Tür hörte er die Rufe und Schreie einer Frau. »O ja, oh, ja, ja, mach’s mir!«
    Die Raumaufteilung der Wohnung war ihm bekannt – er war schon zweimal hier gewesen, immer wenn die Frau zur Arbeit gewesen war.
    Bei diesen Besuchen war es leicht gewesen zu berechnen, wie viel Zeit er hatte. Er musste nur sein Rad in der Nähe des Lebensmittelmarkts abstellen. Von seinem Versteck hinter einer eingefallenen Mauer bot sich ihm ein freier Blick über die Straße und durchs Fenster zur Kasse, wo sie – bis auf die Pausen – während ihrer Schicht saß. Er musste einfach warten, bis sie zur Arbeit kam, und würde dann acht Stunden lang ungestört bleiben. Allerdings hatte er immer höchstens zwei gebraucht.
    Das war beim zweiten Besuch gewesen. Beim ersten war er aus bloßer Neugier hergekommen. Zur Erkundung. Schubfächer durchstöbern, die Kleidungsstücke der Frau herausheben, die er kaum kannte, ihren Geruch riechen. Er hatte ihre schwarze Seidenunterwäsche in die Hand genommen, wobei ihn die eigenartigen Gefühle, die er empfunden hatte, als er die Körbchen eines Büstenhalters an die Nase drückte, ganz verwirrt hatten.
    Sein Plan bei jenem Besuch war es gewesen festzustellen, ob sie Fotos von ihm aufbewahrte, denn er wollte herausfinden, ob er ihr noch etwas bedeutete. In dem kleinen Wohnzimmer, im Schlafzimmer und in der Küche standen jede Menge gerahmte Fotos von ihr selbst. Eines, das

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