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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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einnähmen, wenn Ihr Grundbefinden dadurch positiver würde –«
    »Ich komme auch ohne ganz gut klar.«
    »Schön.« Er nickte. »Meine Sekretärin wird das Rezept gegen Ihren Magenbazillus telefonisch an Ross durchgeben.«
    »Warum händigen nicht
Sie
mir das Rezept aus?«
    Tadelnd antwortete er: »So ist es viel leichter. So müssen Sie nicht extra wieder herkommen.«
    »Das würde mir nichts ausmachen.«
    Er sah auf die Uhr: ein Wink mit dem Zaunpfahl.
    Als sie ging, war sie unzufrieden und fühlte sich herabgesetzt.
    Es war halb zwölf. Im strömenden Regen fuhr sie mit dem Taxi zu dem Kaufhaus
The General Trading Company
in der Sloane Street. Ross war ein Markenfetischist. Hemden und Krawatten mussten aus der Jermyn Street, von
Turnbull and Asser, Hilditch and Key
oder
Lewin’s
kommen, Lebensmittel von
Fortnum & Mason, Jackson’s
oder
Harrods,
alles, was mit Rauchen zu tun hatte, musste von
Dunhill
sein.
The General Trading Company
zählte zu den Geschäften, in denen sie kleinere Geschenke einkaufen konnte, die seine Zustimmung fanden.
    Faith gefiel die gediegene Atmosphäre. Es kam einem vor, als befände man sich in einem Privatklub. Die kleinen miteinander verbundenen Räume waren randvoll mit Schätzen, die Mitarbeiter sprachen leise, mit geschliffenem Akzent, für die Kundinnen waren Seidentücher
de rigeur
, die um Hals und Schultern gelegt waren, als wären es Totems feindlicher Volksstämme: Cornelia James gegen Hermès gegen Gucci.
    Faith trug selbst ein Seidentuch von Cornelia James, das sie auf der Vorderseite ihres schwarzen MaxMara-Regenmantels stolz zur Schau stellte. Bevor sie Ross kennen lernte, hatte sie sich kaum für Mode oder Designer-Marken interessiert, auch weil sie immer knapp bei Kasse gewesen war. Ross hatte sie in einen Label-Snob verwandelt, aber sie hatte Freude daran. Einzelhandelstherapie, hatte sie gewitzelt. Als ihre Depressionen am stärksten gewesen waren, hatte sie ihre Laune dadurch gehoben, dass sie nach London fuhr und in teuren Designer-Läden einkaufte. Ross war es egal, wenn sie viel Geld ausgab – er ermunterte sie sogar dazu. Sie sollte immer das Neueste und Beste tragen. Dennoch fühlte sie sich nie wirklich wohl in ihren fabelhaften Outfits.
    Obgleich sie äußerlich gut in das Geschäft passte und nichts auf ihre niedere Herkunft und ihre staatliche Schulbildung hindeutete, fühlte sie sich hier als Außenseiterin. Die Hälfte der Kunden schien einander zu kennen, als wären sie zusammen aufgewachsen. Das war der kleine Unterschied. An ihren Gesichtern ließ sich ablesen, wie viel Selbstvertrauen die
Upperclass
-Erziehung ihnen geschenkt hatte; das war eben etwas, was man nicht kaufen konnte und was sich auch durch kein Operationsskalpell ändern ließ. Entweder man wurde in diese Welt hineingeboren oder nicht.
    Faith tippte auf eine Glasvitrine, zeigte auf eine Krokobrieftasche und fragte einen geradezu absurd gut aussehenden Verkäufer, ob sie sich die einmal ansehen dürfe.
    »Eine schöne Brieftasche«, erklärte der Adonis, während er das Schränkchen aufschloss. »Wunderschön.«
    Sie drehte die Brieftasche in den Händen, hielt die Nase daran und roch den intensiven Duft des Leders. Dann betrachtete sie die Innenfächer. »Wissen Sie vielleicht, ob auch Dollarscheine hineinpassen? Mein Mann beklagt sich immer, dass englische Brieftaschen ein wenig zu schmal dafür seien.«
    »Ich frage lieber einmal nach«, sagte der junge Mann.
    Doch bevor er ging, legte jemand einen druckfrischen Dollarschein auf den Verkaufstresen. Hinter sich hörte sie eine amerikanische Stimme. »Möchten Sie es vielleicht einmal hiermit probieren?«
    Faith drehte sich um. Verwundert und ungläubig sah sie den groß gewachsenen, schlanken Mann im schwarzen Trenchcoat an. »Äh – danke – äh – hallo«, begann sie und unterdrückte ihre Aufregung für den Fall, dass sie sich irrte.
    Er lächelte. »Hallo! Wie hat Ihnen das Dinner gefallen?«
    Er war es tatsächlich. Ihr Bewunderer von gestern Abend, der zwei Tische entfernt gesessen hatte.

[home]
    10
    D as Dinner war großartig«, sagte Faith.
    Sein Lächeln verriet, dass er ihr das nicht abnahm.
    Ihr gefiel sein Gesicht. Es war nicht hübsch in einem konventionellen Sinn. Dazu war es zu lang, fast ein wenig pferdeähnlich, und seine ebenfalls lange – und markante – Nase entsprach auch nicht gerade gängigen Vorstellungen von schön. Aber es strahlte Herzlichkeit und Frische aus, kluge Gesichtszüge unter einem

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