Mein bis in den Tod
Irgendwo.
»Mr. Ransome«, sagte Cabot mit bebender Stimme, »tun Sie Ihrer Frau nichts an. Ich bin der Schuldige. Sprechen wir über alles.«
»Schnauze«, schrie Ross und richtete die Flinte noch dichter auf ihn. »Ein Wort, und ich schieße. Nur ein einziges beschissenes Wort.« Er wandte sich wieder zu Faith. »Mach schon, Miststück, beeil dich. Ausgezogen hast du den Slip ja auch schnell.«
»Mr. Ransome –«
Ross holte das Einwegfeuerzeug, das er in der Tankstelle gekauft hatte, aus der Jackentasche und wedelte damit, den Daumen darauf. »Ich sagte Schnauze, Quacksalber.«
Oliver starrte ihn schweigend an, sein Blick wechselte von Ross zu Faith, seine Nasenflügel zuckten.
Faith hatte ihre Jeans angezogen und zog sich das blaue Stricktop über den Kopf, schlüpfte in ihre Schuhe. »Bitte, lass uns reden, Ross.«
»Bind ihn fest.«
Ihr war angst und bange. »Wie – wie meinst du das?«
»Bind ihn fest, du Schlampe. Fesselspiele, haben dir früher doch auch gefallen.«
Am Fußende des Betts sah er einen Morgenmantel. Er steckte das Feuerzeug ein, streckte die Hand aus, zog den Gürtel aus den Schlaufen und warf ihn Faith zu. »Um sein Handgelenk, dann um einen der Pfosten.«
Ross schwang die Flinte von Faith zu Dr. Oliver Cabot und schritt durchs Zimmer auf einen Kleiderschrank mit Schiebetüren zu. Er schob eine auf, sah eine Stange mit Krawatten. Er riss mehrere davon herunter, warf sie Faith zu. »Fessle ihn hiermit.«
»Mr. Ransome – Ross –«, sagte Oliver.
Ross hieb ihm mit dem Lauf der Flinte ins Gesicht – Olivers Lippen platzten auf, ein Stück Zahn fiel auf den Boden. »Ich sagte Schnauze, Quacksalber. Bist es doch gewohnt, die Klappe zu halten, bei der ewigen transzendentalen Meditation oder was für einen Scheiß du so treibst.«
»Ross«, flehte Faith, »Ross, bitte –«
Sie fesselte Oliver, so wie Ross es wollte – alle viere von sich gestreckt, auf dem Rücken, Arme und Beine jeweils an einen Pfosten gebunden. Dann zog er die Bettdecke zur Seite, so dass er nackt dalag.
»Keine Erektion, Quacksalber? Wie schade!«
Aus Olivers Mund tropfte Blut. Faith sah Ross an. »Bitte sprich mit mir. Das bringt doch niemanden weiter – das ist verrückt.«
»Verlass das Zimmer, Miststück.«
Faith blickte verzweifelt zu Oliver, dann wieder zu Ross. »Ich lasse ihn nicht allein. Wenn du ihn umbringen willst, musst du auch mich umbringen. Ich sterbe sowieso – noch ein paar Monate, was spielt das schon für eine Rolle.«
»Raus.«
»Nein.«
Ross holte das Feuerzeug heraus und hielt es erneut empor, seine Hand zitterte. Faith betrachtete sein Gesicht, die Flinte, dann das Feuerzeug. In ihren Augen flackerte etwas – etwas, das er nicht verstand, etwas, das ihm nicht gefiel. Aber noch ehe er die Gelegenheit hatte, herauszufinden, was es war, warf sie sich auf ihn und biss ihm ihn die Hand.
Mit einem Schmerzensschrei ließ er das Feuerzeug fallen und drückte ab.
Nichts geschah.
Und da wusste er, in diesem Sekundenbruchteil, dass das verkommene Obermiststück es bemerkt hatte. Er hatte sie früher öfter zum Tontaubenschießen mitgenommen, und deshalb kannte sie die Flinte. Sie hatte gesehen, dass der Scheißsicherheitsriegel vorgelegt war.
Faith stach ihm mit dem Daumen ins Auge und versetzte ihm mit der freien Hand einen Fausthieb, dann noch einen, so fest, dass ihr die Faust wehtat, aber sie bemerkte es kaum. Sie kratzte ihn, zog ihn an den Haaren, während sie ihm immer noch den Daumen ins Auge drückte.
Er strauchelte und fiel hintenüber. Sie klammerte sich an ihn und stürzte mit ihm zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah sie die Flinte.
Faith schob sich von ihm weg, packte die Flinte und warf sich gegen die Tür. Draußen auf dem Flur prallte sie gegen das Geländer. Drehte sich um. Ross stürzte sich auf sie. Sie hob die Läufe der Flinte in seine Richtung, da wurde ihr klar: das Benzin. Ich darf nicht abdrücken, Gott,
ich darf nicht schießen.
Sie lief die Treppe hinunter, rannte zur Eingangstür.
Neeeiiin.
Oliver hatte die Sicherheitskette vorgelegt.
Ross stand inzwischen auf halber Höhe der Treppe. Sie riss an der Kette, drückte den Auslöseknopf, packte den Riegel, die Tür ging auf.
Eine Hand packte sie an der Gurgel.
Schreiend, nach Atem ringend wurde sie nach vorn geschleudert, ihre Beine wurden weggekickt. Sie fiel mit dem Gesicht auf den Kies. Irgendwo neben ihr fiel die Flinte klappernd zu Boden, aber bevor sie irgendetwas tun konnte, riss
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