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Mein bis in den Tod

Mein bis in den Tod

Titel: Mein bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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erwiderte seinen Blick mit derart niedergeschlagener Miene, dass er tief im Inneren fröstelte. War sie kränker, als sie zugab?
Ich habe dich erst kennen gelernt. Bitte, ich möchte dich nicht verlieren, bevor ich dich richtig kennen gelernt habe
. »Was haben Sie wirklich, Faith? Sie erzählen mir nicht die ganze Wahrheit, stimmt’s?«
    Sie umfasste ihr Glas –, als wollte sie sich verzweifelt an etwas festklammern. Mit furchtsamer Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, sagte sie: »Ich weiß es nicht, niemand will es mir sagen.«
    »Sie sind mit einem Arzt verheiratet, und er will Ihnen nichts sagen?«
    »So ist es.«
    »Sie kommen morgen wieder nach London, in meine Klinik, ich sehe Sie mir einmal genauer an und mache selbst ein paar Tests, um herauszufinden, was wirklich los ist. Okay?« Das war keine Frage.
    Faith nickte. An die Stelle der Angst in ihren Augen trat ein Schleier der Dankbarkeit, so wässrig wie Sonnenlicht im Januar.

[home]
    38
    H alb neun am folgenden Morgen. Ross stand in einer Ecke des Operationssaals in der Harley Street. Die Gesichtsmaske baumelte noch unter seinem Kinn, als er die Notizen nach der ersten Operation an diesem Tag niederschrieb. Er hatte schlecht geschlafen, und die Operation war nicht gut verlaufen.
    Es war die Arbeit, zu der er am wenigsten Lust hatte: eine Nachoperation. Ein Hautimplantat, das er vor einem Monat an den Hals eines Mannes verpflanzt hatte, der sich bei einem Unfall in einer Chemiefabrik schwere Verbrennungen zugezogen hatte, hatte sich entzündet und abgelöst. Jetzt musste er einen Hautlappen vom Oberschenkel des Mannes abnehmen und das Ganze noch einmal probieren. Der Misserfolg der ersten Transplantation war nicht seine Schuld gewesen, aber so sah er das nicht. In seinen Augen war er für Misserfolge immer allein verantwortlich.
    Auch dass die Ehe mit Faith angeschlagen war, war seine Schuld: Er gab ihr zu viel Freiheit, zu viel Zeit allein, zu viel Geld. Und auf irgendeine Weise, die er nicht ganz begriff, glaubte er, dass er die Schuld an ihrer Krankheit trage und dass es seine Aufgabe sei, Faith zu heilen. Aber all diese Probleme ließen sich lösen: Man musste sie anpacken, die schlimmen Teile herausschneiden, so wie den nekrotischen Hautlappen, den er soeben entfernt und ersetzt hatte. Lösungen gab es immer. Und nun sah er aus dem Augenwinkel seinen Anästhesisten Tommy Pearman, beinahe kahlköpfig, schwitzend, unförmig, der sich neben ihn stellte.
    »Ich bin am Sonntag Zweiter in meiner Kategorie geworden. Hatte ich dir das schon erzählt?«
    »Ich wusste gar nicht, dass du zur Sonntagsschule gehst, Tommy«, sagte Ross.
    »Wie witzig, wie verdammt witzig! In meinem Bentley.«
    »Ach ja, dein Bentley.« Ross hatte eine deutliche Vorstellung im Kopf, wie der Anästhesist in seinem grünen Bentley aus den 1930er Jahren aussah. Einmal war Pearman zum sonntäglichen Lunch bei ihm zu Hause aufgetaucht, mit Lederkappe samt Brille.
    »In der Bergwertung. Hab ich dir nicht davon erzählt?«
    Ross drehte sich zu ihm um, während er ein wichtiges Detail niederschrieb.
    Wie ein Kind, das Aufmerksamkeit heischt, fuhr Pearman fort: »Es war bei Prescott Hill – Heimat des Bugatti-Clubs – ein offenes Rennen, für alle Klassen von Oldtimern und Rennwagen.«
    »Warum bist du nicht Erster geworden, Tommy? Man sollte immer versuchen zu gewinnen.«
    »Ich hab nur aus Spaß mitgemacht«, sagte der Anästhesist trotzig.
    »
Erster
zu werden, das macht Spaß«, sagte Ross, beendete seine Notizen und reichte sie der OP -Schwester, die sie in den Computer eingab. »Man sollte sich nie über den zweiten Platz freuen, Tommy.«
    Dann unterbrach ihn einer der Assistenzärzte. »Mr. Ransome, die Fotografin möchte wissen, ob Sie sie bei der nächsten Operation brauchen.«
    Ross verwendete Fotos für seine Unterlagen und stellte einige seiner besten Operationen auf seine Website. »Mrs. Reynauld?«, fragte er. »Sie ist als Nächste dran – wir werden einen ziemlich interessanten Eingriff an ihrem Kieferknochen durchführen. Ja, ich möchte Fotos.« Dann legte er den Arm um seinen Anästhesisten. »Ich muss mal kurz mit dir sprechen, Tommy.« Er drängte ihn zur Tür.
    Auf dem Gang sagte Ross: »Ich muss im September vor dem World Congress of Plastic Surgeons einen Vortrag halten.« Er senkte die Stimme, weil eine Krankenschwester vorbeiging. »Ich rede über Mikrozirkulation, und will das Ganze ein bisschen aufpeppen. Du kennst dich doch aus mit diesem

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