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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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Unternehmensanalyse, die eine namhafte Consulting-Firma angefertigt hatte. Meine Laune ging schon in den Keller, als der Vorstandsvorsitzende das Pamphlet mit Schwung vor uns auf den Tisch knallte. Das stellte mit seinem Umfang nämlich so manches Lexikon in den Schatten: 1300 Seiten Zahlen, Schaubilder, Statistiken.
    Missmutig begann ich zu blättern. Und blätterte verdutzt gleich ein weiteres Mal. Und dann, schon ungläubig, noch ein drittes Mal. Ich konsultierte das Inhaltsverzeichnis und musste feststellen, dass ich richtig gesehen hatte.
    Eine Seite.
    Genau eine einzelne Seite dieser Unternehmensanalyse befasste sich mit dem Faktor Mensch. 1300 Seiten Zahlen. Eine Seite »People«. Ich konnte es nicht fassen.
    Genauso ist es um die Wirtschaft der Memmen-Bosse bestellt: Der Mensch ist eine Marginalie im Buch der Zahlen. Und das nur, weil die Bosse zu viel Angst haben, sich auf den wirkungsvollsten aller Erfolgsfaktoren einzulassen.
    Wenn wir Unternehmen langfristig erfolgreich machen wollen, dann müssen wir endlich unser Augenmerk auf das wirklich Relevante richten: Das, was Menschen motiviert, Gutes zu tun – für ihre Kunden, ihre Kollegen und ihr Unternehmen. Dafür müssen wir uns aber auch verabschieden von einem Führungsstil, der von oben nach unten durchregiert und allem Unkalkulierbaren feige ausweicht. Und stattdessen auf eine neue Kultur der Freiheit setzen, die auf das Gespür und Wissen der einfachen Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter vertraut.
    Menschen sind nicht nur keine Zahlen – sie sind auch wichtiger als die Zahlen. Sie wollen etwas erreichen, und sie können etwas bewirken.

3. Eingezwängt:
mein Boss in seiner Welt
    Selbstverständlich wissen wir, dass unsere Abteilung nicht das alleinige Zentrum des Firmenuniversums ist. Und unser Vorgesetzter kein allmächtiger Held mit Superkräften, der alles alleine entscheiden und gerade biegen könnte, wenn er nur den nötigen Mumm in den Knochen hätte.
    Der misstrauische, egoistische Geist der Chefetage, mit seinem Streben nach Kontrolle und kurzfristigen Gewinnen, ist keine anonyme Macht. Wir wissen von ihm. Wir hören von ihm auf den Fluren, wir sehen sein Grinsen in der Imagebroschüre, und wir erahnen ihn zwischen den Zeilen der Dienstanweisungen unseres Chefs. Dieser Geist durchdringt von der Spitze aus ganze Unternehmen. Bis er unserem Boss in Gestalt seines eigenen Vorgesetzten und seiner Chef-Kollegen leibhaftig gegenübersteht.
    Wie viel Freiheit, wie viel Verantwortung ein Boss uns gibt, wie viel Motivation, Sinn und langfristige Perspektive ein Boss uns vermitteln kann – hängt immer auch von den Einflüssen seines unmittelbaren Umfelds ab, das geprägt ist von den anderen Bossen um ihn herum.
    Falls wir das je vergessen haben sollten, wird es uns spätestens wieder bewusst, wenn etwa die Führungskraft einer anderen Abteilung oder der Chef unseres Chefs hereinstürmt. Aus dem Büro unseres Vorgesetzten hören wir trotz verschlossener Tür laute Wortfetzen nach außen dringen, schauen dabei unsere Kollegen am Nachbartisch fragend an und rätseln, welche Konsequenzen der Meinungsaustausch wohl für uns selbst haben mag.
    Wenn sich die Tür des Chefbüros wieder öffnet, der Besuch verschwindet und unser Vorgesetzter missmutig zum Kaffeeautomat marschiert, dann warten wir ab, was er uns zu berichten hat – oder was er uns lieber verschweigt.
    Was wir manchmal gern übersehen: Unser Boss hat seine eigene Welt.
    Es ist eine Welt, in der eine Führungskraft sich erst behaup­ten muss.
    Unser Boss ist nicht nur uns Mitarbeitern gegenüber verpflichtet, sondern muss in viele Richtungen zugleich denken und handeln. Zur Seite, zu den gleichrangigen Führungskräften anderer Abteilungen. Nach oben, gegenüber seinen eigenen Vorgesetzten und deren Chefs, die alle ihre persönlichen Interessen mit denen des Unternehmens verquicken.
    Es ist eine Welt der Zwänge und Kämpfe, in denen unsere Chefs, eingeklemmt zwischen Machtblöcken, ihren eigenen und unseren Freiraum erst erobern müssen.
    Tun sie es nicht, werden sie nicht nur in den Augen der Mitarbeiter zu Memmen ohne Autorität und Esprit. Sie werden reduziert zu Transmittern, zu Befehlsempfängern, zu Überbringern fremder Botschaften.
    Solche Chef-Marionetten aber brauchen wir am allerwenigsten. Denn werden unsere direkten Vorgesetzten zu

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