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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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Zahlen auf den Tisch legt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    Zehn Minuten später steigen auf dem Firmenparkplatz sechs Bereichsleiter fast gleichzeitig in ihren Wagen. Die Ausfahrt hat nur Platz für einen. Wer bremst? Im letzten Moment jeder. Wir lächeln uns an. War ja nur Spaß.
    Oder auch nicht.
    Die Beziehung der gleichrangigen Führungskräfte untereinander ist, anders als die zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten, alles andere als klar geregelt. Offiziell führt hier keiner. Einfluss besitzt derjenige, der auf den ersten Blick gut dasteht. Der lautstark und mit den besseren Argumenten seine Idee durchsetzt. Es ist ein Ringen um jedes Wort, um die eigene Interpretation der Wirklichkeit. Ein Ringen vor allem auch um die Aufmerksamkeit und Anerkennung der nächsthöheren Führungsebene, die mit allen Mitteln beeindruckt werden soll. Kampfmittel wie üble Nachrede und gezieltes Mobbing gehören nicht selten dazu. Insbesondere in angespannter wirtschaftlicher Lage verschärft sich der interne Wettbewerb, bestätigten 52 Prozent der Führungskräfte in einer Umfrage der Stellenbörse StepStone, die im Krisenjahr 2009 unter dem Titel »Wirtschaftskrise fördert Ellenbogenmentalität« veröffentlicht wurde.
    Die Folge: ein ständiges Abtasten, ein Herausfordern, ein Provozieren, ein Angeben wie auf dem Schulhof und ein Wettrüsten mit allen verfügbaren Statussymbolen; aber auch wechselnde Allianzen, wenn es Vorteile verschafft. Je nach Situation, Charakter der Beteiligten und je nachdem, wie ein Unternehmen ganz oben so tickt.
    Wird auf der Vorstandsetage geprotzt, intrigiert und inszeniert, was persönlicher Einfluss und Boni hergeben, wird dieser unschöne Geist auch ein paar Etagen tiefer zelebriert. Dann liefern sich auch die kleinen Fürsten auf dem Parkplatz Duelle. Dann wird in Meetings nicht die beste Lösung gesucht, sondern der eigenen Eitelkeit Tribut gezollt.
    Die Kultur des Unternehmens gibt die Spielregeln vor, nach denen inoffiziell Gewinner und Verlierer bestimmt werden. Wer am schnellsten am meisten verkauft, hat Recht, heißt es dabei in Shareholder-Value-getriebenen Unternehmen.
    In Top-down-geführten Unternehmen will sich keine Führungskraft von einer anderen etwas sagen lassen, wenn diese nicht offiziell weisungsbefugt ist. Das eigene Territorium wird scharf gegen Eindringlinge bewacht. Wer als Führungskraft in einem solchen System wirklich etwas verändern will und dabei über seinen eigenen Bereich hinausgreift, der bekommt Feuer von allen Seiten. Große Ideen, die nicht die eigenen sind, werden sabotiert. Könnten sie doch den Sieg eines Nebenbuhlers bedeuten. Eine Gefahr für die Karriere, noch dazu vom direkten Konkurrenten. Da lädt der Ego-Shooter schon mal durch.
    Es ist die Konkurrenz der gleichrangigen Chefs, der sich ein Boss und damit indirekt auch sein Team erwehren müssen. Wenn es etwa darum geht, welches Team für die schlechte Geschäftslage oder den Fehler bei einem neu entwickelten Produkt verantwortlich ist. Wenn die Chefetage sich aus jedem Team Ideen vorlegen lässt und die beste auswählt. Oder wenn, wie in diesem Beispiel, ein Teamleiter seinen eigenen Weg geht und diesen gegenüber seinen Chef-Kollegen offensiv verteidigt.
    Zieht ein Chef in diesen Duellen den Kürzeren, ist davon sein ganzes Team betroffen. Wenn Budgets gekürzt, wenn lukrative Aufgaben an andere vergeben, wenn Sonderrechte nur den anderen gewährt werden.
    Stellt sich ein Chef nicht mit breiter Brust vor seine Leute, dann werden sie schnell zum Freiwild für hungrige interne Konkurrenten. So wie dieser Programmierer es beobachtet hat:
    Der eigentliche Chef
    Â»Unser Abteilungsleiter ist ein entspannter Typ. Er gibt seinen Mitarbeitern häufig freie Hand, das schätzen wir. Vor allem, weil wir wissen, dass nicht jede Führungskraft in unserer Firma so gut mit ihren Mitarbeitern umgeht.
    Im Verhältnis zu den Leitern der anderen Abteilungen hilft ihm das aber nicht weiter. Da herrscht oft ein Hauen und Stechen. Aus den Runden der Bereichsleitung kommt er meistens mit schlechter Laune. Da drin scheint es zuzugehen wie in einem Fight Club. Man merkt ihm an, dass er sich zusammenreißen muss, um wieder einen normalen, höflichen Tonfall anzunehmen. Es scheint, als würden ihm die anderen des Öfteren mal die Butter vom Brot nehmen. Man munkelt, es hätte seinen Grund, dass

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