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Mein Boss, die Memme

Mein Boss, die Memme

Titel: Mein Boss, die Memme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick D. Cowden
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gegenseitige Vertrauen. Was könne man damit nicht alles erreichen.
    45 Minuten später: Ende der Veranstaltung. Kaum Fragen, aber viel Nicken. Ja, wir haben verstanden. Ausgerüstet mit einem Paket an Info-Materialien geht es zurück zum eigenen Team.
    Eine Woche später, letzter Dreh: Teamleiter vor elfköpfiger Gruppe. Er habe ihnen etwas zu berichten. Es gehe um neue Werte, die sie hier im Unternehmen leben wollen. Er stockt, als hätte er vergessen, welche es denn wären. Er nimmt die Unterlagen und liest vor. Erster Wert. Zweiter Wert. Zehn Minuten später: Hat jemand noch Fragen? Schulterzucken. Wer sich das ausgedacht hätte?
    Der Teamleiter weist jede Schuld von sich. «
    Christoph N., Redakteur
    Auftrieb: Ideen von unten
    Wenn ein Mitarbeiter in einer tief gestaffelten Hierarchie seinem Vorgesetzten eine neuartige Idee präsentiert, dann ergeht es ihm oder ihr nicht selten wie einem Lachs. Einem, der sich mühsam Strom aufwärts kämpft und vor sich nur rauschende Wasserfälle sieht, die in vielen Kaskaden auf ihn herabstürzen.
    Eine Idee, die wirklich etwas ändern könnte, muss in einem großen Unternehmensapparat eine Vielzahl von Stufen überwinden. Ein starker Vorgesetzter würde einem einfallsreichen Mitarbeiter die Hand nach unten reichen, um ihn hochzuziehen. Die Memmen-Chefs aber tun das, was auch ihre eigenen Vorgesetzten mit ihnen tun: Sie lassen die Wassermassen ungebremst nach unten schießen. Und wer nicht schwimmen kann, hat Pech gehabt.
    Ã„ngstlich strampeln die Memmen-Chefs ihrerseits krampfhaft auf der Stelle, denn das Wasser von oben könnte auch sie jederzeit wieder nach unten reißen. Also nur keinen Fehler begehen. Den Kopf nicht zu weit herausstrecken. Das Risiko, das alles Neue mit sich bringt, wird um jeden Preis vermieden.
    In einem solchen System fließen Impulse immer nur in eine Richtung: von oben nach unten. Würden die Ober-Bosse sich auch von den untergeordneten Chefs inspirieren lassen, ohne sich gleich bedroht und in ihrem Status angegriffen zu fühlen, würden unsere Chefs diese Praxis vielleicht auch in ihre Teams übertragen. Sie würden vielleicht lernen, vom Potenzial ihrer Mitarbeiter zu profitieren, anstatt es zu fürchten. Wo sie aber vorgelebt bekommen, dass Innovation nur in Form von Anweisungen stattzufinden hat und alles andere unter Umständen der Karriere abträglich sein könnte, werden die Memmen einen Teufel tun, Neues zu wagen.
    Und das ist tragisch. Denn dort, ganz unten und meist weit weg von der Firmenzentrale, in den Reihen der einfachen, nah am Markt agierenden Mitarbeiter und ihren Führungskräften, liegt der eigentliche Schatz der Unternehmen – das im täglichen Umgang mit Kunden geforderte und sich ständig weiterentwickelnde Know-how. Diesen Schatz zu heben und zur Entfaltung zu verhelfen, das ist die so wichtige Auf gabe jeder Führungskraft. Wenn »Natural Born Leader« mensch ­liches wie fachliches Innovationspotenzial entdecken, dann machen sie nicht den Deckel drauf, sondern handeln so wie der Boss dieser Praktikantin:
    Wenn der Boss den Weg nach oben ebnet
    Â»Ich arbeitete erst drei Monate in der Marketing-Abteilung, als ich eine Idee entwickelte, wie wir das Neukundengeschäft in meiner Altersgruppe ankurbeln könnten. Als Praktikantin fühlte ich mich sehr unsicher, ob meine Vorgesetzten mein Kon zept überhaupt annehmen würden. Und falls ja, ob sie es dann nicht als ihre eigene Leistung verkaufen würden. Meine direkte Vorgesetzte hatte das tatsächlich vor, schließlich sei ich ja eine Anfängerin. Umso erfreuter war ich, dass unser Abteilungsleiter dagegen für mich Partei ergriff. Er wollte, dass ich selbst meine Idee ganz oben vorstellte. Über alle Hierarchieebenen hinweg sorgte er dafür, dass man mir, der Praktikantin, die Gelegenheit gab, vor dem Vorstandschef mein Konzept allein zu präsentie ren. Mein Abteilungsleiter überließ mir die Lorbeeren für meine Arbeit, das war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Für mich war es ein unglaublicher Motivationskick.«
    Maria F., Praktikantin bei einem Mobilfunkanbieter
    Hier gibt es keinen Wasserfall, sondern einen kräftigen Sog nach oben. Einen, der die guten Ideen eines Mitarbeiters von ganz unten in der Hierarchie ganz nach oben zieht. So soll es sein.
    Anders als in vielen Unternehmen bleibt in diesem Fall eine Idee nicht in den

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