Mein Boss, die Memme
gemacht haben. Da entgeht ihm bei aller Hektik erstaunlicherweise nichts.«
Chef: »Ich will schon wissen, was meine Leute machen. Ich trage die Verantwortung, auch für ihre Fehler. Aber natürlich möchte und kann ich nicht in alles hineingezogen werden.«
Mitarbeiter: »Unsere Ergebnisse, die will er immer wissen. Wenn aber in unserer Mannschaft woanders der Baum brennt, wenn es Kompetenzgerangel gibt und wir auf ein klärendes Wort warten, dann heiÃt es nur âºIhr schafft das schonâ¹, und weg ist er. Als sei er geradezu froh darüber, ins nächste Meeting verschwinden zu können. Was bei seinen Treffen mit den anderen Bossen so rauskommt? Keine Ahnung.«
Chef: »Da wird schon um Interessen gekämpft. Auch für mein Team. Und meist ein unglaublicher Druck von der Unternehmensleitung aufgebaut. Davon haben meine Mitarbeiter meist keine Vorstellung. Die stellen sich das so einfach vor.«
Mitarbeiter: »Wenn er dann mal da ist und endlich die Zeit findet, mit uns zu sprechen, dann kommt es uns vor, als würde ein Fremder unseren Planeten betreten.«
Chef: »Ja, mein Team hat schon sein Eigenleben. Ich will und kann davon nicht immer ein Teil sein. Die Energie dafür habe ich nicht.«
Mitarbeiter: »Seine Kommentare zu unseren Projekten, zu unseren Leistungen wirken, als hätte er sich das Ganze nur in Kurzform auf einem Excel-Sheet angeschaut. Und mehr auch nicht.«
Chef: »Chef zu sein, das heiÃt für mich: Budgets vorgeben, Ziele bestimmen und die Einhaltung kontrollieren. Mehr ist bei meinem engen Zeitplan nicht drin.«
Markus S., Management-Coach
Der Druck, der durch Wettbewerb, Shareholder und die Ansprüche der eigenen Führung entsteht, kann gewaltig sein, wenn dieser ungebremst auf das mittlere und untere Management trifft. Meist selbst nicht in die Entscheidungen der eigenen Unternehmensführung eingebunden, sind sie es, die ehrgeizige Vorgaben von oben mit ihren Mitarbeitern umsetzen müssen. Und zwar so schnell wie möglich, ist doch Schnelligkeit im Markt zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil geworden. Man will als Erster mit seinen Produkten drauÃen sein.
Die Beziehungen von Mitarbeitern und Vorgesetzten werden durch diesen Druck aufs äuÃerste belastet. Eine Herausforderung auch für gute Chefs. Kritisch wird es, wenn Mitarbeiter erkennen, dass ihr Chef diesem Druck selbst nicht gewachsen ist. Dass ihr Chef eine Memme ist.
Wenn der eigene Chef sich nur um das Nötigste kümmert und ansonsten vor seiner Verantwortung zu fliehen scheint. Sich in Meetings versteckt. Und die inhaltliche und menschliche Auseinandersetzung mit seinen Mitarbeitern auf Kurzkontakte, das Vorgeben von quantitativen Zielen und deren Kontrolle beschränkt.
Die Mitarbeiter mit ihren Fragen und Interessen werden von solchen Sozialallergikern als Zumutung empfunden. Als eine zusätzliche Belastung zu den Vorgaben der Oberbosse, der man sich nicht gewachsen fühlt.
Der Kuschel-Junkie macht mit seinen permanenten Entschuldigungen und seinem Mangel an klaren Anweisungen die Situation nur noch schlimmer: in seiner Abteilung fehlt es an Struktur. Die aber brauchen Mitarbeiter, um die oft abstrakten Vorgaben der Ober-Bosse umsetzen zu können.
Und der Ego-Shooter? Dem geht es in einem solchen Klima nur um eines: gewinnen um jeden Preis. Seine Abteilung muss die Vorgaben einhalten, komme, was da wolle. Und so wird er seine Mitarbeiter so lange terrorisieren und erpressen, bis sie einen Weg finden, seine leidenschaftslos dahin gebellten Anweisungen in die Tat umzusetzen. Adé, Feierabend.
Mit welchem Typ Memme wir es auch zu tun haben: Im schweiÃtreibenden Klima des Hamsterrads treten ihre Schwä Âchen in voller Pracht zutage. Das Getriebensein des eigenen Chefs, es überträgt sich 1:1 auf die Mitarbeiter.
Meist ist die Zeitnot in einem Unternehmen Ausdruck dessen, was von oben nach unten vorgelebt wird. So dauert laut Studien die Hälfte aller Amtshandlungen eines Vorstands nicht länger als neun Minuten. Management heute, das heiÃt vor allem, Entscheidungsprozesse und Kommunikation immer wieder zu unterbrechen. Der Aufbau einer belastbaren Bindung von Boss und Mitarbeiter wird unter solchen Bedingungen zu einem beinahe unmöglichen UnterÂfangen.
Doch gerade in Ausnahmesituationen brauchen Mitarbeiter die Unterstützung ihrer Chefs. Menschlich und inhaltlich nah dran zu sein, an den Mitarbeitern
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