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Mein digitales Ich

Mein digitales Ich

Titel: Mein digitales Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariane Christian u Greiner Grasse
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messbar. Aber: Es ist sehr wichtig, dass wir Menschen auch noch Geheimnisse haben können o der die Möglichkeit haben, uns zurückzuziehen. Und was würde wohl erst passieren, wenn jeder von uns die genaue Beschaffenheit des anderen kennt? Bis auf den Nanometer genau, im biologischen Maßstab? All das würde einen riesigen sozialen Umbruch darstellen. Andererseits glaube ich aber auch, dass diese neue Offenheit gut sein kann. Wir werden immer besser wissen, wie Menschen wirklich drauf sind. Es wird so eine Art Informationsfluss der Wahrheit geben, der zeigt, wer wir wirklich sind. Das könnten all die personenbezogenen Daten leisten. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dieser Datenstrom jemals im großen Stil für jeden frei verfügbar sein wird, wie heute etwa ein Live-Video-Stream, aber in irgendeiner Weise werden diese Daten im Umlauf sein.«

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    http://youtu.be/kUHF43xjMJM
    Der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt fasst die Entwicklung des Internets an der Schnittstelle zum Menschen in einem Vortrag der »Zeitgeist America 2012«-Konferenz zusammen. (Video)

8 . Die Kraft des »Social Feedback«: Wie die Digitalisierung des Ich unsere sozialen Beziehungen verändert
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Mein multiples Selbst
    Die Beziehungen, in die ich als erwachsener, ungefähr normalbiografisch sozialisierter Bewohner der sogenannten Ersten Welt eingebunden bin, sind so vielfältig wie die Gesellschaft selbst: Je nachdem wie breit meine beruflichen, kulturellen, freizeitlichen, sozialen Interessen, Vorlieben und Verpflichtungen gefächert sind, gestaltet sich mein Persönlichkeitsprofil mal mehr, mal weniger komplex. So muss man nicht einmal ein Hansdampf in allen Gassen mit Neigung zur multiplen Persönlichkeit sein, um Familienvater, Liebespartner, Ausgehkumpel, Abteilungsleiter, Selbsthilfegruppenteilnehmer, Bandgitarrist, Patenonkel, Patient, Segelclub-Mitglied, Tanzpartner und Kirchenältester in Personalunion zu verkörpern. All dies sind Aspekte meiner sozialen Persönlichkeit, und jeder dieser Aspekte ist verbunden mit einer bestimmten Welt, bestehend aus bestimmten Leuten, bestimmten Programmen und Zielen, einer bestimmten Tätigkeit, möglicherweise auch einer bestimmten Rolle und einem bestimmten Ort … Ich bin als erwachsener Mensch in der Regel ein soziales Mischwesen, das in mehreren Welten zu Hause ist, in mehreren Umgebungen funktioniert oder funktionieren soll.
    Diese vielfältige Eingebundenheit meines modernen Ich wirkt selbstverständlich auf mich zurück, und so wundert es nicht, dass dieses Ich mitunter ins Straucheln gerät und sich inmitten einer Kakofonie aus Stimmen, Rollen und Erfordernissen nach Selbsterkenntnis sehnt. Wer bin ich eigentlich, wenn ich so viele bin? Gibt es mich – im Sinne eines rollen- und weltenunabhängigen, immer gleichbleibenden Persönlichkeitskerns – denn überhaupt?
    Mit dieser Frage beschäftigten sich lange die Persönlichkeitspsychologen. Im Großen und Ganzen gibt es dabei zwei Lager: Die einen sagen, jeder Mensch verfüge über einen festen Persönlichkeitskern – manche gehen sogar so weit, zu sagen, dass erst das Vorhandensein eines solchen Kerns Persönlichkeit generiere. Und die anderen, so etwa der Soziologe und Persönlichkeitspsychologe Erving Goffman (1922–1982), sehen den Menschen als Rollenspieler, der nie aufhöre, auf der Bühne des Lebens Theater zu spielen 26 . Für Goffman ist das »Self«, das »Selbst«, das Ergebnis des von ihm so getauften »Impression Management« (IM), das heißt des zielgerichteten, bewussten oder unbewussten Versuchs, die Wahrnehmung anderer bezüglich meiner Person durch Regulieren und Kontrollieren von Informationen in sozialen Interaktionen zu beeinflussen. Das Selbst ist also für Goffman nichts von sich aus Seiendes, sondern das Produkt einer Zuschreibung: Ich bin das, als was die anderen mich wahrnehmen.
D ie Bündelung des Selbst
    Vielleicht liegt ein Grund, warum ein Social-Media-Netzwerk wie Facebook trotz aller Mängel von so vielen so begeistert genutzt wird, in einer tiefen Verunsicherung des modernen Menschen über sich selbst. Wer bin ich, und wenn ja wie viele? Das ist die subkutane Frage, die das moderne Individuum umtreibt, und seit der populäre Philosoph Richard David Precht sie auf dem Cover seines gleichnamigen Bestsellers gestellt hat, dürfte sie endgültig der Sphäre des Halbbewussten enthoben und einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gekommen sein. Womöglich liegt das Geheimnis des anhaltenden

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