Mein Ex, der sinnliche Verführer
hier nichts mehr zu melden habe?“ Sie schüttelte den Kopf. „Weißt du was? Mir gefällt keiner deiner sogenannten Lösungsvorschläge!“
„Ich könnte Al Johnson beauftragen, die Ranch eine Zeit lang zu leiten. Er kann die dringend notwendigen Einschnitte vornehmen, bis alles wieder glattläuft. Dann kann er dir beibringen …“
„Die Antwort ist nein! Das ist genau das, wovor ich Angst habe.“
„Jetzt überleg doch mal! Du kannst nicht so weitermachen wie bisher. Warum schläfst du nicht mal eine Nacht drüber? Und morgen früh reden wir noch mal in Ruhe über alles.“
„Glaub nur nicht, dass ich meine Meinung ändere!“
„Schon gut, Liebling. Wenn du dir so sicher bist – ich habe noch eine andere Idee.“
„Und die wäre?“
„So negativ, wie du im Moment eingestellt bist, behalte ich sie lieber für mich.“
„Es geht um mein Leben und meine Ranch, und du spielst Gott! Jetzt rede doch!“
„Wenn ich so weit bin. Und außerdem … du bist es, die Gott gespielt hat. Fünf Jahre lang, in denen ich nichts von Daniel gewusst habe.“
Caitlyn sog scharf die Luft ein. Sie war wütend über seine Antwort, aber das mit Daniel ließ sich nicht so einfach von der Hand weisen. Da bemerkte sie etwas Heißes, Dunkles in seinen Augen und erbebte.
Er sah auf ihren Mund und ließ den Blick tiefer gleiten, maß ihre Figur in der hautengen Jeans, die sie nur für ihn angezogen hatte.
Caitlyn wurde heiß. Ihre Haut kribbelte. Sie hasste diese Gefühle, und noch mehr, dass sie sie nicht abstellen konnte. Hätte sie doch etwas weniger Verführerisches angezogen, wenn sein Interesse sie so verrückt machte!
„Sorry“, lenkte er ein. „Ich will dich mit alldem doch nicht beunruhigen.“
„Wenn ich dir nur glauben könnte.“ Nachdenklich sah sie ihn an. „Ich warte nun mal nicht gern, weil ich die Spannung nicht aushalte. Das ist alles.“
Wieder sah er sie von oben bis unten an. „Was gibt es Schöneres als … Vorfreude?“
„Einiges, wenn es mit dir zu tun hat.“
Er lachte.
Und plötzlich hielt sie seine Nähe nicht mehr aus. Sie fühlte sich unruhig, ja getrieben.
Als sie mit dem Fuß aufstampfte, lachte er noch mehr. „Genieß es“, flüsterte er. Dann führte er die beiden Stuten zurück in ihre Boxen.
Caitlyn krampfte die Hände um ihre Krücken und sah ihm nach.
Die Abhängigkeit von ihm war unerträglich. Wie konnte er nur verlangen, dass sie ernsthaft über diese indiskutablen Vorschläge nachdachte? Und das, ohne dass er ihr seine wirklichen Pläne verriet? Denn die waren, da hegte sie keinen Zweifel, mit Sicherheit noch schlimmer. Warum sonst hielt er damit so lange hinter dem Berg? Hatte er etwa Angst, mit ihr zu reden?
Am liebsten hätte sie ihm an den Kopf geworfen, dass er ein Feigling war. Oder, noch besser, ihm einen Tritt verpasst. Aber unter den gegebenen Umständen kam das wohl kaum infrage.
Nein, sie musste sich mit ihm arrangieren, ob sie wollte oder nicht.
6. KAPITEL
Dunkelrot stand die Sonne am Himmel hinter den alten texanischen Eichen, während Luke und Daniel im Feuer herumstocherten.
Mit wachsendem Unbehagen sah Caitlyn den beiden zu.
Schon früher hatte sich Luke oft in das Wäldchen zurückgezogen. Und später dann war es ihr geheimer Treffpunkt geworden. Sogar ihre Namen hatte er in den Stamm eines Baumes geritzt.
Dass er sich ausgerechnet diesen Platz für ihr abendliches Picknick ausgesucht hatte, löste jede Menge unwillkommener Gefühle in ihr aus.
Darum hatte sie es verhindern wollen hierherzukommen. „Warum essen wir nicht einfach schnell drinnen?“
„Weil ein Picknick viel mehr Spaß macht.“
„Mir nicht. Außerdem bist du nicht zum Spaß hier – sondern um meine Probleme zu lösen.“
„Ich denke dabei hauptsächlich an Daniel.“ Luke hatte Hamburger, Bananen, Marshmallows und eine rostige Grillzange eingepackt.
„Ja, ja! Bitte, Mom, picknicken wir!“
Daniels erwartungsvollem Lächeln hatte sie nicht widerstehen können.
Und tatsächlich genoss der Junge den Abend in vollen Zügen!
Von Luke hatte er gelernt, wie man ein Lagerfeuer schürte, und gerade stocherte er etwas zu heftig in der Glut, sodass die Flammen prasselnd hochschlugen.
„Warum können wir die Marshmallows nicht jetzt schon rösten?“, fragte er.
Luke sprang zum Steinkreis und trat auf ein paar Blätter außerhalb, die Feuer gefangen hatten. „Erst nach dem Essen“, erklärte er zum dritten Mal geduldig.
Trotz ihrer inneren Unruhe lächelte Caitlyn.
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