Mein Ex, der sinnliche Verführer
Luke, der Daniel vom Bus abgeholt hatte, erwies sich im Umgang mit ihm als so ruhig und einfühlsam, wie man es sich nur wünschen konnte.
Leider hatte Robert sich selten so verhalten, vor allem nicht, als er krank wurde.
„Mom will nicht, dass ich hierherkomme.“
„Nur dass dich das nicht kümmert“, warf Caitlyn ein. Das schattige Wäldchen barg so viele Erinnerungen. Hier hatte Luke sie gegen einen Baum gedrückt und geküsst, bis sie keine Luft mehr bekommen hatte.
„Mein Lieblingsplatz war auch hier“, sagte Luke zu Daniel, sah dabei aber Caitlyn an. „Damit sind einige meiner liebsten Erinnerungen verbunden. Ich habe sogar meinen Namen in einen Baumstamm geritzt, um etwas sehr Kostbares für mich zu beanspruchen.“
Sie atmete tief ein. „Der Baum ist schon lange gefällt!“
„Du warst früher schon mal hier, Luke?“, flüsterte Daniel.
„Ja, ich habe für deinen Großvater gearbeitet.“
„Für Paw? Ehrlich? Wow! Wann war das denn?“
„Ist schon sehr lang her.“
„Wieso hat Mom mir nichts davon erzählt?“ Fragend blickte er seine Mutter an. „Mom?“
Caitlyn sah die Blicke der beiden auf sich gerichtet, und ihr Herz klopfte bis zum Hals.
„Das musst du sie schon selbst fragen“, sagte Luke.
„Mom hat mir nur gesagt, dass du ein reicher Kerl bist, der Pferde kauft.“
„Ja, das stimmt ja auch, zumindest zum Teil. Aber deine Mom und ich, wir sind alte Freunde.“
„Waren Freunde“, beeilte sie sich, das Ganze richtigzustellen. „Aber das war in einem früheren Leben.“
Seltsam, aber gerade hier unter den Eichen fühlte es sich an, als wäre es erst gestern gewesen.
„Aber damals“, beharrte Luke, „waren wir Freunde. Sehr gute sogar. Die besten überhaupt.“
Daniel, der Caitlyns warnenden Blick bemerkt hatte, sah Luke verwirrt an.
„Habt ihr ein Geheimnis oder was?“, fragte er.
Caitlyn hielt den Atem an.
„Also, wie gesagt, wir waren befreundet. Bevor deine Mom deinen Vater geheiratet hat.“
„Aber ich wusste auch nicht, dass Luke herkommt. Er ist einfach so aufgetaucht“, sagte Caitlyn.
„Ich bin froh, dass er da ist und uns hilft“, erklärte Daniel zufrieden. „Jetzt brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, Mom. Er kann alles so gut! Stimmt’s, Mom?“
Caitlyn wünschte, Luke ebenso positiv beurteilen zu können. Früher war er ihr Cowboy und Held gewesen, der ihr alles bedeutet hatte. Den Warnungen ihrer Mutter hatte sie keinen Glauben geschenkt.
„Er ist Bubbas Sohn“, waren ihre Worte gewesen. „Klar, er sieht gut aus, da gebe ich dir recht, aber früher oder später wird sich zeigen, dass er nicht ehrlich ist.“
Inzwischen hatte Caitlyn zu spüren bekommen, wie weh es tat, von ihm verlassen zu werden. Jetzt empfand sie ihn vor allem als Bedrohung in persönlicher wie finanzieller Hinsicht.
Würde er seine Macht ausspielen und gegen sie einsetzen?
Es spielte keine Rolle, dass Caitlyn wusste, wozu Luke fähig war. Tag und Nacht musste sie an ihren unverschämt gut aussehenden Gast denken.
An sein schwarzes Haar. An die breiten Schultern und schmalen Hüften. An sein herausforderndes Grinsen …
Vor allem in dieser Nacht – der dritten, seit Luke da war – hatte sie sehr wenig geschlafen. Am Morgen ging sie in ihre kleine Küche, die, wenn Luke anwesend war, geradezu winzig wirkte. Er saß am Tisch und schnitt gerade eine Scheibe Schinken ab.
Caitlyn spürte, dass sie die Situation nicht länger aushalten würde. Sie stellte ihre Kaffeetasse ab und lehnte sich gegen ihn.
Erschrocken ließ er die Gabel auf seinen Teller mit dem Rührei fallen.
Caitlyn lächelte triumphierend. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die nervös war.
Stundenlang hatte sie wach gelegen und auf jedes Geräusch aus seinem Zimmer gelauscht. Ein Nachthemd trug sie mittlerweile nicht mehr. Zwar hatte sie sich nicht so wie in der ersten Nacht selbst gestreichelt, aber viel hätte nicht gefehlt. Sie verzehrte sich nach ihm …
„Jetzt hast du schon zwei volle Tage hier verbracht.“
„Und drei Nächte. Vergiss die nicht“, flüsterte er.
Caitlyn spürte, wie sie rot wurde.
„Ich möchte das endlich hinter mich bringen! Was ist denn nun mit deiner geheimnisvollen Lösung? Los, jetzt sag schon endlich! Du musst mich einweihen!“
Er schob seinen Teller weg und stand auf. „So, muss ich das? Jetzt?“
Wieder fragte sie sich, was wohl in ihm vorging. Fühlte er sich in ihrer Nähe befangen? Spürte er die Anziehungskraft zwischen ihn so
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