Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
es war kühl im Schatten, Lisa summte leise, und Keri konnte sich nicht aufraffen.
Nur ein paar Minuten noch
…
Terry bog um die Ecke von Lisas Campingwagen und hielt abrupt inne. Das war nun wirklich das Letzte, was sie sehen wollte: Nur mit einem Badeanzug bekleidet fläzte Keri Daniels sich auf einem Liegestuhl.
Sie erinnerte sich daran, dass Keri schnarchte. Da sie das in diesem Moment nicht tat, schlief sie wohl nicht. Aber vielleicht gab es gegen so was in Kalifornien auch irgendeine Therapie. Terry konnte sich gerade noch davon abhalten, gegen Keris Stuhl zu treten. Es mochte zwar unvernünftig sein, trotzdem gab sie Keri die Schuld an allem, was in ihrem Leben schiefging. Terry konnte ihre Launen nicht an ihrer Familie auslassen, und Evan war zu weit weg. Doch sie konnte Keri ihre Unzufriedenheit spüren lassen. Immerhin hielt diese Frau ihren Bruder mal wieder zum Narren.
Für den Moment ließ Terry die Prinzessin jedoch in Ruhe und half Lisa mit dem Abendessen. Nach und nach kamen die Mitglieder der Familie eingetrudelt. Als Terry irgendwann hochschaute, sah sie, wie Keri sich eingehend mit Mikes zwölfjährigem Sohn Danny unterhielt. Der Junge nickte ernsthaft und hing an ihren Lippen, als wäre sie ein verdammtes Orakel.
„Meinst du, du könntest uns bei den Salaten helfen, Keri? Oder hast du Angst, dass du dir einen Nagel abbrichst?“, fragte Terry laut, und alle starrten sie an. Es überraschte sie nicht, denn ihre Worte hatten zickiger geklungen, als sie beabsichtigt hatte. „Sie sind in Mas Kühlschrank.“
„Du hättest mir nur sagen müssen, dass du Hilfe brauchst“, erwiderte Keri in ruhigem Ton, was Terry vor den anderen nur noch verrückter dastehen ließ. „Ich wollte sowieso gerade fragen, ob ich helfen kann. Aber vorher wollte ich noch das Gespräch mit Danny beenden.“
„Na ja, das wär ja schnell gegangen. Schließlich schmeißt du Freundschaften ja weg wie alte Socken.“
Keri erstarrte und kniff die Augen zusammen. „Oh, das reicht jetzt! Lass endlich diesen Schei… Mist, Theresa Kowalski!“
„Porter“, schaltete Steph sich ein.
„Versuch’s gar nicht erst zu leugnen, Keri Daniels. Als die Hohlfrucht mit den blonden Haaren und den großen Möpsen dich zum Mittagessen an ihren Tisch eingeladen hat, war unsere Freundschaft doch vorbei.“
„Das war Keri“, unterbrach Mike sie.
„Was?“, fragten beide im Chor.
„Keri war blond und hatte große Möpse. Die Hohlfrucht war brünett.“
„Völlig egal“, zischte Terry ihn an und wandte sich wieder an Keri. „Fakt ist, du hast mich fallen lassen wie ein heiße Kartoffel – und das für irgendeine Schnalle, an deren Namen wir uns nicht mal mehr erinnern können.“
„Courtney Carlson“, sagte Kevin.
„Stimmt.“ Keri runzelte die Stirn. „Warum erinnerst du dich daran? Du warst doch ein paar Klassen unter uns.“
„Die Fotos in eurem Jahrbuch, besonders die von den Cheerleadern. Manchmal habe ich …“ Kevin hielt inne, als ihm bewusst wurde, dass Stephanie neben ihm stand. Er setzte erneut an: „Manchmal habe ich sie beim Zeckencheck dabeigehabt.“
Terry bedachte ihren Bruder mit einem vernichtenden Blick und schaute danach zu ihrer ehemaligen Freundin.
„Ich hab’s versucht“, sagte Keri. „Ich hab dich so oft angerufen und wollte mit dir irgendwo hingehen, aber du hast jedes Mal rumgezickt. Du meintest, dass du zu tun hättest und dass ich doch mit meinen neuen Freunden Spaß haben sollte. Irgendwann hab ich’s aufgegeben.“
Hitze schoss Terry ins Gesicht. Und zu wissen, dass die anderen es sehen konnten, machte sie noch wütender. „Du hast dich für sie entschieden und nicht für mich.“
„Mit ihnen konnte ich Spaß haben, und dir war offensichtlich irgendeine Laus über die Leber gelaufen. Logisch, dass ich mich für sie entschieden hab, meinst du nicht?“
„Mädels! Das reicht!“
Wenn Mary Kowalski sagte, dass es genug war, dann war es auch genug. Jeder kümmerte sich daraufhin wieder um seine eigenen Angelegenheiten. Bevor Terry in Marys Wohnmobil verschwand, sah sie jedoch, wie Keri ihr mehrmals ihren ausgestreckten Mittelfinger präsentierte.
Terry war überrascht, dass sie darüber lachen musste, und sie versuchte sich zusammenzureißen. Tatsächlich war sie selbst damals die Erste gewesen, die sich getraut hatte, diese Geste zu benutzen. Natürlich heimlich und nur zur Übung. Keri hatte sich erst überwinden müssen – und leider hatte sie dabei in der Nähe eines
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