Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Totschlag.“
„Ich hab dich keinen einzigen Tropfen trinken sehen, seit wir hier sind.“
„Ich hab aufgehört, als meine Familie mich noch erbärmlicher fand als ich mich selbst. Das war echt ein hartes Jahr. Mein drittes Buch kam auf die Bestsellerlisten, mein viertes war schon angenommen worden, aber mein fünftes wurde abgelehnt. Ich musste erst mal lernen, nüchtern zu schreiben.“
„Um Himmel willen, Joe, wir waren Kinder. Hast du tatsächlich geglaubt, dass wir bis an unser Lebensende zusammenbleiben?“
„Ja, Baby, genau das hab ich geglaubt.“
Und sie hatte es auch. Zumindest hatte sie es gehofft. Aber Joe war bei seiner Familie geblieben und Schriftsteller geworden. Keri hatte reisen und Geld verdienen und sich teure Schuhe kaufen wollen.
Am Morgen der Abschlussfeier war ihr klar gewesen, dass Joe in New Hampshire bleiben wollte – und sie nicht. Sogar in seiner Abschlussrede hatte er von Heim und Familie geredet, und das hatte ihre letzten Zweifel ausgeräumt.
„Es hat einfach nicht gepasst, Joe. Du hattest schon alles, was du wolltest. Ich dagegen wusste noch nicht mal, was ich wollte.“
„Ich hatte alles, was ich wollte, bis du mich verlassen hast.“ Ganz allmählich kamen seine Grübchen zum Vorschein, und sie schmolz innerlich dahin, was er natürlich nicht sehen konnte. „Aber jetzt bist du wieder da.“
Oje.
So wie er das sagte, klang es fast wie etwas Gutes. Aber darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Sie klemmte ihren Stift an den Block und ignorierte seine letzte Bemerkung. Sie musste sich auf ihren Job konzentrieren.
„So, du bist dran, Kowalski. Frag.“ Sie schraubte ihre Wasserflasche auf und trank einen Schluck.
„Hast du schon mal einen Orgasmus vorgetäuscht?“
Sie verschluckte sich und musste husten. „Was? Das kannst du nicht fragen!“
„Du hast die Bedingungen ausgehandelt. Oder eben nicht ausgehandelt. Weigerst du dich, die Frage zu beantworten?“
Fast hätte sie Ja gesagt. Ob vorgetäuscht oder nicht: Ihre Orgasmen diskutierte sie prinzipiell mit niemandem. Nicht einmal in ihrem Tagebuch kamen sie vor.
„Du kannst dich natürlich weigern, aber dann verfällt deine nächste Frage“, erinnerte er sie. Als ob sie das vergessen hätte.
Sie war versucht, sich zu weigern. Doch dann fiel ihr ein, dass sie längst nicht genug Informationen hatte, um Tina zufriedenzustellen. „Ja, ich habe schon Orgasmen vorgetäuscht.“
Joe machte große Augen. „Wie lange ist das her? Bei mir auch?“
Er sah so schockiert aus, dass sie lachen musste. Das verunsicherte ihn allerdings noch mehr, und sie musste noch mehr lachen.
„Das ist nicht witzig, Daniels. Hast du bei mir jemals einen Orgasmus vorgetäuscht?“
„Ich habe deine Frage für heute beantwortet, Kowalski. Diese musst du dir für morgen aufbewahren.“ Sie stellte die Flasche auf den Nachttisch und schlüpfte unter die Bettdecke. „Wenn du das wirklich wissen willst.“
6. KAPITEL
K eri überlebte ihre erste Fahrt auf der Maschine, die Joe für sie mitgebracht hatte, obwohl sie ein paarmal daran gezweifelt hatte. Ihr Quad war kleiner als das von Joe, das sie am vorigen Tag gefahren hatte. Im Gegensatz zu Joes reagierte es nicht ganz so sensibel, wenn Keri das Gas etwas zu fest drückte. Und sie hatte ein paar Minuten auf dem Zeltplatz üben können, bevor sie losgefahren waren.
Zum Glück waren die Kinder bei Leo und Mary auf dem Zeltplatz geblieben, trotz der lautstarken Proteste der Jungs. Keri musste sich also keine Sorgen machen, dass sie von einem der Kurzen auf einem Spielzeug-Quad ausgestochen werden könnte. Im letzten Moment hatte Lisa behauptet, dass sie Kopfschmerzen hätte, und war im Camp geblieben. Das kam Keri ziemlich merkwürdig vor, denn die vier Kowalski-Kinder waren nicht gerade das ideale Mittel gegen Kopfschmerzen.
Joe ließ es langsam angehen, und sie folgte ihm in seiner Spur, wenn es schwierig wurde. Zweimal blieb sie vor einem Hügel stehen, und er musste ihre Maschine hinauffahren. Doch die meiste Zeit über genoss sie den Ausflug.
An einem schattigen Weiher legten sie eine Pause ein und aßen eine Kleinigkeit. Keri dehnte ihre Finger und besonders ihren Daumen, damit er nicht steif wurde. Ohne den Motorenlärm war es plötzlich sehr still. Diese Stille gab es in Los Angeles nicht, auch nicht in Keris Wohnung. Sie konnte beobachten, wie ein Vogel im Teich nach einem Fisch tauchte.
„Schön, oder?“, fragte Terry.
Erst jetzt stellte Keri fest, dass die
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