Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
Spiegels gestanden. Joe hatte sie gesehen und bei Mary verpetzt. Und Mary hatte ihnen beiden unmissverständlich klargemacht, dass man so etwas nicht tat.
Sie hatten so eine schöne Zeit miteinander verbracht. Die meisten ihrer Kindheitserinnerungen hatten mit Keri zu tun. Zusammen hatte sie viel gekichert, mit Barbiepuppen gespielt und Joe geärgert.
Aber sie konnte sich auch noch gut daran erinnern, wie weh es getan hatte, Keri mit ihren neuen Freundinnen zu sehen. Und ja, vielleicht hatte Terry sie weggestoßen, doch damit war sie Keri nur zuvorgekommen. Terry hatte gedacht, dass das weniger wehtun würde. Oder möglicherweise war das Ende ihrer Freundschaft einfach der natürliche Lauf der Dinge gewesen.
Terry war sehr schüchtern gewesen. Ihre beste Freundin zu verlieren hatte geschmerzt – egal wer nun schuld daran gewesen war. Terry hatte es ihr nie vergeben können, dass Keri auf einmal coole Freunde hatte, eine coole Frisur und coole, teure Klamotten.
Das alles war fast zwanzig Jahre her. Und seit ihrer Ankunft hatte Keri nichts getan, das es rechtfertigte, sie wie den letzten Dreck zu behandeln – das musste selbst Terry zugeben. Joe hatte ihr außerdem erzählt, dass Keri ganz offen zu dem Ziel ihrer Reise stand und dass sie all seinen Bedingungen zugestimmt hatte. Und was den Kuss anging: Das war Joes Schuld gewesen. Ihr Bruder war ein attraktiver Kerl. Da konnte sie es Keri nicht verdenken, dass sie nicht krampfhaft versuchte, sich von Joe fernzuhalten. Vergangenheit hin oder her.
Das bedeutete allerdings, dass sie sich bei Keri entschuldigen musste.
Verdammt.
Vielleicht würde sie das später erledigen, wenn niemand dabei war. Doch wenn Stephanie sich so verhalten hätte, dann hätte Terry sie dazu gezwungen, sich vor allen anderen zu entschuldigen.
Wenn du was öffentlich verbockst, musst du auch öffentlich dafür büßen.
Einer der wenigen Vorteile des Erwachsenseins war, dass man seine eigenen Regeln brechen konnte.
Terry schaffte es, während des Essens still zu bleiben – sogar als Stephanie eine für sie ganz besonders interessante Rechenaufgabe löste: Keri Daniels plus
Spotlight Magazine
ergab den heißesten Promiklatsch aus erster Hand.
Bist du schon mal –
beliebiger Prominame –
begegnet?
wurde die Frage des Abends, und jedes
Ja
machte Keri bei Stephanie noch beliebter.
„Oh Gott, Mom, hast du das gehört?“, rief Steph aufgeregt, als Keri ihr erzählte, dass einer der beliebtesten Schauspieler Hollywoods ihr mal ein Glas Wein übers Kleid geschüttet hatte.
„Ja, das ist ziemlich lustig. Wenigstens konnte er die Rechnung für die Reinigung bezahlen“, gab Terry zurück und konnte förmlich fühlen, wie die Spannung nachließ. Der anerkennende Blick ihrer Mutter ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass alle eine boshafte Bemerkung erwartet hatten.
Es fiel ihr jedoch nicht leicht, so ruhig zu bleiben. Stephanie würde bald in die Pubertät kommen und war in letzter Zeit ganz schön launisch gewesen. Dass ihre Tochter Keri so gern mochte, gab Terry wieder das Gefühl, alleine dazustehen.
Als Keri nun zu einer weiteren peinlichen Promigeschichte ansetzte, blendete Terry sie und Stephanies Bewunderung einfach aus.
Stattdessen beobachtete sie Mike und Lisa, die es kaum verbergen konnten, dass sie sich nicht mehr viel zu sagen hatten. Die Spannung zwischen ihnen schien fast noch größer zu sein als die zwischen Keri und ihr. Wenn das überhaupt möglich war.
Terry hatte Gerüchte gehört. Angeblich hatte Mike vorgeschlagen, sich die Samenleiter durchtrennen zu lassen – doch Lisa wollte vorher noch ein Baby. Es überraschte Terry nicht, dass Mike nicht gut darauf reagiert hatte.
Eine depressive Stimmung legte sich wie ein Nebelschleier über Terry. Alles schien kaputtzugehen. Sogar Kevin ging es nach seiner Scheidung schlecht, obwohl er nicht darüber sprach. Mike und Lisa waren immer das perfekte Paar gewesen – und nun steckten auch sie in Schwierigkeiten, und Terry konnte nichts tun.
Sie konnte ja nicht mal ihre eigene Ehe retten. Wie kam sie nur darauf, dass sie irgendjemand anderem helfen könnte?
Keri ließ sich mit einem zufriedenen Seufzer mitten auf das Doppelbett fallen. Kein unbequemes Stück Schaumstoff heute Nacht. Kein knarrendes Sperrholz. Und sollte sie aus dem Schlaf hochfahren, würde sie sich auch nicht den Kopf an dem Bett über ihr stoßen.
Gerade war sie aus dem Badehaus gekommen, hatte bereits ihren Pyjama angezogen und wollte sich nun
Weitere Kostenlose Bücher