Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
war bereits draußen auf der Veranda und auf dem Weg zu seinem Geländewagen. Entweder hatte sie großen Hunger – oder große Angst, dass die Kowalskis sich auf sie stürzen und ihre Pläne vereiteln könnten.
Eine Viertelstunde später saßen sie an einem Ecktisch in einem leicht heruntergekommenen Diner, in dem es aber wirklich gutes Essen gab. Die Kellnerin brachte ihnen die Speisekarte und zwei riesige, dampfende Kaffeebecher und wandte sich dann einem anderen Gast zu, um dessen Bestellung zu servieren.
„Du machst mich fertig“, sagte Keri, nachdem sie ihren Kaffee umgerührt und einen Schluck genommen hatte.
„Wie meinst du das?“
„Schau mich nur mal an! In weniger als einer halben Stunde vom Tiefschlaf in die Öffentlichkeit.“
„Und was ist daran falsch?“
Sie sah ihn kopfschüttelnd an.
Männer!
„Ich brauche normalerweise allein zwanzig Minuten für die Gesichtsreinigung, von Make-up und Frisur ganz zu schweigen.“
„Ich habe dir doch angeboten, dass du vorher noch ins Bad gehen kannst.“
„Sei nicht albern“, antwortete sie. „Das Badehaus ist nicht gerade ein Wellnesscenter. Seit ich hier bin, geht es mit mir bergab.“
„Und wenn ich dir jetzt sage, dass du heute tausendmal schöner bist als bei unserem letzten gemeinsamen Restaurantbesuch, obwohl du da perfekt gestylt warst? Trittst du mir dann gegen das Schienbein?“
„Davon kannst du ausgehen.“
Joe lachte. „Ich sage es trotzdem, weil es wahr ist.“
Die Kellnerin kam zurück, ehe Keri seinen Schienbeinen etwas antun konnte. Sie bestellten riesige Portionen, die für eine ganze Kompanie gereicht hätten.
„Werden die anderen nicht wütend sein, dass wir einfach abgehauen sind?“, fragte Keri, als die Kellnerin weg war. „Oder sich Sorgen machen, wenn wir nicht zum Frühstück kommen?“
„Nein, sie haben bestimmt gesehen, wie wir weggefahren sind. Sie können sich bestimmt denken, was wir vorhaben.“
„Falls deine Mutter nachher mit dem Kochlöffel Jagd auf uns macht, geb ich dir an allem die Schuld.“
Er lachte. Doch er war seiner Familie nicht entflohen, um nun dauernd über sie zu sprechen. „Du hast mir gestern Abend keine Frage gestellt.“
Keri errötete. „Da war ich beschäftigt.“
„Vielleicht sollten wir das mit den Fragen ab sofort auf morgens verlegen.“
„Weil ich nachts von jetzt an nicht mehr dazu komme?“, wollte Keri wissen.
Das war hier die eigentliche Frage – egal wie indirekt sie gestellt wurde. Der Morgen danach war nicht peinlich geworden, weil sie sich so beeilt hatten, vom Zeltplatz wegzukommen. Allerdings hatte er dadurch auch nicht ausloten können, was sie über die letzte Nacht dachte. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, Baby.“
„Einverstanden. Nur eins muss dabei klar sein“, entgegnete Keri. „Wenn der Spaß hier vorbei ist, fahre ich zurück nach Los Angeles, schreibe meinen Artikel und werde befördert. Und dieses kleine … Intermezzo heften wir hinter der Highschoolzeit im Erinnerungsalbum ab.“
„Selbstverständlich ist das klar.“ Fürs Erste zumindest. Eine volle Woche war eine lange Zeit …
„Okay, ich finde, dass ich dir heute Morgen zwei Fragen stellen darf. Du schuldest mir noch eine von gestern.“
„Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob das hier der geeignete Ort für
meine
Fragen ist“, sagte Joe. Als die Kellnerin mit dem Essen kam, war Keri noch immer rot.
„Oh Gott“, stieß sie hervor, als sie die Massen auf den Tellern sah.
„Das hatte ich natürlich genauso geplant. Wenn du richtig satt und träge bist, kannst du mir keine unangenehmen Fragen mehr stellen.“
„Du hast ja von vornherein bestimmt, dass der größte Teil deines Lebens für meinen Artikel tabu ist. Ich kann dir also gar keine unangenehmen Fragen stellen. Und ich bin mir sicher, dass es die Leser vom
Spotlight
brennend interessieren wird, dass du Ketchup über die Rühreier kippst.“
„Du könntest auch darüber schreiben, dass ich Hotdogs gern mit Mayo esse.“
„Du hast echt Humor, Kowalski. Über deine Sprüche werde ich mich sicherlich wahnsinnig amüsieren, wenn ich beruflich bald Kleinanzeigen für eine Internetzeitung Korrektur lese.“
Er vergaß ständig, dass das hier mehr war als ein Spiel zwischen ihnen. Sobald Keri nach L. A. zurückgekehrt war, musste sie Tina Deschanel den fertigen Artikel über ihn vorlegen. Joes Verlegerin nannte Keris Chefin gern die Pestbeule am Arsch des Journalismus. Das Magazin, das Tina zu einer Macht in den
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