Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
verhielten.
Sie fuhren die Quads auf die Ladeflächen, zurrten sie fest und kontrollierten, ob die gesamte Ausrüstung wieder in den Kisten verstaut war. Beim Aufladen des riesigen Grills riskierten sie allesamt einen Leistenbruch, danach suchte die gesamte Familie zwanzig Minuten lang nach Brians linkem Schuh. Während die Frauen die Camper bepackten, nahmen die Männer die Planen ab und falteten die Sonnensegel zusammen.
Nachdem der gesamte Krempel der Sippe schließlich verstaut oder aussortiert worden war, verließen sie den Ort, an dem Joe gerade die zwei glücklichsten Wochen seines Lebens verbracht hatte.
18. KAPITEL
W ährend Keri mit dem Fahrstuhl ins oberste Stockwerk des Redaktionsgebäudes vom
Spotlight Magazine
fuhr, starrte sie ihr Bild in den verspiegelten Fahrstuhlwänden an.
Sie sah furchtbar aus. Dabei hatte sie getan, was sie konnte. Sie hatte alles aufgefahren, was sich an Pflegeprodukten in ihrem Arsenal befand. Aber wenn eine Frau sich die halbe Nacht heulend im Bett herumwälzte, anstatt zu schlafen, sah sie am nächsten Morgen eben schlecht aus. Das war ein Naturgesetz.
Nur eine Viertelstunde nachdem sie den Artikel über Joe Kowalski an Tina gemailt hatte, war sie nach oben zitiert worden. Sicher kein gutes Zeichen im Hinblick auf ihre Beförderung. Der Fahrstuhl läutete – er war viel zu elegant, um bloß zu klingeln –, und die Tür öffnete sich.
Keri atmete tief ein und trat aus dem Fahrstuhl. Sie bog rechts ab, direkt in Richtung Tor zur Hölle. Ihre Absätze klapperten auf dem polierten Marmorboden.
„Gehen Sie hinein, Ms Daniels, sie erwartet Sie“, sagte Tinas Assistentin.
Tina saß auf ihrem lederbezogenen Schreibtischstuhl und strahlte pure Aggressivität aus. Keri schloss die Tür hinter sich. An ihren geschwollenen Augen war nichts zu ändern, aber sie konnte sich wenigstens einigermaßen cool geben.
Tina hielt etwas in der Hand, das aussah wie der Ausdruck ihres Artikels. „Du hast mit dem Mann zwei Wochen verbracht, und alles, was du danach ablieferst, ist dieses Nullachtfünfzehn-Interview?“
„Du hast mich zu einem Exklusivinterview mit Joseph Kowalski geschickt. Das hast du bekommen.“
Tina warf die Blätter nach Keri, doch sie segelten zwischen ihnen zu Boden. Falls sie den Artikel bloß ausgedruckt hatte, um ihn Keri ins Gesicht zu schleudern, musste sie extrem wütend sein. „Glaubst du im Ernst, dass sich irgendjemand auch nur im Geringsten dafür interessiert, dass er seine Hotdogs mit Mayo isst?“
„Ich kenne viele Leute, die das ekelhaft finden. Außerdem: Hast du nicht gelesen, was ich über seinen Kampf gegen den Alkohol geschrieben habe?“
Tina lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Zunge über die frisch gebleichten Zähne. „Ich habe polizeiliche Fahndungsplakate gelesen, auf denen mehr Persönliches stand als in deinem Artikel. Ich will wissen, mit wem er schläft und wessen Bild er in seiner Brieftasche hat. Ob er Gesetze bricht. Boxershorts oder Slips.“
Die Antworten darauf lauteten: Keri und Keri. Das Einzige, das er je gebrochen hatte, war ihr Herz. Und Boxershorts. „Das ist alles, was er autorisiert hat.“
„Du kennst doch die Haie in unserer Rechtsabteilung, die wir jede Woche mit frischen Praktikanten füttern? Was glaubst du, warum wir denen das viele Geld zahlen?“ Tina setzte sich wieder aufrecht hin und durchbohrte Keri mit Blicken. „Und da wir gerade vom Geld reden: Du hast zwei Stunden. Geh zurück in das lauschige Büro, das nur eine der vielen Vergünstigungen ist, die du von mir bekommen hast. Denk noch einmal über die letzten zwei Wochen nach und schreib mir einen Artikel, den ich gebrauchen kann. Wenn du nicht mehr den Mumm für diesen Job hast, Daniels, dann verschwinde gefälligst aus meiner Redaktion.“
Zwei Minuten später versuchte Keri vergeblich, die Tür zu besagtem lauschigen Büro hinter sich zuzuknallen. Diese hatte sich allerdings im cremefarbenen Teppich verfangen und blieb ein paar Zentimeter offen. Keri befand sich bereits auf halbem Weg zu ihrem Schreibtisch und dachte gar nicht daran, umzudrehen und sie zu schließen.
Tina fand, sie hätte nicht mehr den Mumm für den Job? Das war ganz einfach Blödsinn! Keri stieß ihre Maus an, um ihren Computer aufzuwecken, und zog die Tastatur heraus.
Sie musste sich nicht einmal stark konzentrieren, damit sich die Familiendramen der Kowalskis vor ihrem geistigen Augen erneut abspielten. Terrys Eheprobleme und Stephanies Tränen. Mikes
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