Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich (German Edition)
mehr verblasst. „Ich habe alles, was ich brauche. Es gibt wirklich nichts, das ich dich noch fragen könnte und das die Kriterien erfüllt, die du festgelegt hast.“
Dafür konnte sie sich auf etwas gefasst machen, sobald ihr Text auf Tinas Schreibtisch gelandet war. Andererseits war die Frau ein großer Fan von Joseph Kowalski. Vielleicht fand Tina es ja spannend, dass er seine Hotdogs mit Mayo aß.
„Dann wird es Zeit für meine Frage, oder?“
„Ja, und es ist dein letzter Versuch, also denk dir was Gutes aus.“ Sie wappnete sich innerlich für irgendeine blöde Frage. Ob sie jemals in der Öffentlichkeit masturbiert hatte oder etwas ähnlich Lächerliches.
„Würdest du hierbleiben, wenn ich dich darum bitte?“
Keri blieb die Luft weg. „Ich kann doch nicht … Was?“
„Ich bitte dich darum, nach Hause zu kommen und uns eine Chance zu geben, Baby. Eine zweite Chance.“
„Mein Zuhause ist in Kalifornien“, antwortete sie, ohne nachzudenken.
Joe seufzte und lehnte sich an das Etagenbett. „Dein Job ist in Kalifornien. Du hast eine Wohnung dort. Aber die Menschen, die dich lieben, sind hier.“
Redete er von sich selbst? Falls er ihr hier gerade seine Liebe gestehen wollte, ohne es so direkt auszusprechen, würde sie den Versuch nicht gelten lassen. Doch selbst wenn er die drei kleinen, unheimlichen Worte laut sagte – würde es einen Unterschied machen?
„Es gibt Tausende von Zeitungen und Zeitschriften, die in Boston erscheinen, weißt du“, fügte er hinzu.
„Und du kannst überall auf der Welt vor deinem Computer sitzen. Wenn du dir so sicher bist, dass wir eine Zukunft haben, warum kommst du dann nicht mit nach Los Angeles?“
Seine bekümmerte Miene zu sehen brach ihr das Herz. Er erwiderte: „Ich kann nicht so weit weg von meiner Familie leben. Ich liebe dich. Jetzt habe ich es gesagt. Ich liebe dich, aber ich kann nicht nach Kalifornien ziehen.“
Ich liebe dich, aber
… Keri holte tief Luft und starrte auf ihre Hände. „Und ich glaube, ich bin vielleicht auch in dich verliebt. Aber ich habe so hart dafür gearbeitet, um die Frau zu werden, die ich heute bin. Und ich kann all das nicht einfach hinter mir lassen.“
Die Worte aus ihrem Mund waren die einer vernünftigen Erwachsenen. Doch innerlich war sie wieder zu dem Teenager geworden, der in sein Stofftier schluchzte. Auch wenn sie damals gegangen war, hatte Keri danach noch lange geglaubt, dass sie wohl nie darüber hinwegkommen würde.
„Okay“, sagte Joe, „zumindest habe ich dich dieses Mal wenigstens gebeten, zu bleiben.“
„Und ich habe dich gebeten, mit mir zu kommen.“ Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Schnell wandte sie sich ihren Taschen zu und kontrollierte sie, bevor sie in den winzigen Mietwagen geladen werden mussten.
„Keri.“ Joe griff nach ihrem Handgelenk und ließ sie nicht los, ehe sie ihn ansah. „Ich glaube nicht, dass wir eine Zukunft haben – ich
weiß
, dass es so ist. Ich will dich heiraten und Kinder von dir. Ich will Schriftsteller und Hausmann sein, während du die Presse von Boston im Sturm eroberst. Ich will neben dir aufwachen, jeden Tag für den Rest meines Lebens.“
Keri konnte nicht mehr, die Tränen liefen ihr über die Wangen. Auf einmal klang es gar nicht mehr so furchtbar wie vor zwanzig Jahren, Mrs Kowalski, Mom und
Baby
zu sein. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie schon damit durch war, Keri Daniels zu sein.
Keri hatte keine so verwirrende und möglicherweise katastrophale Entscheidung wie diese mehr treffen müssen, seit sie Joe das letzte Mal verlassen hatte. Das Schlimmste war, dass sie inzwischen an ihrem Entschluss nach der Highschool zweifelte. Wäre es nicht idiotisch, denselben Fehler noch einmal zu begehen? Andererseits war sie doch eigentlich glücklich in Kalifornien. Mehr oder weniger. Jedenfalls war sie es gewesen, bis man sie Hals über Kopf in den Schoß der Familie Kowalski geworfen hatte. Wie falsch konnte ihr damaliger Entschluss also gewesen sein?
Hinter ihren Schläfen begann es zu pochen. Keri schlug die Hände vors Gesicht, um Joes Blick nicht begegnen zu müssen.
„Ich bringe dein Gepäck ins Auto“, meinte er schließlich. Der Moment der Entscheidung schien vorüber zu sein. „Du solltest dir die Tränen abwischen und dich von der Familie verabschieden. Wir werden bestimmt noch ein paar Stunden brauchen, bis wir alles eingeladen haben.“
Der Abschied von den Kowalskis war schrecklich. Keri musste ihren ganzen Willen
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