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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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die Hitze, die von seiner kraftvollen Gestalt ausging.
    Er trug ein frisches weißes Hemd zu schwarzen, knapp sitzenden Hosen, der neuesten Mode entsprechend, aber weder Weste noch Gehrock. Das Haar hatte er wieder im Nacken gebunden. Er war offenbar ein Mann, der nicht viel auf gesellschaftliche Gepflogenheiten gab, was ihn, zusammen mit den Gerüchten, die sie über ihn gehört hatte, ziemlich interessant machte.
    Er schien kein Eau de Cologne zu benutzen, und dennoch wehte sie ein Hauch nach Sandelholz an. Der Duft hüllte sie ein, erfüllte ihre Sinne, und ein Zittern durchflog sie.
    „Sie frieren. Vielleicht sollten Sie ins Haus gehen.“
    Sie schluckte. „Ja … ja, eine gute Idee.“
    Dabei war ihr keineswegs kalt. Im Gegenteil, sie fühlte sich erhitzt. Er verneigte sich leicht, sein schwarzes Haar glänzte im Fackelschein.
    „Gute Nacht, Mrs. Moss.“
    Sie trat einen Schritt zurück, als wolle sie sich schützen. „Gute Nacht, Mylord.“ Damit machte sie kehrt und schlug den Weg zum Haus ein.
    Sie war an Aufmerksamkeiten von Männern gewöhnt. Schließlich war sie die Tochter eines Viscounts. Obwohl sie etwas zu freimütig redete, eine Spur zu eigenwillig war, fehlte es ihr keineswegs an Verehrern. Sie fühlte sich in Gesellschaft von Männern wohl, hatte sich noch nie von einem Mann einschüchtern lassen, doch nun floh Corrie aus dem Garten und musste sich zwingen, gemessenen Schrittes zu gehen, statt die Röcke zu raffen und fortzulaufen.
    Gray blickte der zierlichen jungen Frau mit dem feuerroten Lockenkopf hinterher, die den Weg entlangeilte. Im Fackelschein hatte sie hübsch ausgesehen – makellose Haut, glatt wie Porzellan, leuchtend grüne Augen und volle schwellende Lippen wie Rosenblätter. Eine schöne Frau, zierlich und anmutig, die einen Mann an seidige Laken denken ließ und noch seidigere Schenkel, wobei Gray den Verdacht hatte, dass sie sich ihrer Reize nicht bewusst war.
    Und sie war nicht die Frau, die sie vorgab zu sein, und das weckte sein Misstrauen.
    Gray stieß einen unwirschen Laut aus. Sie hatte behauptet, sie habe mit seinem Vetter länger als ein Jahr zusammengelebt und ein paar Stunden später war es nur noch ein knappes Jahr. Es war ihm durchaus klar, dass sie nie auf dem Land gelebt hatte, schon gar nicht auf einer Farm. Wer war diese Person?
    Seit Jillians Tod war Gray von einer Unrast getrieben wie nie zuvor. Die Frauen, mit denen er schlief, hatten ihm kaum Zufriedenheit gegeben, lediglich ein paar Stunden sexueller Erleichterung. Irgendwie waren ihm die Lebensziele abhandengekommen.
    Nachdem er sein Erbe angetreten hatte, gab es anfangs so viel zu tun, dass ihm kaum Zeit blieb, nachzudenken. Er musste viel lernen, um die Pflichten eines Earls zu erfüllen, und Gray hatte sich den Herausforderungen verantwortungsvoll gestellt. Früher hatte er sein Junggesellendasein sehr genossen. Damals hatte er eine Reihe von Mätressen gehabt, die ihn jedoch nach kurzer Zeit langweilten, bis er ihnen, allerdings gut versorgt, den Laufpass gegeben hatte.
    Dann war ihm Jillian vorgestellt worden. Sie war jung und schön, vielleicht etwas zu scheu und eine Spur zu reserviert. Aber es war Zeit, sich eine Ehefrau zu nehmen und einen Erben in die Welt zu setzen. Jillian und ihre vornehme Familie erschienen ihm höchst geeignet.
    Zehn Monate später verunglückte seine Gemahlin, und er war wieder allein.
    Gray ging den Flur im ersten Stock des Westflügels entlang, auf dem Weg in sein Schlafgemach. Seit Jillians Tod hatte seine Rastlosigkeit zugenommen, als suche er etwas, ohne zu wissen, was er suchte. Die Ankunft der fremden Frau hatte sein Interesse zum ersten Mal seit Wochen geweckt. Letty Moss war von einem Geheimnis umgeben, und Gray nahm sich vor, es zu lösen.
    Er stieß die schwere, geschnitzte Eichentür zu seinen Privatgemächern auf, die sein Vater einst bewohnt hatte. Der Salon mit seinen goldfarbenen Samtdraperien und dem dunklen Eichenmobiliar weckte unangenehme Erinnerungen und drückte auf Grays Gemüt. Er durchquerte den düsteren Raum, und seine Gedanken kehrten zu Letty Moss zurück und zu der Frage, was er über sie erfahren würde.
    „Guten Abend, sahib. “ Sein Kammerdiener Samir Ramaloo trat aus dem Badezimmer, das an sein Schlafzimmer grenzte. Dampfschwaden stiegen aus der Kupferwanne, die für Grays abendliches Bad eingelassen worden war.
    „Guten Abend, Samir.“ Der kleine dunkelhäutige Mann war schon in Indien Grays Diener während der drei Jahre gewesen, die

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