Mein feuriges Herz
Band ein Geschenk für ihn gewesen, hätte er ihn dann nicht zu den anderen Erinnerungen getan?
Aber möglicherweise bedeutete dem Earl of Tremaine das Geschenk nicht viel. Sie dachte an die anderen Bewohner. Charles verbrachte viel Zeit im Arbeitszimmer. Und er war ein Mann, der ihrer Schwester gefallen hätte, aber er war verheiratet. Laurel hätte sich niemals mit einem verheirateten Mann eingelassen.
Blieb nur noch der gut aussehende charmante Lord Jason. Erst am Nachmittag hatte Corrie ihn im Vorübergehen hinter dem Schreibtisch sitzen sehen.
Welchen der beiden hast du geliebt, Schwesterherz?
Und trifft den Mann, den du geliebt hast, die Schuld an dei nem Tod und dem deines Kindes?
Sie fand keine Antwort.
Zögernd stellte sie die kostbare Erinnerung an ihren Platz zurück. Zumindest hatte sie nun Gewissheit, dass ihr waghalsiges Unterfangen, sich ins Schloss einzuschleichen, nicht völlig verrückt und abwegig war. Sie befand sich auf der richtigen Spur. Irgendwann würde sie entdecken, wer der Vater des Kindes war, und sie würde die Wahrheit über den sinnlosen Tod ihrer Schwester herausfinden.
Corrie zog den blauen Morgenrock enger um die Schultern, huschte aus dem Zimmer und eilte den Flur entlang. Sie hatte ihr Ziel beinahe erreicht, als eine vertraute dunkle Stimme sie erstarren ließ.
„Sieh mal an, Mrs. Moss … Wieder einmal auf nächtlicher Erkundungstour. Darf man fragen, wieso Sie zu dieser nachtschlafenden Zeit durchs Schloss geistern?“
Jäh fuhr sie herum. Der Earl stand direkt hinter ihr, ein drohender Schatten im dunklen Flur.
„Ich … ich wollte gerade wieder in mein Zimmer.“ Irgendwie brachte sie ein Lächeln zustande. „Ich konnte nicht schlafen und wollte ein Glas Milch in der Küche trinken.“
„So, so. Sie kommen also aus der Küche“, sagte Gray, der ihr kein Wort glaubte.
„Ja, es stört Sie doch nicht, oder? Nun ja, nachdem Sie mich schon einmal in Ihrem Zimmer ertappt haben, befürchten Sie vielleicht, ich stehle das Familiensilber oder etwas anderes.“
Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und ein seltsames Prickeln durchrieselte sie. „Oder etwas anderes …“
In seiner Stimme lag nicht die geringste Spur von Heiterkeit, und sie fragte sich, ob er noch immer erzürnt war, weil sie seinem Vetter beim Dinner vor zwei Abenden so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
„Es ist sehr spät. Ich sollte jetzt besser gehen.“
„Aber nicht doch“, meinte er mit einem Anflug von Schärfe. „Da Sie, genau wie ich, nicht schlafen können, könnten wir uns ein Weilchen unterhalten … oder etwas anderes tun.“
Ihr Herz klopfte bang. In seinen Augen las sie, was er mit diesem „etwas anderes“ meinte. Sie wollte widersprechen, doch der Earl nahm sie mit festem Griff am Arm, zog sie den Flur in die entgegengesetzte Richtung, stieß sie unsanft in einen Salon und schloss die Tür.
„Das … das halte ich für keine gute Idee.“
„Wieso nicht? Sie können doch nicht schlafen. Und ich habe ein wirksames Heilmittel gegen Schlaflosigkeit.“
Ihre Nerven flatterten, als er an den Kamin trat, in dem noch Glut schwelte. Vermutlich hatte er sich hier aufgehalten, während sie das Arbeitszimmer durchsucht hatte, und sie schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel, dass er sie nicht ertappt hatte.
Er bückte sich und legte ein paar Holzscheite in die Glut. Einerseits wollte sie fliehen, andererseits beobachtete sie fasziniert das Spiel seiner Muskeln unter dem weißen Hemd.
Mit dem Blasebalg entfachte er das Feuer, richtete sich auf und näherte sich Corrie, die wie gelähmt neben dem Sofa stand. Der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen dunklen Augen, was ihm ein drohendes Aussehen verlieh. „Sie wirken nervös. Habe ich Sie bei etwas gestört? Vielleicht bei einem nächtlichen Rendezvous mit meinem Cousin?“
Ihre Augen wurden groß. „Wieso Ihr Cousin? Ich war in der Küche, um ein Glas Milch zu trinken. Ihren Cousin habe ich seit zwei Tagen nicht gesehen.“
„Nein? Aber er scheint Ihnen zu gefallen.“
Sie suchte in seiner Miene nach einem Hinweis, wohin diese Unterhaltung führen mochte. Doch er wirkte verschlossen, seine Lippen ein schmaler Strich. Er war tatsächlich noch erzürnt. Er konnte doch nicht eifersüchtig sein!
„Jason ist ein charmanter Mann“, entgegnete sie ausweichend. „Es ist durchaus normal, dass ich mich in seiner Gesellschaft wohlfühle.“
„Durchaus.“ Unvermutet hob er die Hand und strich ihr eine Locke hinters Ohr, die
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