Mein feuriges Herz
zu ihm aufzublicken wie zu ihrem Retter, wich sie zurück, als habe er sie geschlagen.
„Soll das etwa … Sie denken doch nicht … dass ich Ihre Mätresse werde?“
Gray nahm sie bei den Händen und spürte, wie schockiert sie war. „Aber Ihr Ehemann hat Sie verlassen, und Sie wissen nicht, ob er je wieder auftaucht. Sie brauchen einen Beschützer. Finden Sie den Gedanken, dass ich Ihr Beschützer sein könnte, so verwerflich?“
Ihre Wangen glühten. „An einem derartigen Angebot bin ich nicht interessiert. In ein paar Wochen habe ich Zugriff auf mein Erbe und verschwinde aus Ihrem Leben.“ Sie wandte den Blick ab, und er wusste, dass er sie gekränkt hatte. Und das lag gewiss nicht in seiner Absicht.
„Wie dumm von mir, Ihnen Freiheiten gestattet zu haben“, fuhr sie fort. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen falsche Hoffnungen gemacht habe.“
Bevor sie sich zum Gehen wandte, nahm er eine glitzernde Träne in ihren Augen wahr.
„Letty!“
Sie achtete nicht auf ihn, nahm die Zügel der Stute auf und führte sie zu einem Baumstumpf, um aufzusteigen.
Verdammt und zugenäht! In zwei langen Sätzen war Gray bei ihr, nahm sie bei den Schultern und zwang sie mit einem beschwörenden Blick, ihn anzusehen. „Letty, du begehrst mich genauso wie ich dich. Das kannst du nicht leugnen. Lass es zu! Wir werden Wonnen genießen, von denen du nicht einmal gewagt hast zu träumen.“
Sie trat einen Schritt zurück, um sich vor ihm zu schützen. „Bedaure, Mylord. Ich kann nicht.“
Gray hob ihr Kinn mit zwei Fingern. „Bist du sicher?“ Er neigte den Kopf und küsste sie sehr zart. „Wir werden viel Spaß miteinander haben, Letty, das verspreche ich dir.“
Lange und tief sah sie ihm in die Augen, und er schöpfte Hoffnung.
Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich sagte bereits … ich kann nicht.“
Es kostete ihn große Mühe, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Schweigend hob er sie in den Sattel, da er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sie weiter zu bedrängen. Heute würde er sein Ziel nicht erreichen. Er war gezwungen, sein Verlangen nach ihr zu bezähmen. Aber Lettys Zurückweisung stachelte seinen Ehrgeiz nur noch mehr an, sie zu gewinnen.
Er nahm sich vor, ihr den Hof zu machen, bis sie seinem Werben erlag. Und dann würde er ihr die Wonnen verschaffen, die er ihr versprochen hatte.
Wenn er sie einmal besessen hatte, würde sie sich ihm nie wieder verweigern.
Gray biss die Zähne aufeinander. Letty Moss war ihm unter die Haut gegangen; er musste sie haben, sonst würde er nicht von ihr loskommen. Wenn er ihre Leidenschaft zur lodernden Flamme entfacht, seine Gier nach ihr gestillt hatte, erst dann konnte er sich von dem geheimnisvollen Bann befreien, in dem sie ihn gefangen hielt.
Zur Begrüßung zerrte Homer freudig winselnd an seiner Leine, als der Earl Letty vor dem Stall aus dem Sattel hob, die sich augenblicklich abwandte, sobald sie auf den Füßen stand.
Corrie war auf sein anstößiges Angebot nicht gefasst gewesen, schon gar nicht auf ihre fast überwältigende Versuchung, es anzunehmen. Das war absurd und lächerlich. Sie war nicht Letty Moss, eine im Stich gelassene, verarmte Ehefrau. Sie war Coralee Whitmore, die sittsame Tochter eines Viscounts, und sie würde sich niemals an den Earl of Tremaine wegwerfen, den berüchtigten Frauenhelden, mochte er noch so attraktiv sein.
Sie hatte nicht vergessen, dass sie in ihrer Kolumne über den Schürzenjäger geschrieben hatte, auch nicht, dass er eine Affäre mit Lady Devane hatte. Der Mann war ein skandalöser Herzensbrecher, dem es lediglich darum ging, eine weitere Eroberung zu machen. Sie war verrückt, diese lächerliche Sehnsucht nach ihm zu verspüren, die sie schleunigst ein für alle Mal vergessen musste.
Sie band den Hund von der Leine und tätschelte sein struppiges Fell. „Habe ich dir gefehlt, mein Guter?“ Zärtlich kraulte sie ihn hinter den Ohren und mied es geflissentlich, in Grays Richtung zu schauen. Homer leckte ihr die Hand und rannte in die Wiese hinüber, auf der Suche nach einer Maus oder einer anderen leckeren Beute.
„Er kommt bestimmt wieder“, sagte Dickey. „Es gefällt ihm bei uns. Jetzt weiß er wenigstens, wo er hingehört. Er hat noch nie einen Herrn gehabt.“
„Vermutlich nicht.“ Ihr Gespräch mit Gray kam ihr in den Sinn. Vielleicht lag der Grund, warum er sich keine Familie wünschte, darin, dass er nie den Rückhalt einer Familie hatte. Als kleiner Junge hatte er seine Mutter
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