Mein feuriges Herz
existierte nicht. Die Nacht, die er in ihren Armen verbracht hatte, war nichts als ein schöner Traum gewesen.
„In unserer Familie hat es bedauerlicherweise zu viele Skandale gegeben, um diese leidige Sache auf sich beruhen zu lassen“, fuhr der Viscount fort. „Ich erwarte von Ihnen die richtige Entscheidung, um die Ehre meiner Tochter zu retten. Falls Sie sich weigern, sehe ich mich gezwungen, Sie zu fordern.“
Ein Duell mit Selkirk hatte ihm gerade noch gefehlt. Der Mann hatte mehr als genug gelitten. Er trug immer noch Trauer um seine älteste Tochter.
Aus den Augenwinkeln nahm Gray die vertraute zierliche Gestalt wahr, die den Weg entlang in die Richtung der beiden Männer eilte. Sie sah aus wie Letty, aber er wusste jetzt, dass sie nicht die entzückende Frau war, nach der er sich letzte Nacht verzehrt hatte.
Sie stürmte auf ihn zu, fasste ihn am Arm, und er verdrängte seinen Anflug von Mitleid, als er die Tränen in ihren Augen sah.
„Bitte tun Sie meinem Vater nichts an“,flehte sie.„Sie brauchen mich nicht zu heiraten. Ich sagte ihm bereits, dass ich Ihren Antrag ablehne. Aber bitte … bitte tun Sie ihm nichts.“
Abweisend blickte er auf sie herab, während sich etwas in ihm regte. Sie glich Letty, aber sie war nicht Letty. Der Zorn schwelte immer noch in ihm wie Glut unter der Asche. In seinen Rachedurst, sie für die Lügen bezahlen zu lassen, mit denen sie ihn umgarnt hatte, mischte sich ein nahezu unbezähmbares Verlangen, sich in ihren Schoß zu versenken.
„Sie würden mich also nicht heiraten, auch wenn ich Ihnen einen Antrag mache?“
Corrie schluckte. „Das müssen Sie verstehen. Ich bin Journalistin und arbeite für eine Frauenzeitschrift in London. Außerdem gibt es noch so viele Dinge, die ich mir vorgenommen habe. Ich möchte reisen und fremde Länder besuchen. Ich bin noch nicht bereit für eine Ehe.“
Gray zog eine Braue hoch. „Ach ja?“ Er wandte sich an ihren Vater. „Kümmern Sie sich um die Lizenz. Wir heiraten, sobald die nötigen Formalitäten erledigt sind.“
„Wie bitte?“
Gray nahm den Weg zurück zum Haus. Eine Welle der Genugtuung weitete ihm die Brust. Er wollte sie für ihren Betrug, ihren Verrat bezahlen lassen und gleichzeitig sein wildes Verlangen nach ihr stillen, das in einer einzigen Liebesnacht längst nicht gebändigt war.
„Ich heirate Sie nicht!“ Coralee lief mit gerafften Röcken hinter ihm her.
Er blieb stehen und drehte sich um. „Sie werden mich heiraten. Ich bestehe darauf.“
Der Mund blieb ihr offen stehen, als sie ihm entgeistert nachstarrte. Gray glaubte sogar zu hören, wie sie einen Fluch ausstieß.
Ein grimmiges Lächeln stieg in ihm hoch. Sie war ein hinterhältiges Luder, aber die Leidenschaft, die er letzte Nacht in ihr geweckt hatte, war echt. Und er wollte seine Lust an ihr stillen, bis er ihrer überdrüssig war.
Dann würde er sie verstoßen und nach London zurückschicken.
„Ich heirate ihn nicht!“
„Du wirst ihn heiraten! Wenn du dich weigerst, versohle ich dir den Hintern mit dem Rohrstock, das schwöre ich bei Gott. Das hätte ich längst tun sollen, als du noch ein störrisches kleines Mädchen warst.“
Corrie traute ihren Ohren nicht. Ihr Vater, der sie ihr Leben lang verwöhnt hatte, wollte sie zwingen, einen Mann zu heiraten, der sie hasste und verachtete? Sie konnte es nicht fassen.
„Ich kann den Earl nicht heiraten.“ Sie versuchte es mit vernünftigen Argumenten. „Ich habe einen Beruf. Ich bin bei Heart to Heart angestellt. Interessiert das denn niemanden?“
„Ich hätte nie zulassen dürfen, dass du einen Beruf ergreifst. Du bist eine höhere Tochter und hast es nicht nötig zu arbeiten. Im Übrigen würdest du früher oder später ohnehin heiraten. Nach dem, was letzte Nacht vorgefallen ist, ist der Zeitpunkt gekommen. Du heiratest ihn, basta!“
„Aber der Mann hasst mich! Wenn ich mit ihm verheiratet bin, verprügelt er mich vermutlich!“
„Recht hat er. Hätte ich meine Vaterpflichten erfüllt und dich rechtzeitig gezüchtigt, hätte ich jetzt eine folgsame Tochter, kein störrisches, aufsässiges Frauenzimmer, dem es einerlei ist, sich ins Unglück zu stürzen und den Ruf der Familie in den Schmutz zu ziehen.“
Das brachte Corrie zum Schweigen. Sie hatte selbst erlebt, wie ihre Mutter und Großmutter und die gesamte Familie unter dem bösen Klatsch nach Laurels Tod gelitten hatten. Sie durfte nicht zulassen, dass die Menschen, die sie liebte, noch einmal eine solche
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