Mein feuriges Herz
Sie liebte Gray und wollte ihn nicht verlieren. Wie aber würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie nicht die Frau war, für die er sie hielt? Wenn er herausfand, dass sie in sein Haus gekommen war, um ihn des Mordes an ihrer Schwester zu überführen?
Den ganzen Rückweg zum Schloss blieb sie einsilbig und in sich gekehrt. Nachdem die Pferde im Stall abgeliefert waren, betraten sie das Haus durch einen Hintereingang.
Samir erwartete sie bereits im Flur.
„Es gibt Probleme, sahib . Tut mir leid, dass ich Sie nicht warnen konnte.“
„Wovon redest du, Samir?“
„Es geht um die junge Frau … ich hätte mich bemühen müssen, die Wahrheit über sie herauszufinden.“
„Du sprichst in Rätseln, mein Freund. Erkläre mir …“
„Gray! Gottlob bist du endlich wieder da.“ Charles ging den beiden eilig entgegen. „Und wie ich sehe unversehrt.“
Corrie spürte, wie ihr die Schamröte in die Wangen stieg und hoffte, Grays Bruder würde es nicht bemerken.
„Lettys Sattelgurt ist gerissen, und sie stürzte vom Pferd. Zum Glück hat sie sich nicht ernstlich verletzt.“
Charles bedachte sie mit einem seltsamen Blick, den sie nicht zu deuten wusste. „Nun, ich freue mich, dass ihr nichts passiert ist. Aber es gibt etwas Wichtiges zu besprechen … auch mit Letty. Folgt mir bitte …“
„Ich möchte mich vorher umziehen. Wenn sie mich also entschuldigen, Charles …“ Sie wollte an den beiden Männern vorbei, aber Charles hielt sie am Arm zurück.
„Ich fürchte, die Angelegenheit duldet keinen Aufschub.“
Gray warf ihr einen besorgten Blick zu, und Corrie lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wortlos folgte das Paar Charles in den Grünen Salon, einem luxuriös ausgestatteten Empfangszimmer mit grünen Seidentapeten und vergoldeten Möbeln.
Beim Anblick ihres Vaters stutzte Corrie und geriet ins Wanken. Gray legte die Hand um ihre Mitte und gab ihr Halt.
„Fühlen Sie sich nicht wohl? Vielleicht haben Sie sich verletzt, und ich habe es nur nicht bemerkt.“
„Danke, nein … es geht schon wieder.“
„Guten Morgen, Coralee.“ Der Viscount näherte sich ihr mit versteinerter Miene.
„Guten Morgen …Vater.“
Grays Blick flog zwischen ihr und dem Viscount hin und her. „Lord Selkirk?“ Und an Corrie gewandt: „Was zum Teufel hat das zu bedeuten?“
Corrie schluckte schwer, einer Ohnmacht nahe.
„Eine gute Frage, Mylord“, entgegnete ihr Vater. „Möchtest du eine Erklärung abgeben, Coralee?“
Gray heftete seinen durchdringenden Blick auf sie. „Coralee? Ist das Ihr Name?“
„Ich wollte es Ihnen sagen, Gray, ehrlich. Ich wollte es Ihnen gestern sagen. Aber … ich konnte einfach nicht. Noch nicht.“
„Coralee ist meine Tochter“, begann der Viscount. „Sie haben sie vermutlich das letzte Mal gesehen, als sie noch ein Kind war. Mittlerweile ist sie eine erwachsene Frau. Und wenn ich sie mir so ansehe in ihren verwahrlosten Kleidern und ihrem zerzausten Haar, dürften Sie diese Feststellung bereits persönlich gemacht haben.“
Corrie entfuhr ein Schrei des Entsetzens. „Vater, bitte …“
„Sie sind nicht Letty Moss“, knurrte Gray mit finsterer Miene.„Sie sind Coralee Whitmore, die Tochter des Viscounts.“
„Ja …“, hauchte sie kaum hörbar. Ihr Herz schlug wild gegen ihre Rippen. Gütiger Himmel, was mochte Gray nur von ihr denken? Wie sollte sie ihm die ganze Geschichte erklären?
„Warum sind Sie in mein Schloss gekommen? Weshalb haben Sie einen falschen Namen angegeben?“
„Ich …“, sie fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich wollte herausfinden, wer meine Schwester auf dem Gewissen hat.“
Charles meldete sich zu Wort. „Aber das ist doch absurd! Laurel hat sich das Leben genommen. Sie hat sich im Fluss ertränkt.“
Corrie wandte sich ihm zu. „Ich glaube nicht, dass meine Schwester Selbstmord begangen hat. Vielmehr habe ich den Verdacht, dass sie ermordet wurde.“
Charles erbleichte.
Grays finsterer Blick durchbohrte sie. „Glauben Sie etwa, dass einer von uns mit ihrem Tod zu tun hat?“
Unruhig kaute sie auf ihrer Unterlippe. „Ich hatte den Verdacht, dass … dass Sie Laurel getötet haben.“ Sie schloss die Augen, um den maßlosen Zorn nicht sehen zu müssen, der Grays Gesicht verdunkelte. „Als ich erfuhr, dass Ihre Frau im gleichen Fluss ertrunken ist wie Laurel, fasste ich den Entschluss, Sie des Mordes zu überführen.“
„Verdammt und zugenäht!“
„Aber ich fand heraus, dass mein Verdacht
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