Mein feuriges Herz
unbegründet war, weil Sie jene Nacht bei Lady Devane verbrachten.“
Grays Gesichtszüge waren wie versteinert. „Ihre Schwester hatte ein uneheliches Kind, das hat sich im Dorf herumgesprochen. Sie hat sich das Leben genommen, weil ihr Liebhaber sich weigerte, sie zu heiraten. Ich bedaure Ihren schmerzlichen Verlust, Miss Whitmore, aber das entschuldigt Ihr Verhalten keineswegs.“
Der Earl machte auf dem Absatz kehrt und wollte gehen, doch die scharfe Stimme des Viscounts hielt ihn zurück.
„Es ändert auch nichts an den Konsequenzen, die Sie zu tragen haben.“
Langsam drehte Gray sich um; seine dunklen Augen blitzten kalt wie Stahl.
„Coralee ist eine unbescholtene junge Frau aus einer der vornehmsten Familien Londons, die bereits sehr unter einem Skandal zu leiden hatte. Es wird bald Tagesgespräch sein, dass Sie die Nacht mit ihr verbracht haben, Mylord. Ihre Ehre erfordert, dass Sie meine Tochter heiraten.“
Corrie entfuhr ein spitzer Schrei. Es kostete sie große Überwindung, nicht unter Grays zornigem Blick zusammenzuzucken.
„Sie zwingen mich, sie zu heiraten? Nach all den Lügen, die sie mir aufgetischt und uns alle obendrein hintergangen hat?“
Tränen brannten in Corries Augen. Erst jetzt wurde ihr klar, wie furchtbar die Strafe war, die ihr für ihr falsches Spiel drohte. „Es tut mir leid, Gray, es tut mir unendlich leid. Ich wollte Ihnen die Wahrheit sagen, aber ich … ich habe mir an Laurels Grab geschworen, herauszufinden, was wirklich geschah. Dieses Versprochen durfte ich nicht brechen.“
Er blickte voller Verachtung auf sie herab.„Sie haben ein falsches Spiel getrieben, habe ich recht? Sie sind nicht sanft und gütig. Sie sind eine hinterhältige Intrigantin, eine falsche Schlange, die vor nichts zurückschreckt, um ihr Ziel zu erreichen.“
Corrie erbleichte.
„Es reicht“, fuhr der Viscount mit Donnerstimme dazwischen. „Ich dulde nicht, dass Sie in diesem Ton mit meiner Tochter sprechen.“
Der Earl ließ sich nicht beirren. „Nun entsinne ich mich an Sie. Sie sind die Hexe, die über mich in Ihrer Gesellschaftskolumne gelästert hat. Wie nannten Sie mich gleich? ‚Einen gewissenlosen Herzensbrecher und Frauenverführer.‘ Ja, so nannten Sie mich.“
Sein eiskalter, verächtlicher Blick maß sie von Kopf bis Fuß. „In Ihrem Fall trifft das wohl auch zu.“
Er wollte wieder zur Tür, wurde jedoch abermals von der scharfen Stimme ihres Vaters zurückgehalten. „Dann geben Sie also zu, dass Sie meine Tochter schamlos kompromittiert und entehrt haben.“
Gray fuhr herum. „Ich habe Letty Moss verführt, die entzückende verarmte junge Frau eines entfernten Cousins. Diese Frau hier kenne ich nicht.“
Corries Kehle entrang sich ein erstickter Protestlaut. Sie wollte Gray zurückrufen, ihm sagen, dass Letty und sie ein und dieselbe Person seien, wusste aber, dass sie ihn nicht erreichen, er ihr nicht glauben würde.
Es war aus zwischen ihnen.
Corrie war, als habe Gray ihr ein Messer mitten ins Herz gestoßen.
Steifbeinig marschierte Gray zum Stall. Mein Gott, was war er bloß für ein Narr. Er hätte wissen müssen, dass diese entzückende junge Frau, mit der er eine leidenschaftliche Liebesnacht verbracht hatte, gar nicht existierte. Es wäre einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein. Die unschuldige, sanfte Letty war nur ein Trugbild.
„Bleiben Sie auf der Stelle stehen, Tremaine.“
Beim Klang der scharfen Stimme des Viscounts verharrte er und drehte sich um. Er hatte diesem Mann stets Respekt entgegengebracht. Er konnte nichts dafür, dass seine Tochter ein durchtriebenes Luder war mit dem Gewissen einer Hure.
„Mir ist klar, dass meine Tochter Sie in die Irre geführt hat. Ich hoffe, Sie versuchen zu verstehen, wie verzweifelt sie nach dem Tod ihrer Schwester war. Die beiden standen einander sehr nahe. Aber Coralee wollte einfach nicht glauben, dass Laurel sich das Leben genommen hat. Nach Aussagen ihrer Tante war sie davon überzeugt, dass Sie Laurel verführt und später getötet haben, und Coralee hatte es sich in den Kopf gesetzt, den Beweis zu erbringen.“
Zähneknirschend musste Gray sich eingestehen, dass ihm ihr Wagemut einen gewissen Respekt abforderte.
„Offenbar hat sie nun das Gegenteil bewiesen“,fuhr der Viscount fort. „Wäre sie nicht von Ihrer Unschuld überzeugt, hätte sie sich Ihnen unter keinen Umständen hingegeben, was ja wohl geschehen ist.“
Gray schwieg erbittert. Trauer und Wehmut erfüllten ihn. Letty
Weitere Kostenlose Bücher