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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Rebecca schnitt ihm das Wort ab, ehe er etwas sagen konnte. „Nun sei kein Frosch, Gray. Es ist schließlich eine uralte Tradition, Nachbarn und Dorfbewohner zu einem Fest einzuladen, wenn der Schlossherr heiratet.“
    Damit wollte Rebecca gewiss auch jeden Klatsch im Keim ersticken über Grays überstürzte Hochzeit – oder Corries Dummheit, sich von ihm verführen zu lassen.
    „Das stört dich doch nicht, Gray?“, gurrte seine Schwägerin. „Es ist nun mal Brauch, und außerdem hören dann die Klatschbasen auf, sich das Maul zu zerreißen.“
    „Mach, was du willst“, brummte er mürrisch.
    „Danke, mein Lieber.“ Rebecca lächelte zuckersüß. „Es wird ein herrliches Gartenfest in zwei Wochen. Ach, ehe ich es vergesse – vorhin kam die Einladung zu Lady Devanes Kostümball für den letzten Samstag des Monats. Ich habe bereits unsere Zusage gegeben.“
    Grays Miene verdüsterte sich noch mehr. „Du hättest mich wenigstens fragen können.“
    „Aber du bist jetzt verheiratet. Es ist deine Pflicht, deine Gemahlin der Gesellschaft vorzustellen – so weit hier auf dem Lande vorhanden.“ Ihr Lächeln gefror. „Oder willst du den Eindruck erwecken, dass du deiner Braut bereits überdrüssig geworden bist?“
    Grays Blick suchte Coralee, und sie las die Glut, den Hunger darin.
    Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. „Nein, diesen Eindruck wollen wir nicht erwecken. Lady Devane kann mit unserem Erscheinen rechnen.“ Er wandte sich an Derek. „Wie lange willst du bleiben?“
    „So lange, bis du meiner Anwesenheit müde wirst. Ich dachte bis Ende nächster Woche.“
    Über Rebeccas Gesichtszüge huschte ein Schatten, bevor sie ihr gewinnendes Lächeln wieder aufsetzte. „Du weißt, dass du uns stets willkommen bist.“
    Charles lächelte. „Wir haben noch weitere Hausgäste. Dolph Petersen und Colonel Timothy Rayburn. Ich glaube, du kennst die Herren. Sie bleiben über Nacht, aber vielleicht können wir sie überreden, noch einen oder zwei Tage anzuhängen. Dann veranstalten wir einen Jagdausflug. Was hältst du davon?“
    „Glänzende Idee“, erklärte Derek begeistert.
    Corrie überließ die Herren ihren Gesprächen über die Jagd und das politische Tagesgeschehen und begab sich in die Bibliothek, um sich etwas zu lesen zu holen. Sie versuchte, sich ein Bild von Derek Stiles und Laurel als Paar zu machen.
    Abgesehen von seiner abfälligen Bemerkung über die Ehe fiel ihr das nicht sonderlich schwer.
    In einem smaragdgrünen, schulterfreien Seidenkleid, das Einblicke auf ihren Busansatz gewährte, saß Corrie beim Dinner Gray gegenüber. Im Schein der ausladenden Kristalllüster speisten die Gäste an der festlich gedeckten Tafel mit kostbarem, goldgerändertem Porzellan, Kristallkelchen und dem Silberbesteck mit dem Familienwappen der Tremaines. Livrierte Lakaien trugen die von Rebeccas französischem Koch zubereiteten Speisen auf.
    „Ganz vorzüglich“, lobte der Colonel bereits bei der Austerncremesuppe. „Der Koch ist ein wahrer Meister seines Fachs. Natürlich ist ein Soldat für alles dankbar, was nicht nach Zwieback und gepökeltem Fleisch schmeckt.“
    Jason grinste, und Charles lachte leise. Sogar Gray rang sich ein Lächeln ab.
    Petersen und Rayburn entpuppten sich während des Dinners als interessante Unterhalter, zwei gebildete Herren, die sich nicht scheuten, auch Themen anzuschneiden, die über das Londoner Gesellschaftsleben und die derzeit herrschende Wetterlage hinausgingen. Wie Corrie sich insgeheim erhofft hatte, kam man bald auf Indien zu sprechen.
    „Gray lebte bei den Einheimischen“, erklärte der Colonel, „ein Umstand, zu dem nur wenige Engländer sich bereitfinden würden. Ich glaube, er hat sich sogar ein wenig in das Land verliebt und war eifrig bemüht, sich gründliche Kenntnisse über Land und Leute anzueignen.“
    „Indien ist mit keinem anderen Land zu vergleichen“, bemerkte Gray bei zartrosa gebratener Lammschulter und in Butter geschwenkten Petersilienkartoffeln. „In vieler Hinsicht wild und primitiv, und manche Gebräuche wirken ungeheuer barbarisch auf uns. Gleichzeitig sind die Einwohner von einer tiefen Weisheit und Spiritualität beseelt, die mir nirgendwo sonst auf der Welt begegnet ist.“
    Corrie begann, ihm Fragen zu stellen, die Gray ihr zu ihrer Verwunderung ausführlich beantwortete. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion über die Zukunft Indiens und darüber, welche Maßnahmen zu ergreifen wären, um die britischen Interessen auf dem

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