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Mein feuriges Herz

Mein feuriges Herz

Titel: Mein feuriges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Subkontinent zu wahren.
    „Irgendwann wird Indien das Joch der Fremdherrschaft abschütteln“, behauptete Gray. „Eines Tages werden die Bewohner ihre Unabhängigkeit vom Empire fordern, und England wird gezwungen sein, sich zurückzuziehen.“
    „Unsinn“, widersprach Rayburn. „Indien ist eine Kolonie und wird es immer bleiben. Die Bewohner sind wie unmündige Kinder, angewiesen auf die Führung Großbritanniens.“
    Während der Debatte entdeckte Corrie erneut eine Seite an ihrem Gemahl, die sie bisher nicht kannte. Er war in seinen politischen Ansichten weitaus fortschrittlicher, als sie ihm zugetraut hätte, und vertrat seine Meinung mit fundierten Kenntnissen. Er sollte seinen Sitz im House of Lords einnehmen, dachte sie, zweifelte allerdings daran, dass er sich davon überzeugen lassen würde.
    Der Abend verlief angenehmer, als sie erwartet hatte – abgesehen von den dunklen, bohrenden Blicken, die Gray ihr gelegentlich zuwarf. Offensichtlich grübelte er immer noch über ihre Anschuldigungen nach.
    Aus Rücksicht auf die Damen verzichteten die Herren auf Brandy und Zigarren, und Derek schlug ein Kartenspiel vor.
    „Ich fürchte, wir müssen passen“, erklärte der Colonel, der bereits die Einladung, ein paar Tage länger zu bleiben, abgelehnt hatte. „Unsere Geschäfte in Bristol können nicht warten, was bedeutet, dass wir morgen sehr früh aufbrechen müssen.“
    „Vielen Dank für deine Gastfreundschaft, Gray“, fügte Dolph hinzu. „Guten Abend, meine Damen, meine Herren.“
    Die Gäste zogen sich zurück, während der Rest der Tafelrunde sich ins Spielzimmer begab. Zu Corries Verwunderung nahm Gray neben ihr Platz und erklärte sich sogar bereit, ihr Partner beim Whist zu sein.
    Sie spürte seine männliche Ausstrahlung, seine Nähe und seine Blicke, als würde er sie berühren. Ihre Finger zitterten leicht, als sie ihr Blatt aufnahm.
    „Also gut, dann wollen wir mal anfangen, nicht wahr?“ Charles begann, seine Karten zu sortieren.
    Corrie bemühte sich, ihre Aufmerksamkeit auf das Spiel zu konzentrieren.
    Sie war eine geübte und gute Kartenspielerin und gewann die erste Runde. Im Verlauf des Abends gingen noch weitere Runden an sie, und Derek machte eine scherzhafte Bemerkung über ihr Geschick.
    „Man könnte meinen, Sie sind eine Berufsspielerin, Coralee. Sie spielen Karten wie eine Professionelle.“
    Gray blickte in ihre Richtung. „Wieder eines deiner versteckten Talente, meine Liebe? Ich frage mich, welche Fähigkeiten du noch vor mir verbirgst.“
    Sie überhörte den Seitenhieb. Letty hatte behauptet, eine miserable Kartenspielerin zu sein, aber Corrie spielte besser als die meisten Männer.
    Liebenswürdig lächelte sie ihn an. „Der Gemahl meiner Freundin, Leif Draugr, half mir, mein Spiel zu verbessern. Wir drei haben manchen Abend beim Whist verbracht.“
    „Ich kenne Draugr“, bemerkte Derek. „Er hat ein Vermögen am Kartentisch gemacht. Aber sonst weiß niemand viel über ihn.“
    „Seine Frau Krista ist meine beste Freundin. Wir arbeiten zusammen bei Heart to Heart , einer Londoner Frauenzeitschrift. Vielleicht haben Sie davon gehört?“
    Derek schmunzelte. „Ich lese sie sogar.“
    „Tatsächlich?“ Eigentlich war sie nicht sonderlich erstaunt. Eine Reihe von Männern lasen das Magazin, zumindest einige Artikel daraus.
    „Eine meiner Freundinnen abonniert sie. Wer immer die Leitartikel verfasst, macht seine Sache verdammt gut“, sagte Derek anerkennend.
    Corrie lächelte stolz. „Meistens schreibt Krista die Leitartikel. Im letzten Herbst verfasste auch ich einige davon, als Krista längere Zeit verreist war. Und ich führte Interviews mit Reformpolitikern, darunter auch eines mit Feargus O’Conner, da unser Magazin seine neuen Gesetzesvorlagen im Parlament befürwortet.“
    Grays dunkler Blick fixierte sie. „Rebecca hat das Magazin abonniert. Man ist hier auf dem Land mit dem politischen Tagesgeschehen nicht auf dem Laufenden. Auch ich lese es häufig. Du hast diese Reportagen geschrieben?“
    Corrie machte sich auf einen abfälligen Kommentar von Gray gefasst. „Ja … wie gesagt, in Kristas Abwesenheit leitete ich die Redaktion ein paar Monate.“
    „Gut recherchierte Artikel“, lobte er und zog ihren Blick auf sich. „Und mutige Fragestellungen.“
    Verblüfft sah sie ihn an. „Unser Blatt befasst sich nicht nur mit Mode und Gesellschaftsklatsch. Wir leisten auch wichtige politische Arbeit. Und ich hoffe, irgendwann wieder Beiträge schreiben

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