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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Ravenmoor fahren. Es ist zehn Meilen von hier entfernt. Wenn er erst einmal in den Sumpflöchern liegt, wird kein Hahn mehr nach ihm krähen.“
    Sie sprach nicht weiter. Sie hastete aus dem Zimmer, eilte die Treppe hinunter, pirschte sich lautlos an den Wagen heran. Der Startschlüssel steckte. Die Tür war offen. In diesem Punkt gab es also keine Schwierigkeiten. Wichtiger dünkte ihr die Frage, ob die Luft sauber war. Von den Gelben nirgends eine Spur. Die Rückfront des Hotels lag dunkel. Kein Fenster war erleuchtet. Auch im Hof konnte sie nichts Verdächtiges bemerken. Sie jagte wieder in das Haus zurück, stieg mit zitternden Knien die Treppe empor.
    „Los“, befahl sie energisch Ray Mortimer. „Beiß die Zähne zusammen. Es wird ein hartes Stück Arbeit werden. Aber es muß sein.“
    Sie hoben John Dallas auf die Arme und schleiften ihre stumme Last keuchend die Treppe hinunter. Schaudernd spürte Mara Revell klebriges Blut über ihre Hände rinnen. Sie wagte nicht, in das verzerrte Gesicht des Leblosen zu blicken. Bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, als läge ein Eisblock auf ihren Schultern. Hart hielt die Furcht ihr Herz umkrallt. Sie mußte alle Kraft zusammennehmen, um nicht laut aufzuschreien. Sie erreichten den Hof. Es war dunkel wie zuvor. Aber drüben im Hotel öffnete sich plötzlich ein Fenster.
    „Hallo!“ rief jemand laut in den Hof herunter. „Hallo!“
    Ray Mortimer blieb ruckartig stehen. Seine Hände begannen zu zittern. Es fehlte nicht viel und er hätte die beschwerliche Last einfach niedergeworfen.
    „Weiter!“ keuchte Mara Revell. „Mach‘ die Wagentür auf. In ein paar Sekunden haben wir es geschafft.“
    Sie verstauten den regungslosen Körper im Fond des Wagens und nahmen selbst auf den Vordersitzen Platz. Mara Revell setzte sich ans Steuer.
    „Ich werde selbst fahren“, entschied sie. „Du kennst die Gegend um Ravenmoor zu wenig.“
    Bis jetzt war alles gut gegangen. Kein Mensch hielt sich in der Nähe auf. Niemand versperrte ihnen den Weg. Langsam rollte der Wagen aus dem Tor.
    Mara Revell hielt mit schweißnassen Händen das Steuer umkrampft. Wie gebannt starrte sie durch die Windschutzscheibe. Sie blickte nicht ein einziges Mal in den Wagen zurück. Sie konnte einfach nicht. Der Mann, der da stumm hinter ihr lag, war einmal ihr Freund gewesen. Monatelang hatte sie ihre Tage und Nächte mit ihm verbracht. Nun war er tot. Durch Mörderhand gestorben. Und bis jetzt wußte niemand, wer sein Leben vernichtet hatte. Der Wagen durchfuhr in raschem Tempo das Hafenviertel und rollte dann in östlicher Richtung weiter. An jeder Kreuzung hielt Mara Revell den Atem atn. Sooft sie einen Polizisten entdeckte, stockte ihr Herzschlag. Ihr Gesicht war bleich vor Furcht. Die Straßen und Häuser blieben allmählich zurück. Ödflächen und Weiden dehnten sich bis zum Horizont. Die Chaussee war ziemlich einsam. Nur selten begegnete ihnen ein Fahrzeug. Kurz vor der Ortschaft Ravenmoor tauchte plötzlich ein uniformierter Polizist im Licht der Scheinwerfer auf. Er stand in der Mitte der Straße. Mit rotem Stopplicht gab er das Zeichen zum Halten. Mara Revell blickte wie versteinert durch die Scheibe. Ihr Gesicht war in diesem Moment weiß wie Marmor.
    „Aus!“ sagte sie mit erloschener Stimme. „Es ist aus, Ray! Die ganzen Mühen und Scheußlichkeiten dieser Stunde waren umsonst. Er wird uns beide festnehmen.“
    Ray Mortimer nickte. Seine Zähne scharrten leise aufeinander. Niedergeschlagen wartete er auf die Katastrophe. Mara Revell trat auf die Bremse. Der Wagen kam kreischend zum Stehen. Der Uniformierte trat grüßend an das Seitenfenster heran. Seine Lampe tastete den Wagen ab. Über das starre Gesicht John Dallas huschten helle Reflexe. Licht und Schatten irrten über seine wächserne Haut. Jetzt, dachte Mara Revell fiebernd. Jetzt ist es soweit. Er hat John Dallas schon entdeckt.
    „Kommen Sie aus London?“ fragte der Polizist.
    „Ja, Sir!“
    „Ist Ihnen unterwegs eine graue Preston-Limousine begegnet?“
    „No, Sir! Bestimmt nicht“, würgte Mara Revell stockend hervor.
    „Schade, Madam!“ bedauerte der Bobby. „Sehr schade. Wir suchen den Wagen wegen Fahrerflucht. Na, dann ist eben vorerst nichts zu machen. Entschuldigen Sie die Störung!“
    Mara Revell drückte ungestüm auf den Gashebel. Der Wagen schoß mit einem heftigen Satz voran. Schon ein paar Sekunden später war der Polizist hundert Yards enfternt.
    „Was sagst du?“ fragte Mara Revell schwer atmend.

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