Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
„Ich glaube, wir haben Glück, Ray! Es wird alles noch gut werden.“
    Ihre Prophezeiung schien sich zu erfüllen. Es gab keine Zwischenfälle mehr, bis sie Ravenmoor erreichten. Der Wagen holperte über einen Feldweg und hielt direkt auf das Sumpfgelände zu. Als der Boden weich wurde und gefährlich zu federn begann, trat Mara Revell auf die Bremse.
    „Wir sind am Ziel“, sagte sie tonlos. „Sei vorsichtig, Ray! Ringsum ist das Moor. Wir müssen auf dem schmalen Weg bleiben.“
    Sie beluden sich mit ihrer schauerlichen Last und keuchten angestrengt durch das nachtschwarze Gelände. Zu beiden Seiten des Weges wabberten die Sumpflöcher. Tückisches Moorwasser sperrte seinen gierigen Rachen auf. Sie hielten auf eine Mulde zu und legten John Dallas darin nieder. Sumpfiges Wasser leckte an seinen Schuhen und Kleidern.
    „In zwei bis drei Stunden wird er versunken sein“, meinte Mara Revell zuversichtlich. „Wir werden ihn aber vorsichtshalber noch mit Zweigen abdecken. Ich glaube nicht, daß man ihn jemals finden wird.“
    Sie bedeckten den Toten mit welken Blättern, Farnen und Ginster. Dann schritten sie zu ihrem Wagen zurück.
    „Wir werden nun für immer zusammenbleiben müssen“, sagte Mara Revell mit scheuem Blick. „Das schreckliche Geheimnis wird uns für alle Zeiten aneinanderketten.“
     
    4
     
    Morgens um neun Uhr lag Mara Revell noch immer wie betäubt in ihrer Kammer im Schleusenhaus. Sie warf sich in unruhigen Träumen hin und her. Eine Zentnerlast schien auf den Kissen zu liegen.
    „Hallo!“ rief jemand. „Was ist denn? Schließen Sie doch endlich die Tür auf!“
    Es ist John Dallas, dachte Mara Revell im ersten Moment. Er wird mich wieder quälen und belästigen. Es ist jeden Morgen das gleiche Lied. Aber dann erinnerte sie sich plötzlich, daß John Dallas tot war. Er lag draußen in den Sümpfen von Ravenmoor. Er würde nie mehr vor ihrer Kammertür stehen. Aber wer war dann der fremde Besucher? Einer von den Freunden Johns? Wollten sie jetzt schon Rechenschaft fordern? Suchten sie ihn bereits?
    „Wer ist da?“ rief Mara Revell mit kläglicher Stimme.
    „Kriminalpolizei!“ tönte es ihr entgegen. „Kommissar Morry von Scotland Yard, öffnen Sie bitte!“
    Mara Revell spürte einen jähen Stich im Herzen. Kopflos hantierte sie an ihren Kleidern herum. Ihre Finger zitterten so heftig, daß sie sich kaum anziehen konnte. Ihre Gedanken wirbelten gehetzt durcheinander. Als sie endlich die Tür aufmachte, sah sie bleich und verfallen aus. Sie brachte kaum einen Gruß über die Lippen. Verstört und furchtsam starrte sie den Kommissar an.
    „Was wollen Sie?“ stieß sie hervor.
    „Ich habe einen Haftbefehl“, erläuterte Kommissar Morry beinahe freundlich. „Einen Haftbefehl für John Dallas. Wo steckt der Bursche? Ich möchte ihn gleich mitnehmen.“
    Das Mädchen nahm ihre letzten Kräfte zusammen. „Ich weiß nicht, wo er ist“, antwortete sie mühsam. „Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Anscheinend ist er geflüchtet. Er ahnte, daß man ihn verhaften würde. Er wollte mich mitnehmen, aber ich weigerte mich, ihn zu begleiten.“
    „Wo sind seine Freunde?“ forschte der Kommissar weiter. „Sie sind doch hier wie in einem Bienenhaus ein- und ausgeflogen.“
    „Vielleicht sind sie mit ihm getürmt“, sagte Mara Revell. „Ich habe keinen von ihnen mehr zu Gesicht bekommen. Das Haus ist leer.“
    Kommissar Morry runzelte die Stirn. „Ich werde doch lieber mal selbst nachsehen. Bleiben Sie solange hier. Ich habe Sie noch einiges zu fragen.“
    Er machte sich sofort auf den Weg und ging rasch durch das baufällige Stockwerk. Er rüttelte an jeder Tür und sperrte dann die Zimmer auf. In einer Kammer am Ende des Korridors traf er auf Ray Mortimer. „Ah, der Mann ohne Gedächtnis meinte er überrascht. „Wie kommen Sie denn in diesen berüchtigten Bunker? Ich dachte bisher immer, Sie wären ein Ehrenmann?“
    Ray Mortimer gab keine Antwort. Er schaute bedrückt vor sich hin. Seine Lippen preßten sich zu einem blutleeren Strich zusammen.
    „Warum sind Sie denn nicht ins Präsidium gekommen?“ forschte der Kommissar weiter. „Brauchen Sie keinen Ausweis? Wollen Sie in Zukunft ohne Papiere durch die Welt laufen? “
    Ich kann doch nicht zur Polizei gehen, dachte Ray Mortimer gequält. Ich gehöre zum Abschaum des Hafenviertels. Ich bin ein Zinker und gehöre einer Rauschgiftbande an. Wozu brauche ich da einen Ausweis?
    „Sie sollten sich dringend ein

Weitere Kostenlose Bücher