Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt
war auch nicht unter dem braunen Sessel oder in der Nische hinter der Vitrine. Ich sah zu den Deckenleuchten hinauf, konnte aber nirgends seinen hervorlugenden Kopf entdecken. Ich sah in den Waschräumen nach, ob er dort versehentlich eingeschlossen worden war. Fehlanzeige.
»Hat jemand Dewey gesehen?«
Nein. Nein. Nein. Nein.
»Wer hat gestern Abend abgeschlossen?«
»Das war ich«, sagte Joy. »Aber da war er noch da. Ganz bestimmt.«
Ich wusste, dass Joy niemals vergessen würde, darauf zu achten. Sie war die einzige Bibliothekarin außer mir, die abends länger blieb, um mit unserem Kater Verstecken zu spielen.
»Gut, dann muss er irgendwo im Gebäude sein. Anscheinend hat er ein neues Versteck gefunden.«
Doch als ich aus meiner Mittagspause zurückkam, war Dewey immer noch nicht aufgetaucht. Er hatte auch sein Futter nicht angerührt. Ich begann, mir Sorgen zu machen.
»Wo steckt Dewey denn?«, fragte ein Besucher.
Das musste ungefähr der Zwanzigste gewesen sein, der das wissen wollte.
»Erzählt den Leuten, dass Dewey gerade ein bisschen kränkelt«, riet ich den anderen. »Wir müssen unsere Leser nicht beunruhigen.«
Anstatt am Abend gleich nach Hause zurückzukehren, fuhr ich eine halbe Stunde lang mit dem Auto in der Gegend herum. Ich erwartete nicht wirklich, eine rot getigerte Katze herumstreunen zu sehen, aber man weiß ja nie. Womöglich war er verletzt. Was, wenn er mich brauchte und ich ihn nicht fand? Ich fühlte mich mies, so als würde ich ihn im Stich lassen. Ich wusste, er konnte nicht weggelaufen sein, aber trotzdem …
Am nächsten Morgen wartete er nicht neben der Tür auf mich. Ich ging hinein. Es wirkte alles so kalt. Obwohl draußen über 30 °C waren, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte.
»Schaut überall nach«, bat ich die anderen.
Wir suchten in jeder Ecke, öffneten jeden Schrank und jede Schublade. Wir nahmen Bücher aus den Regalen in der Hoffnung, ihn dahinter zu finden. Wir leuchteten mit der Taschenlampe hinter die Wandregale. Manche von ihnen standen in einigen Zentimetern Abstand zur Wand. Vielleicht war Dewey auf einer seiner Runden zwischen Wand und Regal gefallen und steckengeblieben? Normalerweise passierte ihm so etwas nicht, doch sicher war sicher, und wir schauten lieber nach.
Der Wachmann, der hier nachts auch sauber machte! Er fiel mir ganz plötzlich ein und ich griff sofort zum Telefon.
»Hallo, Virgil! Hier ist Vicki von der Bücherei. Hast du letzte Nacht Dewey gesehen?«
»Wen?«
»Dewey, unseren Kater.«
»Nein, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Kann er an etwas gekommen sein, das ihm nicht bekommen ist? An ein Putzmittel zum Beispiel?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
Es widerstrebte mir, ihn das zu fragen, aber es musste sein.
»Lässt du manchmal nachts die Türen offen?«
Er zögerte etwas, bevor er antwortete. »Ich lasse immer die Hintertür offen, wenn ich den Müll raustrage.«
»Wie lange?«
»Vielleicht fünf Minuten.«
»Hast du sie vor zwei Nächten offen stehen lassen?«
»Das mache ich jede Nacht.«
Ich erschrak. Das musste es gewesen sein. Dewey wäre niemals einfach so durch eine offene Tür hinausspaziert. Aber wenn die Tür regelmäßig offen stand, sodass er Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, um die Gerüche zu analysieren …
»Glaubst du, er ist weggelaufen?«, erkundigte sich Virgil.
»Ja, Virgil, das nehme ich an.«
Wir teilten Schichten ein, sodass zwei von uns die Bücherei beaufsichtigen konnten, während die anderen draußen nach Dewey suchten. Unsere Stammleser merkten, dass etwas nicht stimmte.
»Wo ist Dewey?«
Mit der Zeit schwang in der Frage immer mehr Besorgnis mit. Wir erzählten den meisten, es sei alles in Ordnung. Nur einigen wenigen, die sehr oft kamen, verrieten wir, dass Dewey vermisst wurde. Bald suchten ein Dutzend Leute die nähere Umgebung nach ihm ab. Es sind so viele Menschen, und sie haben ihn alle so gern, sagte ich mir. Mit so vielen Helfern müssen wir ihn einfach finden! Doch ich irrte mich.
Ich verbrachte meine Mittagspausen damit, nach meinem Katerchen zu suchen. In der Bücherei führte er ein sehr behütetes Leben. Er war kein Kämpfer und beim Futter sehr wählerisch. Wie sollte er draußen nur überleben können?
Mithilfe freundlicher Fremder, beantwortete ich mir meine Frage selbst. Dewey vertraute den Menschen. Er würde nicht zögern, um Hilfe zu bitten.
Ich ging zu Mr. Fonley, dessen Blumengeschäft, wie die
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