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Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt

Titel: Mein Freund Dewey, der beruehmteste Kater der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Myron , Bret Witter
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Dewey und zum ersten Mal seit jenem kalten Januarmorgen ließ er es geduldig über sich ergehen. Überall klebte Motorenöl und es dauerte Monate, bis es endlich aus seinem langen Fell heraus war. Außerdem war ein Ohr eingerissen und auf seiner Nase prangte ein Kratzer. Behutsam reinigte ich die kleinen Wunden.
    War das eine andere Katze gewesen? Ein abstehender Draht? Der Unterboden eines Autos? Ich strich mit dem Finger über das verletzte Ohr, aber Dewey zuckte nicht einmal.
    »Was ist da draußen passiert?«, hätte ich ihn gerne gefragt, aber wir zwei hatten uns schon stillschweigend geeinigt, dass dieser Vorfall nie wieder zur Sprache kommen sollte.
    Jahre später, während der Treffen des Bücherei-Aufsichtsrats, ließ ich immer eine Tür offen. Cathy Greiner, ein Mitglied des Aufsichtsrats, fragte mich jedes Mal: »Haben Sie keine Angst, dass Dewey wegläuft?«
    Ich sah dann zu Dewey herunter, der zu jedem dieser Treffen kam, und er schaute zu mir hoch. Dieser Blick sagte mir deutlich, dass er nie mehr weglaufen würde. Warum konnten andere das nicht sehen?
    »Er geht nirgendwo hin«, erklärte ich ihr. »Er hat sein Leben der Bücherei geweiht.«
    Und so war es tatsächlich. Sechzehn Jahre lang kehrte Dewey kein einziges Mal in den Vorraum zurück. Er saß neben der Tür, vor allem morgens, aber er folgte den Besuchern nie mehr hinaus auf die Straße. Wenn die Tür geöffnet wurde und er draußen Lastwagen hörte, flitzte er ins Büro. Er wollte möglichst weit weg von den Lastwagen sein. Mit der Welt dort draußen war Dewey fertig. Er war ein Bücherei-Kater.

17
Beim Fotografen

    Ungefähr zwei Monate nach Deweys »Ausflug« sollte ein erstes offizielles Porträtfoto gemacht werden, und ich brachte ihn zum Fotografen. Ich könnte jetzt natürlich behaupten, dass ich es tat, weil ich bereits da spürte, dass Dewey einmal berühmt werden würde. Doch der wahre Grund für unseren Besuch war ein Sonderangebot des Fotostudios. Rick Krebsbach, Inhaber des Fotoateliers von Spencer, bot Tierfotos für zehn Dollar an.
    Dewey war so ein gemütlicher Kater, dass ich mir einredete, es wäre ein Kinderspiel, ihn von einem Fotografen in dessen Studio fotografieren zu lassen. Doch Dewey schien das Studio zu beunruhigen. Er drehte den Kopf nach allen Seiten und sah sich alles genau an. Ich setzte ihn in den Sessel, aber er sprang sofort wieder hinunter. Ich hob ihn hoch und setzte ihn nochmals hinein. Dann trat ich einen Schritt zurück. Dewey war verschwunden.
    »Er ist nervös«, sagte ich, während ich Dewey dabei zusah, wie er an einem Fotohintergrund schnüffelte. »Er kommt nicht viel aus der Bücherei raus.«
    »Das macht doch nichts«, sagte Rick, während Dewey seinen Kopf unter ein Kissen schob. »Neulich hat ein Hund versucht, in meine Kamera zu beißen. Ein anderer hat tatsächlich meine künstlichen Blumen gefressen. Und wenn ich mich richtig erinnere, hat er auch auf das Kissen da gekotzt.«
    Rasch nahm ich Dewey wieder auf den Arm. Immer noch sah er sich nach allen Seiten um und wirkte dabei eher nervös als interessiert.
    »Der eine oder andere hat sich vor lauter Aufregung sozusagen in die Hosen gemacht«, erzählte Rick. »Eine Decke musste ich schon wegwerfen. Für Dewey muss es hier wie in einem Zoo riechen.«
    »Er ist andere Tiere nicht gewohnt«, behauptete ich.
    In Wirklichkeit hatte er sie bisher nie beachtet. Den Blindenhund, der regelmäßig in die Bücherei kam, ignorierte er, und auch den Dalmatiner, der ihn fast täglich durch das große Fenster hindurch anstarrte. Was er hier empfand, war nicht Angst, sondern Verwirrung.
    »In der Bücherei weiß er, was von ihm erwartet wird. Aber er begreift nicht, was das hier ist.«
    »Lassen Sie ihm Zeit.«
    Mir fiel etwas ein. »Darf ich Dewey die Kamera zeigen?«
    »Wenn Sie meinen, dass es hilft.«
    In der Bücherei posierte Dewey ständig für Fotos, aber sie wurden mit den normalen, kleinen Kameras gemacht. Ricks Kamera war ein großer Apparat für Profis. So einen hatte Dewey noch nie zuvor gesehen, aber er lernte schnell.
    »Das ist eine Kamera, Dewey. Kamera. Wir sind hier, damit du fotografiert wirst.«
    Dewey schnupperte an der Linse. Er lehnte sich zurück und sah sie sich an. Dann schnupperte er abermals.
    Ich zeigte auf den Sessel. »Sessel. Setz dich in den Sessel.«
    Ich setzte ihn auf den Boden. Er beroch die Sesselbeine von unten nach oben und von oben nach unten, und die Sitzfläche zweimal. Dann sprang er hinauf und blickte direkt in

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